Lokalaugenschein am Terror-Tatort

Attentat von Paris treibt Le Pen neue Wähler zu

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Paris, zwei Tage nach dem Terror. Das Land zeigt sich vor der Wahl zerrissen.

„Ich werde wählen, aber ich weiß nicht wen. ­Macron? Fillon? Le Pen? Alle gleich schlecht“, sagt die 65-jährige Marie auf den Champs-Élysées in Paris, einen Tag vor der heutigen Präsidentschaftswahl zu ÖSTERREICH: „Ich wähle François Fillon, weil er der einzige Kandidat ist, der glaubhaft gegen den Terror kämpfen will“, sagt Jean. Der Pariser hält auf den Champs – dort, wo Donnerstag ein Polizist von einem Islamisten ermordet wurde – einen Zettel hoch: „Totaler Krieg gegen Nazi-
Islamisten.“

Wut und Stolz

Er nimmt Marine Le Pen in Schutz, sie sei „keine Antisemitin wie ihr Vater, aber sie hat nicht Fillons Erfahrung“. Die Franzosen lassen sich demonstrativ nicht vom Terror einschüchtern. Sie spazieren durch Paris, besuchen Lokale, lassen sich ihren Lebensstil nicht nehmen: „Der einzige Kandidat, der unsere ­Seele bewahren kann, ist Macron“, sagt Luise, die neben der Prachtstraße wohnt.

Aber viele ihrer „bürger­lichen Bekannten wollen jetzt die Extremen, also Le Pen wählen“. Auch einige Junge aus den Pariser Vororten sind zum Anschlagsort gekommen. Sie machen Selfies und wählen Jean-Luc Mélenchon, den Ex-Trotzkisten. Die Jugendarbeitslosigkeit in Frankreich liegt bei 24 Prozent. „Warum seid ihr hier? Um die Terroristen zu würdigen?“, schreit eine ältere Frau junge Migranten aus Nordafrika an. „Weil das Frankreich ist und wir die gleichen Rechte haben, wie Sie!“ Stunden vor der Wahl zeigt sich Frankreich zerrissener denn je.

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