Mubarak kandidiert nicht mehr

Die möglichen Ägypten-Szenarien

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Ägyptens Präsident Mubarak will bis September im Amt bleiben. Hier die möglichen Szenarien.

Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak hat zwar den Verzicht auf eine weitere Amtszeit angekündigt, einen sofortigen Rücktritt aber abgelehnt. Mubaraks Angebot, bis zur Präsidentenwahl im September Schritte für eine friedliche Machtübergabe einzuleiten, stieß allerdings auf Ablehnung bei vielen Demonstranten, die weiterhin den sofortigen Rücktritt des 82-Jährigen fordern. Es folgen mögliche Szenarien wie es in Ägypten weitergehen könnte:

 KANN MUBARAK BIS SEPTEMBER BLEIBEN?
Es gilt als sehr unwahrscheinlich, dass Mubarak sich bis zu den Präsidentenwahlen im September im Amt halten kann. Viele Demonstranten auf dem Tahrir-Platz, dem Zentrum des Protests in der Hauptstadt Kairo, forderten auch nach der Rede Mubaraks den sofortigen Abgang des Präsidenten. "Er wird gehen, wir werden nicht gehen", sangen sie lautstark. Mehr als eine Million Ägypter hatten mit Protesten im ganzen Land am Dienstag den Druck auf den zunehmend isolierten Präsidenten erhöht. Die Demonstranten zeigen keinerlei Anzeichen, vor Erreichen ihres Ziels aufgeben zu wollen.

  WAS PASSIERT, WENN MUBARAK ABGESETZT WIRD?
Wenn Mubarak von den Demonstranten aus dem Amt gedrängt wird, könnte Ägypten zwei verschiedene Wege einschlagen. Das Militär könnte die Verantwortung übernehmen, entweder mit Mubaraks neuem Vize-Präsidenten Omar Suleiman an der Spitze oder - falls sich dieser als untragbar erweist - mit einem anderen Befehlshaber. Der andere Weg könnte eine Übergangsregierung sein, die wahrscheinlich zunächst eng mit dem Militär kooperieren würde. Sie könnte die Geschäfte solange führen, bis nach demokratischen Wahlen eine vom Volk legitimierte Regierung das Ruder übernimmt.

 KANN DAS MILITÄR SEINE MACHT BEHALTEN?
Die Mehrzahl der Demonstranten beharrt darauf, dass weder Suleiman noch andere Mubarak-Vertraute akzeptabel sind. "Hosni Mubarak, Omar Suleiman, ihr seid beide Agenten der USA", riefen Oppositionelle bei den Protesten. Das Militär könnte versuchen, anstatt Suleiman eine andere Führungsperson auf den Präsidentenstuhl zu hieven. In diesem Zusammenhang taucht häufiger der Name von Stabschef Sami Enan auf.

 WENN NICHT DAS MILITÄR, WER DANN?
Die registrierten Oppositionsparteien wurden unter Mubarak stark geschwächt. Die in den vergangenen Jahren entstandenen Protestgruppen haben sich als umtriebiger erwiesen. Zudem tauchten in der Protestbewegung einflussreiche Intellektuelle auf wie die Nobelpreisträger Mohammed ElBaradei (Frieden/2005) und Ahmed Zewail (Chemie/1999). Die einzige Gruppe mit einem gut organisierten nationalen Netzwerk sind jedoch die islamistischen Muslimbrüder. Experten schätzen, dass sie von 20 bis 40 Prozent der Bevölkerung unterstützt werden. Ohne freie Wahlen und verlässliche Meinungsumfragen ist dies jedoch nur sehr schwer einzuschätzen.
 

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