Noch vor Wochenende

BP will mit kleinerer Kuppel Öl bekämpfen

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Gegenseitige Schuldzuweisungen vor Anhörungen zu Unfallursache.

Im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko setzt der Konzern BP nun auf eine kleine Stahlkuppel. Sie soll noch vor Ende dieser Woche über das Haupt-Leck in 1500 Meter Tiefe gestülpt werden, wie BP-Manager Doug Suttles am Montag (Ortszeit) sagte. Ein Versuch mit einem deutlich größeren Stahl-Container war vergangenes Wochenende gescheitert. US-Präsident Barack Obama beriet indes mit einem Krisenstab über das weitere Vorgehen.

Krisenstab unter Obama
An der Sitzung im Lageraum des Weißen Hauses nahmen nach offiziellen Angaben vor allem die Minister für Verteidigung, Innere Sicherheit, Energie und Inneres teil. Der Präsident habe eine Delegation unter Leitung seines Energieministers, Physiknobelpreisträger Steven Chu, an die Golfküste entsandt, um den britischen Konzern BP zu drängen, in seinen Bemühungen nach einer Lösung nicht nachzulassen, erklärte das Weiße Haus. Obama werde sich weiterhin dafür einsetzen, dass BP nicht nur für die Kosten für die Beseitigung der Ölpest aufkommen werde, sondern auch für alle Entschädigungszahlungen.

Gegenseitige Schuldzuweisungen
In New Orleans sollten am Dienstag die offiziellen Untersuchungen zur Unfallsursache anlaufen. Zum Auftakt hält die Küstenwache Anhörungen ab. Am selben Tag soll der Chef von BP Amerika, Lamar McKay, vor dem Energieausschuss des Senats in Washington zur Zukunft der Ölförderung vor den US-Küsten aussagen. Im Vorfeld der Anhörungen gab es gegenseitige Schuldzuweisungen zwischen BP, der Betreiberfirma Transocean und dem Dienstleister Halliburton. BP-Manager wollten in den Anhörungen darauf hinweisen, dass ein Abstellventil ("Blowout Preventer") von Transocean versagt habe. Außerdem wurde vermutet, dass möglicherweise Arbeiten von Halliburton-Mitarbeitern am Bohrloch etwas mit dem Unglück zu tun haben könnten.

Am Dienstag vor drei Wochen war die von BP geleaste Plattform "Deepwater Horizon" explodiert, zwei Tage später sank sie. Seitdem sprudeln täglich aus zwei Lecks mindestens 700 Tonnen Rohöl in den Golf von Mexiko.

Heftige Winde
Zu schaffen macht den Behörden US-Medien zufolge das Wetter: Heftige Winde könnten in den kommenden Tagen Teile des Ölteppiches in Richtung Mississippi-Delta drücken. Bisher die Küsten der südlichen Bundesstaaten am Golf vom Ölteppich so gut wie verschont geblieben.

Vergangene Woche war eine mehr als 100 Tonnen schwere Stahlkuppel über das Hauptleck gesenkt worden, um den Ölaustritt einzudämmen. Wegen der großen Kälte so tief im Meer bildeten sich in dem Behälter aber Kristalle aus Öl und Wasser, die die Öffnung an der Spitze verstopften. Dadurch wurde ein Absaugen des Öls verhindert.

Plan B in Arbeit
BP hofft, dass das Problem in der viel kleineren, nur rund zwei Tonnen schweren Kuppel-Variante nicht auftaucht - schon deshalb nicht, weil der Behälter deutlich weniger Wasser-Öl-Gemisch fasst. Außerdem sollen zusätzlich heißes Wasser und Methanol zur Verhinderung der Kristall-Bildung eingeleitet werden. Der Ölriese arbeitet außerdem an einem Plan zum Verstopfen der Öl-Quelle.

Dabei sollen Gummistücke wie zum Beispiel Teile alter Autoreifen oder Golfbälle unter Hochdruck in das tonnenschwere Sicherheitsventil auf der Quelle geschossen werden. Diese Methode wird als "Junk Shot" (Müll-Beschuss) bezeichnet. Sie könnte nach BP- Angaben in zehn bis 14 Tagen zum Einsatz kommen.

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