Türkei-Beben

Baby aus Trümmern in Ercis gerettet

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Auch Mutter und Großmutter des Babys konnten lebend gerettet werden.

Türkische Rettungsmannschaften haben 47 Stunden nach dem Erdbeben im Osten der Türkei ein Neugeborenes aus den Trümmern eines eingestürzten Hauses gerettet. Das wenige Tage alte Baby wurde in eine improvisierte Krankenstation in Ercis gebracht. "Es ist gesund und es wird leben", sagte der behandelnde Arzt der Nachrichtenagentur dpa in der Stadt. Das Kind bewege Arme und Beine. Auch die Mutter und die Großmutter des Kindes konnten lebend aus den Trümmern gerettet werden.

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Bereits zuvor haben Rettungsmannschaften sieben weitere Verschüttete lebend geborgen. "Es war wie das Jüngste Gericht", schilderte der 18-jährige Mesut Özan Yilmaz dem Sender CNN Türk seine Eindrücke von den 32 Stunden, die er lebend unter den Trümmern eines Teehauses begraben war.

Trotz dieser vereinzelten Lichtblicke schwindet die Hoffnung auf weitere Überlebende. Rettungskräfte suchten die Nacht zum Dienstag hindurch unter Flutlicht in den Trümmern der eingestürzten Gebäude. Die Bewohner der Unglücksregion im Osten der Türkei verbrachten bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt die zweite Nacht im Freien.



7,2 nach Richter

"Ich zittere immer noch vor Angst. Solange die Nachbeben andauern, bleiben wir auf der Straße", sagte eine Frau, während sie sich vor einem Feuer im Stadtzentrum von Van wärmte. Die Menschen suchten in Autos, Zelten oder unter Decken Schutz vor der nächtlichen Kälte.

Die Zahl der Toten hat sich am Dienstag auf 366 erhöht. Mehr als 1.300 Menschen seien verletzt, berichtete der Fernsehsender CNN-Türk unter Berufung auf den Krisenstab der Regierung. Rettungshelfer setzten die Suche nach möglichen Überlebenden und Toten in den Trümmern eingestürzter Gebäude fort.

Das Erdbeben der Stärke 7,2 zerstörte am Sonntag Teile der östlichen Provinz Van. Inzwischen setzen die Behörden die Zahl der kaputten Häuser mit 2.262 deutlich höher an als zuvor. Am Vortag hieß es noch, 970 Gebäude seien zerstört.

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11.000 Zelte

Der türkische Rote Halbmond will die Situation der Menschen mit insgesamt mehr als 11.000 Zelten verbessern. Bisher habe die Hilfsorganisation 452 Zeltlager aufgebaut, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi am Montag. Bei Einbruch der Dunkelheit waren in der am stärksten betroffenen Stadt Ercis und den Vororten weiter mehrere tausend Menschen an Lagerfeuern ohne weiteren Schutz. Rettungskräfte zogen am Montag weitere Menschen aus den Trümmern eingestürzter Gebäude und brachten sie in Krankenhäuser.

Einen Tag nach dem Beben sagte der Innenminister Idris Naim Sahin, die am Vortag von der Istanbuler Erdbebenwarte Kandilli befürchtete Zahl von 1.000 Toten werde nicht erreicht. Am Dienstagabend waren rund 400 Tote aus den Trümmern geborgen.
Die türkische Regierung schickte mehr als 1200 Helfer in die Provinz Van, die mehrheitlich von Kurden bewohnt wird. Sie liegt im Südosten des Landes und grenzt an den Iran. Das Beben vom Sonntag hatte eine Stärke von 7,2.

Mehrere Verschüttete wurden lebend aus den Trümmern gezogen. Bei den Rettungsarbeiten wurde auch schweres Räumgerät eingesetzt. Die schwersten Zerstörungen gab es in Ercis. Der Krisenstab der Regierung erklärte, im Erdbebengebiet seien etwa 970 Gebäude zerstört worden.

Hilfslieferungen
Aus dem ganzen Land wurden Ärzte und Helfer in die Region gebracht, um die Verletzten zu versorgen. Regierungschef Recep Tayyip Erdogan versprach in der Nacht zum Montag in der Provinzhauptstadt Van einen verstärkten Hilfseinsatz der Armee. "Wir werden keinen Bürger in der Kälte lassen." Am Montag protestierten nach Einbruch der Dunkelheit mehrere Familien in Ercis, weil sie keine Zelte bekommen hatten. In der Region waren am Abend noch immer Tausende Menschen ohne Zelte, sagten Augenzeugen.

Aserbaidschan, Bulgarien und der Iran schickten Hilfe in die Türkei, obwohl Ankara erklärt hat, mit der Lage selbst fertig zu werden. Die Regierung akzeptierte aber die Hilfsangebote, weil sie bereits am Vortag auf den Weg gebracht worden waren. Auch die EU bot Hilfe an.

Kontakt
Das Österreichische Rote Kreuz (RK) steht in Kontakt mit seiner Schwesterorganisation, dem Türkischen Roten Halbmond. "Wir sind selbstverständlich in ständigem Kontakt mit unseren türkischen Kollegen, haben unsere Unterstützung angeboten und stehen bei Bedarf sowohl mit Personal als auch mit Hilfsgütern bereit", erklärte RK-Generalsekretär Wolfgang Kopetzky am Montag.
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