Bangkok/Thailand

Rothemden-General tot nach Kopfschuss

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Dass eine der Schlüsselfiguren im bewaffneten Kampf der Opposition umgekommen ist, dürfte die Lage noch weiter anheizen. Unterdessen läuft ein Ultimatum der Regierung aus.

Hinter brennenden Barrikaden und Wällen aus Sandsäcken haben sich die Fronten im Machtkampf in Thailand am Montag weiter verhärtet. Rund 5.000 Oppositionelle ließen das jüngste Ultimatum der Armee zum Abzug aus dem besetzten Geschäftsviertel am Nachmittag verstreichen. Auf Militärhubschrauber, die Flugblätter mit einem Angebot zu freiem Geleit abwarfen, schossen die Regierungsgegner mit Feuerwerkskörpern und selbst gebauten Raketen.

36 Tote, 300 verletzt
In dem Gebiet an der Ratchaprasong-Straße hielten sich nach wie vor auch Frauen und Kinder auf. "Wir bleiben friedlich hier", sagte Jatuporn Prompan, ein Anführer des Oppositionsbündnisses UDD. "Wenn die Regierung Demonstranten erschießt, löst das die Probleme nicht." Bei den jüngsten Unruhen waren bis Montag mindestens 36 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 300 verletzt worden.

Die Demonstranten hatten Verhandlungen angeboten, falls die Soldaten abgezogen würden - allerdings nur bei Vermittlung durch UNO-Diplomaten. Die Forderung erhob zuerst der Mentor der "Rothemden", der ins Exil geflüchtete Ex-Regierungschef Thaksin Shinawatra: "Ich rufe die Vereinten Nationen zur Vermittlung auf", schrieb er. "Die Organisation sollte sich nicht von einem Ministerpräsidenten zum Schweigen bringen lassen, der nicht versteht, dass das Recht auf Leben ein universelles Gut ist." Die Regierung verlangte ihrerseits einen ersten Schritt der Demonstranten: "Die Rothemden müssen das Protestgelände räumen und dürfen Soldaten und Unschuldige nicht mehr angreifen", entgegnete Regierungssprecher Panithan Wattanayakorn.

Neue Fronten
Einigen "Rothemden" gelang es, neue Fronten an anderen Kreuzungen aufzumachen. Sie setzten dort Gummireifen in Brand. Die Soldaten rückten vor und schossen, um die Kreuzungen zu verteidigen. Im Lokalfernsehen waren mehrere Verwundete zu sehen. An der Rama IV-Straße stand ein verlassener Tanklaster zwischen den Linien.

Durch diese Scharmützel abgelenkt, gelang es ihnen nicht, die Schlinge um das besetzte Gebiet um die Ratchaprasong-Straße enger zu ziehen. Für die Menschen, die dort seit Ostern kampieren, wird die Lage immer unangenehmer. Es ist zusehends schwieriger, Nahrungsmittel und Wasser zu besorgen. Protestführer Weng Tojirakarn warnte die Demonstranten davor, Geschäfte zu plündern, wie die Zeitung "Nation" berichtete. "Sonst hassen uns die Leute." In dem Geschäftsviertel leben nach Regierungsangaben noch mehr als 30.000 Menschen.

Rothemden-General erschossen
Unterdessen brach sich der Konflikt auch in weiteren Landesteilen Bahn. In den Provinzen Phayao und Ubon Ratchathani im Norden und Nordosten setzten Demonstranten aus Solidarität Reifen in Brand. Der Ausnahmezustand wurde daraufhin auf 22 Provinzen ausgeweitet, Versammlungen von mehr als fünf Menschen sind verboten.

In der Früh war der zu den Rothemden übergelaufene General Khattiya Sawasdiphol (58) Verletzungen erlegen, die er vier Tage zuvor bei einem Attentat erlitten hatte. Ein Scharfschütze hatte Khattiya in den Kopf geschossen, während er mit ausländischen Journalisten sprach. "Die Rothemden haben zwar keinen Anführer für ihre paramilitärische Truppe mehr, aber noch einen langen Atem", meinte der stellvertretende Chef der Regierungspartei, Kraisakv Choonhavan.

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