Müll-Krise in Neapel

Berlusconi stoppt Bau der Mülldeponie

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Die Proteste gegen die umstrittene Deponie gehen trotzdem weiter.

Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi hat ein baldiges Ende des Müllchaos von Neapel verkündet. Berlusconi war am Freitag überraschend vom EU-Gipfel in Brüssel direkt nach Neapel gereist und hatte sich am Abend in einer Sondersitzung mit den Bürgermeistern der 18 betroffenen Ortschaften im Nationalpark am Vesuv getroffen. Ungeachtet der Ankündigung dauern die Proteste in der Region aber an.

Protest nicht abgesagt
"Wir können unseren Widerstand nicht einstellen, solange wir nicht konkrete Ergebnisse sehen und das Wohl der Bevölkerung respektiert wird", erklärten Demonstranten der "Bewegung zum Schutz des Gebiets rund um den Vesuv" am Samstag. Der für den Nachmittag geplante Protestumzug gegen die Müllhalden werde nicht abgesagt.

Ausschreitungen
In den vergangenen Wochen war es zu teilweise gewalttätigen Ausschreitungen zwischen der Bevölkerung und der Polizei gekommen. Zahlreiche Menschen waren verletzt, zahlreiche Müllautos in Brand gesetzt worden. Unterdessen türmen sich in Neapel und Umgebung derzeit wieder über 2000 Tonnen Müll auf den Straßen.

Deponie wird geschlossen
In dem Gespräch mit den Bürgermeistern hatte sich Berlusconi unter anderem verpflichtet, bis Ende der kommenden Woche die umstrittene Öffnung der Deponie Cava Vitiello bei Terzigno zurückzunehmen. Wohin der Müll stattdessen gebracht werden soll, blieb aber offen. Außerdem wolle man dafür sorgen, dass in der Deponie Sari nur noch trockener Müll abgeladen werde, der nicht zu stinkendem Sickerwasser führen könne, habe Berlusconi erklärt. Die Bürgermeister hätten im Gegenzug versprochen, für ein sofortiges Ende der seit Tagen andauernden Proteste zu sorgen.

Grundwasser belastet
Doch die Bewohner von Terzigno sind weiter besorgt. Das Grundwasser der Gegend weise teilweise schlechtere Werte auf als das Sickerwasser der Müllhalde selbst, kommentierten die Demonstranten die Einigung zwischen Regierung und Bürgermeistern. Sie forderten daher nicht nur das Versprechen, keine weiteren Deponien im Nationalpark zu öffnen, sondern auch die sofortige Schließung der Mülldeponie Sari.

Auch in Giugliano im Nordwesten von Neapel entbrannten unterdessen Anti-Müll-Demonstrationen. Stein des Anstoßes ist hier die Wiederöffnung einer Deponie, in der bereits sechs Millionen Tonnen Müll gelagert werden, berichteten italienische Medien. Der Bevölkerung sei hingegen im Zuge der letzten Müllkrise, die Berlusconi 2008 vorübergehend bewältigt hatte, versprochen worden, die Halde endgültig zu schließen.

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