CIA-Boss packt aus

Bin Laden starb, weil er Hände nicht hob

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Verschwörungstheorien blühen. Wann treten die USA den Fotobeweis für Osamas Tod an?

Jetzt werden immer Details der US-Kommandoaktion im pakistanischen Abbottabad bekannt, die zum Tod des meistgesuchten Terroristen der Welt führte. Wie CIA-Chef Panetta nun im "Time"-Magazin erklärte, starb Osama Bin Laden, weil er sich weigerte, seine Hände in die Höhe zu heben. "Hätte er die Hände hoch gehoben und sich ergeben, hätten wir ihn festgenommen. Doch dazu kam es nicht". In dem Fall hieß der Befehl, Bin Laden zu töten, so Panetta. Kurz später meldete der CIA-Boss ins Weiße Haus: "Geronimo Echo Kilo India Alpha": Die Buchstaben stehen für "Enemy Killed In Action" - Feind im Kampf getötet. Nun ist auch bestätigt, dass Bin Laden nicht bewaffnet war.

Wann treten USA Fotobeweis an?
Das verstümmelte, blutige Gesicht mit dichtem Bart hätte dem toten Osama bin Laden gehören können. Mehrere pakistanische Fernsehsender zeigten dieses Bild, als der Al-Kaida-Chef von einem US-Kommando erschossen wurde. Kurz darauf mussten die Sender zurückrudern - sie waren einer Fälschung aufgesessen.

Bin Laden starb, weil er Hände nicht hob
© oe24

Gefälschtes Bild: Dies ist nicht Osama Bin Laden (c) AP

Der Wunsch nach Beweisen für den Tod des meistgesuchten Terroristen der Welt ist groß, doch die USA halten sich (noch)  zurück. Schon sind Verschwörungstheoretiker am Werk, die Lücken mit kruden Erklärungen zu füllen.
 

Anblick ist "grauenvoll"
Im Weißen Haus diskutierten Mitarbeiter von Präsident Barack Obama, ob sie Fotos des toten Bin Laden veröffentlichen sollten. Die Bilder des in den Kopf geschossenen Al-Kaida-Chefs seien "grauenvoll", sagte Sprecher Jay Carney. Obamas Anti-Terror-Berater John Brennan hatte zuvor eine Veröffentlichung nicht ausgeschlossen, um Zweifel am Tod des Drahtziehers der Anschläge vom 11. September 2001 auszuräumen. Auch Videomaterial von der Kommandoaktion und Bilder des Seebegräbnisses könnten gezeigt werden.

Dilemma
Die US-Regierung steht vor einem Dilemma: Einerseits verlangt die Welt nach Klarheit, andererseits fürchtet sich Washington vor den Reaktionen in der islamischen Welt. Dabei griffen die USA bereits öfter zum Foto als Beweismittel für das Ableben von Erzfeinden: Während des Irak-Kriegs veröffentlichten sie 2003 schockierende Bilder von Saddam Husseins getöteten Söhnen Udai und Kusai, die schwer entstellt waren. Im Juni 2006 zeigte das US-Militär Fotos des bei einem Bombenangriff umgekommenen irakischen Al-Kaida-Chefs Abu Mussab al-Zarkawi. Ein Bild vom gehängten Saddam Hussein sickerte im Jänner 2007 ebenfalls durch, auch wenn die damalige US-Regierung sich darüber unglücklich zeigte.

 Das Weiße Haus sagt, Bin Laden sei eindeutig identifiziert worden: Vor Ort nach dem Feuergefecht, mit einer ausgeklügelten Fotoerkennungstechnik, schließlich zu 99,9 Prozent per DNA-Test. Doch selbst wenn die US-Regierung dies alles veröffentlichen würde - ganz unterbinden wird sie die Spekulationen ohnehin nicht können.

Obama populär wie nie
Obamas Popularität ist ersten Umfragen zufolge in die Höhe geschnellt. Laut "Washington Post" liegt der Präsident nun bei 56 %. Das ist ein Plus von fast 10 %. Der Tod von Osama Bin Laden nimmt seinen schärfsten Kritikern den Wind aus den Segeln. Vor allem Republikaner hatten Obama wiederholt für seine zu unentschlossenen Auslands-Politik gerügt.
 

Bush feiert nicht mit Obama zusammen
Der ehemalige US-Präsident George W. Bush hat unterdessen eine Einladung seines Nachfolgers Barack Obama zum gemeinsamen Besuch von Ground Zero in New York ausgeschlagen. "Präsident Bush wird am Donnerstag nicht zugegen sein", zitierte die "New York Times" am Mittwoch Bushs Sprecher David Sherzer.

Gedenken an Ground Zero
Obama will sich am Donnerstag - vier Tage nach der Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden durch ein US-Sonderkommando in Pakistan - mit Angehörigen der Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 treffen. Bin Laden gilt als Hauptdrahtzieher der Anschläge, bei denen allein in New York etwa 2.600 Menschen ums Leben gekommen waren.

56 Millionen Euro sahen Obamas Rede
Mehr als 56 Millionen Amerikaner verfolgten die Ansprache von US-Präsident Barack Obama zur Tötung von Terroristenführer Osama bin Laden mit. Das gab das Marktforschungsunternehmen Nielsen am Dienstag bekannt. Die neunminütige Rede am Sonntag kurz vor Mitternacht (US-Ostküstenzeit) war von neun Fernsehsendern live übertragen worden, berichtete das US-Branchenblatt "Variety".

Trotz der späten Sendezeit war die Einschaltquote mehr als doppelt so hoch wie bei Obamas Ansprache zum Konflikt in Libyen Ende März. Im Dezember 2009 waren rund 40 Millionen Menschen dabei, als Obama seine Pläne für Afghanistan in einer Fernsehansprache vorstellte. Zum Vergleich: Der Superbowl 2011 im Februar war die meistgesehene Sendung in der US-Fernsehgeschichte. 111 Millionen Zuschauer verfolgten das Endspiel der National Football League NFL am Bildschirm mit.

Versteck abgeriegelt
Im pakistanischen Abbottabad hat die Polizei am Mittwoch rings um das Anwesen, in dem Terrorchef Osama bin Laden aufgespürt und getötet wurde, die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Nachdem am Vortag hunderte Menschen zu dem Gelände geströmt waren, sperrte die Polizei das Gebiet am Mittwoch in der Früh für die Öffentlichkeit und für Medienvertreter weitläufig ab.




 

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Die Anschläge vom 11. September 2001

US-Kommando: Hier wurde Bin Laden getötet

Meistgesuchter Mensch: Das war Osama bin Laden

Osama bin Laden wurde vor 54 Jahren als Sohn von Mohammed bin Laden geboren, einem saudiarabischen Großunternehmer.

Im Haus des gläubigen Baumagnaten gingen hunderte von Moslems ein und aus, darunter wichtige islamische Schriftgelehrte, die den jungen Osama schon damals beeindruckt haben sollen.

Zunächst ging er an die renommierte Universität von Jeddah, um Bauingenieurswissenschaften zu studieren.

Doch ab 1973 wandte er sich islamistischen Gruppen zu und dürfte sich von da an zunehmend radikalisiert haben.

Nach der sowjetischen Invasion in Afghanistan ging Bin Laden ins Nachbarland Pakistan, wo er mehrere Führer der afghanischen Widerstandsbewegung traf. Dem späteren Präsidenten Burhanuddin Rabbani bot er damals seine Hilfe an.

Der erste große Anschlag, der Bin Laden zur Last gelegt wird, waren die Bombenattentate auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania, bei denen im August 1998 insgesamt 224 Menschen getötet wurden.

1999 setzte ihn die US-Bundespolizei auf die Liste der zehn meistgesuchten Verbrecher der Welt.

Auch für den Sprengstoffanschlag auf das US-Kriegsschiff USS Cole vor der Küste Jemens, bei dem im Oktober 2000 17 US-Soldaten getötet wurden, wurde Bin Laden verantwortlich gemacht.

Am 11. September 2001 schließlich starben bei den Terroranschlägen in den USA fast 3000 Menschen. In einem am 9. September 2002 vom katarischen Sender Al Jazeera ausgestrahlten Interview bekannte sich Bin Laden zu den Attentaten.