Somalia

Blutbad bei Befreiung von Geheim-Agent

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Agent als Geisel von "Terroristen". Französische Armee metzelt Entführer nieder.

In Somalia ist die gewaltsame Befreiung einer französischen Geisel gescheitert. Während das Verteidigungsministerium in Paris am Samstag mitteilte, bei einem nächtlichen Einsatz der französischen Armee im Süden des Landes seien die Geisel, zwei französische Soldaten und 17 "Terroristen" getötet worden, erklärten die islamistischen Entführer, der Mann sei noch am Leben. Über sein Schicksal solle "binnen zwei Tagen" entscheiden werden.

Das französische Verteidigungsministerium teilte mit, die Geisel sei von ihren Entführern umgebracht worden. Die islamistische Al-Shabaab-Miliz erklärte, nun auch einen verletzten französischen Soldaten festzuhalten. Zuvor hatte bereits ein Islamistensprecher der Nachrichtenagentur AFP am Telefon den Fehlschlag der Militäraktion in der Stadt Bulomarer bestätigt. Laut einem Einwohner kamen auch drei Zivilisten bei dem Einsatz ums Leben.

Undercover
Der französische Geheimdienstagent Denis Allex war am 14. Juli 2009 gemeinsam mit einem Kollegen aus einem Hotel in der Hauptstadt Mogadischu entführt worden. Dem Kollegen gelang später die Flucht. Nach offiziellen Angaben waren die beiden Männer an der Ausbildung der somalischen Polizei und Präsidentengarde beteiligt. Bei dem Namen Denis Allex handelt es sich womöglich um einen Decknamen.

Für die Freilassung von Allex hatten die Islamisten eine Reihe von Forderungen gestellt. So verlangten sie, dass Frankreich seine Unterstützung für die somalische Regierung Somalias einstellt und die Afrikanische Union ihre Friedenstruppen aus Somalia abzieht. Die Soldaten unterstützen in dem weitgehend rechtlosen Land am Horn von Afrika den Kampf gegen die Rebellen

Im Oktober tauchte auf einer islamistischen Internetseite ein Video auf, in dem Allex um sein Leben fürchtete und den französischen Präsidenten Francois Hollande um Verhandlungen für seine Freilassung bat. Hollande sagte damals Gespräche zu.

Spezial-Einsatz
Bei dem Einsatz zur Befreiung von Allex sei es zu schweren Gefechten gekommen, so das Verteidigungsministerium in Paris. Die Entführer hätten den Franzosen unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten. Deshalb habe sich die Regierung zu dem Einsatz entschlossen. Der Fernsehsender BFM berichtete, bei der Aktion in Bulomarer, rund 110 Kilometer südlich von Mogadischu, seien auch Hubschrauber eingesetzt worden.

Die Al-Shabaab-Miliz wurde 1998 als Kampfeinheit innerhalb der sogenannten "Union islamischer Gerichte" gegründet. Diese hatte - allerdings durch rigorose Anwendung der Scharia - für etwas Ordnung gesorgt, nachdem sie eine von den USA unterstützte Warlord-Allianz geschlagen hatte. Verschiedene Warlords hatten seit dem Sturz von General Siad Barre 1991 Chaos und Anarchie verbreitet. Die äthiopische Militärintervention in Somalia 2006-09 führte zum Erstarken der Al-Shabaab, welche die fast machtlose, UNO-unterstützte Übergangsregierung bekämpfte. Im Vorjahr erzielten Armee und die AMISOM-Truppen der Afrikanischen Union (AU) im Kampf gegen die Al-Shabaab gewisse Erfolge: Mogadischu und die Hafenstadt Kismayo - letzte große Al-Shabaab-Hochburg - sind nun frei von Rebellen. Erstmals in 20 Jahren formierte sich ein Parlament formell, das einen Präsidenten wählte, und eine neue Regierung wurde gebildet.

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