Boston

Boston-Bomber: Video des Verdächtigen

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Der Täter wurde gefilmt, als er die Bombe deponierte und dann verschwand.

Durchbruch der FBI-Ermittlungen bei der Jagd nach dem Boston-Bomber. Die Task-Force (1.000 Mann) hatte bei den größten Ermittlungen seit dem 11. September 2001 den Täter auf Videoaufnahmen einer Überwachungskamera des Kaufhauses „Lord & Taylor“ identifiziert. Das FBI kennt also den Bomber.

Auf Video: Täter platziert die Bombe
Bisherige Infos: Auf dem Video ist ein Mann „mit dunkler Hautfarbe“ zu sehen. Er trägt eine schwarze Nylontasche, in der eine der beiden Bomben transportiert wird. Er stellt das Paket vorsichtig mitten im Zuschauerbereich ab. Sofort verschwindet er. Kurz darauf explodieren die Sprengsätze, drei Menschen verlieren ihr Leben.

Bomben mit Nägeln und Schrot gefüllt
Hochspannung gab es vor einer Pressekonferenz mit FBI-Ermittlungsleiter Richard DesLauriers (53). Sie war für Mittwoch, 17 Uhr Ortszeit (23 Uhr bei uns) angesetzt – angeblich wollten die Ermittler den Täter präsentieren.

Doch knapp vor Redaktionsschluss wurde die Konferenz plötzlich auf unbestimmte Zeit verschoben. Alle Gerüchte bezüglich einer ersten Verhaftung wurden dementiert. Wer hinter den Anschlägen steht, blieb also vorerst unklar. Erste Indizien deuteten auf „heimischen US-Terror“ hin.

Davor waren makabere technische Details bekannt: Die Todesbombe wurde per Eier-Uhr gezündet. Die Terroristen füllten einen „Kelomat“ der spanischen Firma „Fagor“ mit Schwarzpulver und Metallteilen – Nägel, Metallkugeln und Schrotkörner.

Immer mehr Terror
Das machte die Bomben tödlich: Die Splitter zerrissen den Opfern das Gewebe und die Sehnen. Sie rasten mit 3.621 kmh durch die Zuschauermenge. Über ein Dutzend Amputationen führten Notärzte durch, bei einigen Opfern steckten 40 Metallteile im Körper.

Der nächste Alarm folgte gestern gegen 21.30 Uhr: Das Gerichtsgebäude in Boston wurde evakuiert. Angeblich wegen einer Bombendrohung. Dramatik auch in Washington: Ein Gift-Brief wurde an Präsident Obama verschickt – und abgefangen (s. rechts).

Bei der Jagd nach dem Boston-Bomber wurde FBI-Ermittlungschef Richard DesLauriers zum Star: 2011 fasste er den Mobster Whitey Bulger nach 16 Jahren Flucht, 2010 eskortierte er „Agentin 00-Sex“ Anna Chapman (31) nach Wien.

"Die ganze Stadt war komplett abgeriegelt"

41 Österreicher waren in Boston. „Auf dem Rückflug waren die Explosionen das Gesprächsthema Nummer eins“, erklärt Josef Glätzle (62) aus Tirol. Er war einer von 19 Teilnehmern einer Ruefa-Reisegruppe, die zum Laufereignis geflogen war. „Zum Glück ist niemandem etwas passiert“, sagt Reisebegleiter Josef Egger.

Polizisten mit Gewehren patroullieren die Stadt
Nach dem Anschlag hat sich alles verändert. „Plötzlich war die Stadt abgeriegelt, niemand kam mehr aus dem Hotel, Männer mit Maschinenpistolen patrouillierten“, berichtet Glätzle im Gespräch mit ÖSTERREICH. Auch am Flughafen wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Glätzle wurde mehrfach angehalten sogar auf der Gangway kontrolliert.

Anwalt Niko Vavrovsky: „In Boston herrschte eine Kombination aus Schock und Unsicherheit, ob noch etwas nachkommt.“ Für alle ist aber klar: Sie werden wieder starten. „Wenn Verrückte so etwas vorhaben, wird man sie wohl auch in Zukunft nicht stoppen können“, ist Anwalt Vavrovsky sicher.

Gift-Brief an Obama

Kein Ende des Terrors: Gestern wurde ein Gift-Brief an US-Präsident Barack Obama abgefangen. Das FBI hatte keine Zweifel: Bei der weißen, körnigen Substanz in dem Brief handelte es sich um die hochgiftige Pflanzensubstanz Rizin. Der Stoff wirkt in geringsten Dosen tödlich, das Einatmen führt zu Atemproblemen. Aber: Der Secret Service konnte das Schreiben vom Dienstag gerade noch abfangen – das bestätigte Regierungssprecher Jay Carney. Der Brief wurde in einer Poststelle außerhalb des Weißen Hauses gefunden.

Ein Verdächtiger, in dessen Rucksack die Polizei versiegelte Kuverts fand, wurde befragt. Angeblich wurden in Washington noch mehr verdächtige Sendungen gefunden. Auch der republikanische Senator Richard Shelby aus Alabama und sein demokratischer Kollege Carl Levin aus Michigan waren Adressaten von Postsendungen, die möglicherweise das gefährliche Gift enthielten. Der Senat musste zu Mittag kurz nach 12 Uhr geräumt werden.

Der verdächtige Brief an den US-Präsidenten hatte frappante Ähnlichkeit zu dem Schreiben, das erst am Vortag an US-Senator Roger Wicker gerichtet war, aber diesen nicht erreichte. Das Schreiben wurde bei einer Routinekontrolle gefunden. Ob es einen Zusammenhang zwischen den Brief-Sendungen mit dem Gift und dem Boston-Attentat gibt, stand zuerst nicht fest.

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