Chaos-Finish

Klima-Konferenz in Durban auf der Kippe

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Kein Ende der teilweise chaotisch verlaufenden Konferenz in Sicht.

Flüge müssen umgebucht werden, Sitzungen verschoben werden. Beim zunächst mit wenig Erwartungen bedachten Klimagipfel in Durban kann es einen großen Durchbruch für einen Weltklimavertrag bis 2015 geben. Aber auch ein Scheitern ist noch möglich. Die Abschlussverhandlungen gestalteten sich zunächst zunehmend chaotisch, eine Einigung auf einen Fahrplan für einen Weltklimavertrag ist aber weiterhin denkbar.

Viele Delegationen müssen eigentlich am Samstag abreisen und hatten nicht mit der Verlängerung der Konferenz gerechnet. Es wurde mit harten Verhandlungen bis in den Abend hinein gerechnet. Möglich ist weiterhin auch eine Vertagung der Konferenz auf kommendes Jahr. Wegen fehlender Entwürfe für Abschlusserklärungen und des Streits, ob große Klimaverschmutzer bis 2015 einem Fahrplan für einen rechtlich verbindlichen Klimavertrag zustimmen können, verzögerten sich wichtige Sitzungen immer wieder.

Verhärtete Fronten zwischen EU und anderen Großmächten
Staaten wie Indien, China und die USA hätten an ihrer Position nichts geändert, sie würden weiter einem Ergebnis im Weg stehen. Die EU fährt im Verbund mit rund 120 weiteren Staaten eine kompromisslose Strategie. Wenn die großen Blockierer sich nicht zu einem Fahrplan für ein rechtlich verbindliches Abkommen bis 2015 bekennen, drohen sie damit, den Klimagipfel platzen zu lassen. Dann stünde auch eine Fortführung des 2012 auslaufenden Kyoto-Prozesses bis zum Inkrafttreten eines Weltklimavertrages vor dem Aus. Zu dem Kyoto-Prozess bekennen sich aber ohnehin nur noch Staaten, die 15 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen ausmachen.

Der erste Vorschlag der südafrikanischen Konferenzpräsidentin für einen Weg zu einem erstmaligen Weltklimavertrag wurde von der EU und den kleinen Inselstaaten verworfen, weil er ihnen zu unverbindliche Ziele enthielt zur Bekämpfung der Erderwärmung. Der zweite Entwurf machte strengere Vorgaben. Bei Punkt sechs wird ein klares Bekenntnis zum Abschluss eines Weltklimavertrags bis spätestens 2015 abgegeben. Offen gelassen wird aber, wann er in Kraft treten soll.

Zähes Ringen um jedes Wort
Zudem wird von einem rechtlich verbindlichen Protokoll "oder einem anderen rechtlichen Instrument" gesprochen. Bei letzterem fehlt aber das Wort "verbindlich" - die Verpflichtung, bestimmte Minderungsziele beim CO2-Ausstoß zu erreichen, könnte so abgeschwächt werden. Unklar bleiben auch die Klimaschutzverpflichtungen bis 2015, also wie die Lücken bis zur Einigung auf einen Vertrag so gefüllt werden, dass die Treibhausgasausstöße nicht immer weiter steigen. Strittig ist auch, wie die Minderung der Ausstöße gemessen und verglichen werden soll.

"Da kommt es auf jedes Wort an", sagte Martin Kaiser, Leiter der Internationalen Klimapolitik bei Greenpeace. Er lobte den neuen Entwurf. Dieser sei es wert, verhandelt zu werden. Es wäre gut, wenn dieser Text unverändert zur Abstimmung in das abschließende Plenum der Konferenz ginge. Das Plenum sollte ursprünglich am Freitag beginnen, aber auch am Samstagvormittag war der Start nicht absehbar.

"Dann könnte die Welt bei der Schlussabstimmung sehen, auf welcher Seite die EU, China und Präsident Obama am Ende stehen", sagte Kaiser. Bei der Rechtsverbindlichkeit eines globalen Vertrags dürfe man auch für die USA keine Kompromisse machen. Kaiser forderte, das Kyoto-Protokoll nur bis 2017 zu verlängern, um so den Druck zu erhöhen, dass ein globales Klimaabkommen schon 2018 in Kraft treten könnte.

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