Ein Monat nach Unglück

Concordia: Abpumpen des Treibstoffs beginnt

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Spezial-Unternehmen will 2.000 Tonnen Treibstoff aus dem Wrack abpumpen.

Genau einen Monat nach der Havarie der "Costa Concordia" haben Einsatzkräfte des niederländischen Spezialunternehmens Smit Salvage am Montag mit dem Abpumpen des Treibstoffes begonnen. Das teilten die italienischen Behörden mit. Wegen Schlechtwetters waren die Arbeiten verschoben worden. Das Abpumpen wird voraussichtlich 28 Tage in Anspruch nehmen.

Das Kreuzfahrtschiff hat 2.400 Tonnen Treibstoff an Bord. Abgepumpt werden mehr als vier Fünftel davon aus den 15 Tanks der "Costa Concordia".

Bis zum 3. März sollen zehn internationale Gesellschaften einen Plan für die Bergung des am 13. Jänner vor der Insel Giglio havarierten Kreuzfahrtschiffes vorlegen. Der Auftrag soll Ende März von der Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere, Betreiber der "Costa Concordia", vergeben werden.

Gedenkfeier für Opfer
Für Montagabend ist in der Kirche der Insel Giglio einen Gedenkzeremonie für die Opfer des Unglücks vorgesehen. Bei der Havarie des Kreuzfahrtschiffs am 13. Jänner kamen vermutlich 32 Menschen ums Leben. Bis jetzt wurden 17 Leichen geborgen. Insgesamt befanden sich mehr als 4.200 Menschen an Bord, darunter 77 Österreicher. Die "Costa Concordia" war am 13. Jänner vom Hafen von Civitavecchia bei Rom zu einer Kreuzfahrt durch das westliche Mittelmeer ausgelaufen, wenige Stunden später schlug sie vor der toskanischen Insel Giglio leck.

Am Dienstag werden die ermittelnden Staatsanwälte der toskanischen Stadt Grosseto den Geschäftsführer der Costa Crociere, Pierluigi Foschi, vernehmen. Foschi machte Schiffskapitän Francesco Schettino für das Unglück verantwortlich.

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Schweres menschliches Versagen seitens des Kapitäns könnte nach Angaben des Eigners der "Costa Concordia" zur Havarie des Kreuzfahrtschiffes geführt haben.

"Es scheint, dass der Kommandant Beurteilungsfehler gemacht hat, die schwerste Folgen gehabt haben", teilte die in Genua ansässige Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere mit.

Sie ging damit auf Distanz zu Kapitän Francesco Schettino, der das Schiff mit mehr als 4.200 Menschen an Bord am Freitagabend zu dicht an die Insel Giglio vor der toskanischen Küste gesteuert haben soll, wo es auf einen Felsen lief und leckschlug.

Bergungsmannschaften setzten unterdessen am Montag in der Früh die Suche nach den noch vermissten Passagieren und Besatzungsmitgliedern fort.

Mehr als zwei Tage nach dem Kentern des Schiffes wurden immer noch 15 Menschen vermisst.

Unterdessen wurde auch mit den Vorbereitungen für ein Leerpumpen der Öltanks der "Costa Concordia" begonnen.

Die niederländische Bergungsfirma Smit sei vom Eigner und dem Versicherer des Kreuzfahrtschiffs mit den Pumparbeiten beauftragt worden.

Der Kapitän sitzt seit Samstag in Untersuchungshaft.

Es sehe so aus, als seien die Entscheidungen des Kapitäns in der Notsituation nicht den üblichen Regeln von Costa Crociere gefolgt, erklärte die Reederei.

Zugleich wurde der Vorwurf einiger Passagiere zurückgewiesen, dass bei der Evakuierung in der Nacht auf Samstag nicht genügend Schwimmwesten zur Verfügung gestanden hätten. An Bord hatten sich auch 77 Österreicher befunden, die alle unverletzt davonkamen.

Dem Kapitän droht unter anderem ein Verfahren wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung. Berichten zufolge soll er das Schiff so dicht an die Insel herangesteuert haben, um Touristen im Hafen mit dem Signalhorn grüßen zu können.

Die Kreuzfahrtgesellschaft ging in ihrer Erklärung nicht weiter auf die Vorwürfe ein.

Einzelheiten zum Hergang des Unglücks erhofft man sich von der Auswertung der Blackbox des Schiffes, die ähnlich wie in Flugzeugen Kommunikation auf der Brücke und Steuerbefehle aufzeichnet.