Was verheimlicht er?

Das Geheimnis des Geert Wilders

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Der umstrittene Populist ist ein Mann voller Widersprüche und Geheimnisse.

Geert Wilders lebt gefährlich. Seine Wohnung, deren Adresse wie ein Staatsgeheimnis gehütet wird, verlässt er nie ohne Leibwächter. Er hat viele Feinde, vor allem unter radikalen Muslimen. Zwei Männer, zu denen der 1963 in Venlo an der Grenze zu Deutschland geborene Versicherungskaufmann und studierte Rechtswissenschaftler aufschaute, wurden von Attentätern umgebracht: Pim Fortuyn, der schillernde schwule Professor der Rotterdamer Erasmus-Universität, der mit seiner Partei Leefbar Nederland den Multikulti-Staat bekämpfte und Theo van Gogh, der Regisseur und Satiriker, der es wagte, den Islam öffentlich als rückständig zu geißeln.

Oft verweist Wilders auf Van Goghs Mörder Mohammed Bouyeri, einen in Amsterdam geborenen Sohn marokkanischer Einwanderer, um seine Kernthesen zu bekräftigen: Mit Leuten, die dem Islam "verfallen" seien, könnten christliche oder jüdische Holländer nicht friedlich zusammenleben. Deshalb müsse man die Einwanderung von Muslimen, die "Islamisierung" der Niederlande stoppen. Bei seiner Verurteilung zu lebenslanger Haft hatte Boyeri 2005 gesagt: "Ich würde es wieder tun."

Geheimnis: Wilders hat indonesische Wurzeln
Trotz aller Gefahren für sein Leben werde er immer wieder seine Stimme erheben, sagt Wilders, der aus einer katholischen Familie stammt, sich aber als Atheist bezeichnet. Erklärtermaßen will der Sohn eines niederländischen Vaters und einer aus der ehemaligen Kolonie Niederländisch-Indien (Indonesien) stammenden Mutter Ministerpräsident werden. Er selbst lässt seine indonesischen Wurzeln jedoch außen vor. Man möchte sogar meinen, er verheimlicht es.

Regelmäßiges Haarefärben
Die Anthropologin Lizzy van Leeuwen geht sogar davon aus, dass Wilders seine Haare regelmäßig färbt, um seine Herkunft zu verbergen. Niederländische Medien berichteten sogar, dass Wilders als Kind aufgrund seines dunklen Aussehens gehänselt wurde.

Politisch will Wilders die Niederlande in eine Zukunft führen, in der sich Arbeit wieder lohnen, das Tragen islamischer Symbole in der Öffentlichkeit verboten sein werde und Immigranten nicht mehr Sozialhilfe fürs Nichtstun bekämen.

Wilders mag keine Deutschen
Zu den Ausländern, für die er keine großen Sympathien hat, gehören angeblich auch die Deutschen. Über seine Militärzeit berichtete Wilders einmal, er sei froh gewesen, bei einer NATO-Übung nicht mit deutschen Soldaten im selben Zelt untergebracht zu sein. Hintergrund sind ungute Erfahrungen des Vaters während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Gut ist hingegen Wilders' Verhältnis zu Israel, wo er zwei Jahre beruflich tätig war und sich "wie zu Hause fühlte".

Skandal um Kurzfilm machte ihn berühmt
Weltbekannt wurde Wilders 2008, als er mit seinem anti-islamischen Propaganda-Kurzfilm "Fitna" an die dänischen Mohammed-Karikaturen anknüpfte. In dem Internet-Video stellte er den Koran als geistigen Quell des Terrorismus dar. Damals wurde der ebenso intelligente wie skrupellose Politiker noch weithin belächelt.

Vergeblich hatte er zuvor versucht, in der rechtsliberalen Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD) Karriere zu machen. Nachdem es 2004 zum Bruch mit der VVD gekommen war, ging Wilders seine eigenen Wege und gründete schließlich die ganz auf seine Person zugeschnittene Partei für die Freiheit (PVV), die Politikwissenschaftler als "neo-rechtsradikal" charakterisierten.

Wilders könnte Wahl gewinnen
Seit Mittwochmorgen wird gewählt in den Niederlanden. Nur zwei Tage vor der Wahl hat der niederländische Regierungschef Mark Rutte vor einem Sieg des Rechtspopulisten und Islamgegners Geert Wilders gewarnt. Es gebe ein "reales Risiko", dass Wilders' PVV (Partei für die Freiheit) stimmenstärkste Partei wird - "und das wird ein Signal an den Rest der Welt senden", so Rutte am Montag vor Journalisten in Rotterdam.

Die niederländischen Wähler rief der Premier dazu auf, den "falschen Populismus" zu stoppen. "Ich will, dass die Niederlande der erste Staat ist, der dem falschen Populismus ein Ende setzt."

Unterstützung im niederländisch-türkischen Streit um Wahlkampfauftritte erhielt Rutte am Montag von der deutschen Kanzlerin Angela Merkel. Sie sicherte ihre "volle Unterstützung und Solidarität" zu und kritisierte insbesondere Äußerungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der niederländische Regierungsmitglieder als "Nazi-Überbleibsel" bezeichnet hatte.

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