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Das erste Buch über Maddie McCann

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"Es ist mir egal wie Maddies Eltern über das Buch denken" sagt Autor Hernâni Carvalho

Kein Tag ohne Nachricht über Maddie in den Medien. Die ganze Welt nimmt Anteil am Schicksal des vierjährigen Mädchens aus England, das aus der Ferienanlage Ocean Club Resort in Praia da Luz in Portugal verschwand, wo die Briten Kate und Gerry McCann mit ihren drei Kindern Urlaub machten. Meist ist enttäuschend, was man liest. Wo man wenig weiß, blühen Spekulationen, Gerüchte, widersprüchlichen Aussagen und Verdächtigungen. Noch immer ist kein Funken Licht ins Dunkel gekommen.

129 Tage auf 208 Seiten
Jetzt, exakt sechs Monate nach ihrem Verschwinden, erscheint das erste Buch über Madeleine. Der portugiesische Top-TV-Journalist Hernâni Carvalho beschrieb zusammen mit seinem Kollegen und Co-Autor Luis Maia in Maddie 129 die ersten 129 Tage der McCanns ab dem 3. Mai. „Da der Fall ja noch nicht abgeschlossen ist, mussten wir ein passendes Ende für unser Buch finden“, erklärt der Autor, der sich mit einer eigenen TV-Sendung bei TVI seit Jahren auf Kriminalfälle spezialisiert hat und den Fall Maddie vom ersten Tag an verfolgte. „Als geeigneten Abschluss haben wir deshalb die Abreise der McCanns von Portugal zurück nach England am 9. September, exakt 129 Tage nach dem Verschwinden, gewählt.“

Dass das Buch, das am kommenden Freitag, dem 9. November, zunächst nur in Portugal erscheint, schon bald ein weltweiter Bestseller werden könnte, ist Carvalho durchaus bewusst. Dies sei aber auf keinen Fall der einzige Beweggrund für ihn gewesen, eine chronologische Zusammenfassung aller Ereignisse, Indizien und Aussagen zu verfassen – wie der Star-Reporter und Autor im exklusiven Interview mit Life&Style erzählt.

ÖSTERREICH: Herr Carvalho, wann haben Sie beschlossen, ein Buch über den Fall Maddie zu schreiben?

Hernâni Carvalho: Gar nicht. Der Prime Books-Verlag ist an meinen Kollegen Luis Maia und mich herangetreten, ob wir als erfahrene Journalisten über Maddie schreiben wollen. Das war’s dann.

ÖSTERREICH: Wie haben Sie es geschafft, diese doch sehr komplexe Geschichte zu gliedern und für den Leser zu strukturieren?

Carvalho: Wir haben den Fall während unserer Arbeit als Journalisten ja von Anfang an verfolgt und viele tausende Fakten und Aussagen gesammelt. All das ist in Maddie 129 zu lesen. Die Leser dürfen sich von unserem Buch auf keinen Fall einen Roman erwarten oder eine Theorie, die wir aufstellen, was passiert sein könnte. Wir haben einfach alle Experternaussagen, Interviews, Zeugenaussagen und Polizei-Statements zusammengefasst. Der Leser muss sich dann sein eigenes Bild machen.

ÖSTERREICH: Aber ist es nicht unglaublich schwierig, es im Zuge so einer Arbeit zu vermeiden, die eigene Meinung hineinzuinterpretieren?

Carvalho: Natürlich, aber das ist ja die Aufgabe von uns Journalisten. Ich bin allerdings seit 1982 im Geschäft und glaube, das mittlerweile doch zu beherrschen.

ÖSTERREICH: Haben Sie die McCanns je persönlich kennengelernt?

Carvalho: Ich habe Sie bei den Pressekonferenzen interviewt.

ÖSTERREICH: Wie denken die beiden darüber, dass Sie ein Buch über ihre Tochter schreiben?

Carvalho: Das ist mir ehrlich gesagt egal. Die Leute müssen sich im Klaren sein, dass wir hier unseren Job getan haben, wie Tausende Journalisten in der ganzen Welt. Wenn sie froh darüber sind, dass wir das Thema aufgeriffen haben, ist es gut. Wenn nicht – dann ist es auch gut.

ÖSTERREICH: Es werden oft Vorwürfe gegen die Medien erhoben, dass das Drama von Maddie zu einer Geschäftemacherei wurde. Das könnte man Ihnen und Ihrem Co-Autor nun natürlich auch vorwerfen ...

Carvalho: Natürlich. Aber warum sollte ich nicht für meine Arbeit bezahlt bekommen, wie ein Arzt, ein Bäcker oder sonst jemand?

ÖSTERREICH: Es gibt Tausende andere Kinder, die verschwunden sind und nie wieder gefunden wurden. Warum sorgt gerade Maddie Ihrer Meinung nach für so großes Interesse in der ganzen Welt?

Carvalho: Das ist eine gute Frage, auf die ich leider auch keine Antwort habe. Ich habe dutzende Geschichten über Kinder in Portugal gemacht, die nie wieder aufgetaucht sind. Es gibt tausende Kinder, die auch süß aussehen und deren Eltern genauso leiden wie die McCanns, aber kein Hahn kräht danach. Ich weiß nicht, warum. Wir haben im Buch ein ganzes Kapitel diesem Medienhype gewidmet. Aber erklären kann ich ihn mir trotzdem nicht.

ÖSTERREICH: Glauben Sie, dass Maddie noch am Leben ist?

Carvalho: Ich fürchte, dafür gibt es wenig Hoffnung. Wenn ich mir all die Details, die wir auch in unserem Buch anführen, ansehe, muss ich leider sagen: Nein, sie ist wahrscheinlich nicht mehr am Leben.

ÖSTERREICH: Haben Sie selbst auch Kinder?

Carvalho: Ja, einen 19-jährigen Sohn und eine 5-jährige Tochter.

ÖSTERREICH: Wie denken Sie als Vater über den Fall Maddie?

Carvalho: Meine ganz persönliche Meinung? Wenn mein Sohn oder meine Tochter verschwinden würde, würde ich alles, aber wirklich alles tun, sie zu finden. Ich würde überall suchen und die ganze Welt auf den Kopf stellen. Aber ich würde nicht die Zeit damit verbringen, Interviews und Pressekonferenzen zu geben, wie es die McCanns tun.

Aber das ist meine Meinung als portugiesischer Vater – und nicht als Journalist.

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