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Auf Facebook

Das irre Video des Polizistenmörders

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Auf Facebook veröffentlichte er sein Attentat in einem Live-Video.

Der Attentäter vom Pariser Vorort Magnanville hat seinen Angriff auf eine Polizistenfamilie über seinen Facebook-Account übertragen haben und eine irre Botschaft hinterlassen. Der Attentäter soll auch Fotos seiner Opfer gepostet haben. Der Facebook-Account soll inzwischen gelöscht worden sein.

Facebook hat einer enge Kooperation mit den französischen Behörden zugesagt, nachdem ein Islamist während eines Anschlags auf einen Polizisten nahe Paris ein Live-Video in dem sozialen Netzwerk veröffentlicht hatte. "Terroristen und Terrorakte haben keinen Platz auf Facebook", erklärte das Unternehmen am Dienstag (Ortszeit).

Das Netzwerk arbeite eng mit den französischen Behörden zusammen, die das "schreckliche Verbrechen" aufklärten.

Polizisten und Ehefrau ermordet

Der nach Medienberichten wegen Terrorismus vorbestrafte Mann, der sich zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannte, brachte im westlichen Umland von Paris einen Polizisten und dessen Partnerin um. Er hatte am Montagabend zunächst den 42 Jahre alten Kriminalkommissar vor dessen Haus erstochen und sich dann im Gebäude verschanzt. Als Spezialkräfte das Haus stürmten und den Mann erschossen, fanden sie die Leiche der Lebensgefährtin des Polizisten, die als Sekretärin in einem Kommissariat arbeitete. Der dreijährige Sohn des Paares blieb unversehrt, stand aber unter Schock.

Todesliste

Nach Angaben von Thomson veröffentlichte der Täter auch eine Aufforderung, Polizisten, Gefängniswärter, Journalisten und Rap-Musiker zu töten. Dabei habe er zahlreiche Namen genannt. Das Kind sei auf einem Sofa zu erkennen gewesen. Der Attentäter habe gesagt, er wisse noch nicht, was er mit dem Kind machen solle.

Frankreich steht nach dem erneuten islamistischen Anschlag unter Schock. Staatschef François Hollande sprach am Dienstag von einem "Terrorakt", der Frankreich inmitten der Fußball-EM und auf den Tag genau sieben Monate nach den Anschlägen von Paris traf.

Der 25-jährige Angreifer namens Larossi Abballa, der bereits wegen Jihadistischer Aktivitäten zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden war, tötete zunächst den in Zivil gekleideten 42-jährigen Polizisten . Dabei rief er nach Augenzeugenberichten "Allahu akbar" (Gott ist groß).

Danach nahm er Partnerin und Kind des Polizisten als Geiseln und verschanzte sich im Haus der Familie. Weil Verhandlungen erfolglos blieben, stürmten Sondereinheiten der Polizei das Haus und töteten dabei den Angreifer, wie das Innenministerium mitteilte. Die Lebensgefährtin des getöteten Polizisten, Sekretärin in einem Polizeirevier, wurde tot aufgefunden, mit einer Wunde am Hals. Der dreijährige Sohn des Paars überlebte "unter Schock, aber äußerlich unverletzt".

Krisensitzung

Die Pariser Staatsanwaltschaft übernahm in der Nacht die Ermittlungen. Der für Terrorermittlungen verantwortliche Staatsanwalt François Molins kündigte für Dienstagnachmittag (14.15 Uhr) eine Pressekonferenz an.

Präsident Hollande hielt am frühen Morgen eine Krisensitzung mit Premier Manuel Valls und wichtigen Ministern und Beratern ab. Die "feige" Attacke habe "zweifellos" einen terroristischen Hintergrund, sagte Hollande. Nicht nur der Angreifer selbst habe gewollt, dass seine Tat als terroristischer Akt erkennbar sei, auch die Organisation, zu der er sich bekannt habe, habe die Verantwortung für die Tat übernommen.

Schnell zum IS bekannt

Hinweise auf ein islamistisches Motiv hatte es schon sehr schnell gegeben: Während der Geiselnahme bekannte sich Abballa, der aus der angrenzenden Gemeinde Mantes-la-Jolie stammt, in Verhandlungen mit der Polizei zur IS-Miliz.

Auch der IS erklärte, die Tat sei von einem seiner Kämpfer verübt worden. "Kämpfer des Islamischen Staates tötet Vizechef der Polizeistation von Les Mureaux und seine Frau mit Stichwaffen nahe Paris", verkündete das IS-Sprachrohr Amaq.

In Frankreich herrscht seit den islamistischen Anschlägen vom 13. November mit 130 Toten der Ausnahmezustand. Insbesondere während der Fußball-EM wurden weitere Attacken von Islamisten befürchtet.

Haftstrafe und langes Vorstrafenregister

Der Attentäter von Magnanville ist gebürtiger Franzose mit marokkanischen Wurzeln und stand als Terrorhelfer bis zuletzt im Visier der Sicherheitskräfte. Der 25-Jährige wurde 2013 zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, wie aus Polizei- und Sicherheitskreisen verlautete. Er hatte Islamisten bei der Ausreise nach Pakistan geholfen. Sein Vorstrafenregister ist jedoch noch länger - unter anderem wegen schweren Diebstahls und Fahrens ohne Führerschein. Wie aus Polizeikreisen weiter verlautete, stand er auch in jüngster Zeit unter Beobachtung. Die Telefonüberwachung habe jedoch keine verwertbaren Ergebnisse erbracht.

Zuletzt stand er nach Angaben aus Ermittlerkreisen wieder im Visier der Ermittler, diesmal wegen einer Gruppe mit Verbindungen nach Syrien. Zwei Menschen, die nach Angaben aus Polizeikreisen mit Abballa "in Verbindung" standen, wurden am Dienstag in Gewahrsam genommen.

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