US-Geheimbericht

Das sind die Beweise gegen Putin

Teilen

Abschuss-Rampe wurde heimlich weggeschafft.

Während Russlands Präsident Wladimir Putin noch seine „volle Kooperation“ bei der Aufklärung der Flugzeugkatastrophe vom Donnerstag zusagte (siehe auch rechts), sprechen alle neuen Beweise gegen ihn und die prorussischen Separatisten in der Ostukraine. Die neuesten Details zum Absturz der MH 17:

Haben russische Rebellen Flugschreiber manipuliert?

  • Beweis 1: „Schon seit Wochen werden die prorussischen Rebellen in der Ukraine verstärkt mit Waffen aus Russland versorgt“, heißt es in einem vertraulichen Bericht der amerikanischen Botschaft in Kiew. Allein am vergangenen Wochenende sollen 150 (!) schwere Panzer und Raketenwerfer über die Grenze an die Rebellen übergeben worden sein.
  • Beweis 2: Aktuelle Fotos von der Unfallstelle zeigen völlig durchlöcherte Wrackteile. Inzwischen gibt es keine Zweifel mehr daran, dass diese Einschusslöcher von einer russischen Rakete mit Splittersprengkopf (Typ Buk M1) stammen.
  • Beweis 3: Fix scheint nun auch, wo die Abschussrampe ist, von der tagelang jede Spur fehlte. Bilder zeigen nun einen Militär-Truck, der kurz nach der Katastrophe und nur zwei Kilometer von der Absturzstelle entfernt etwas abtransportiert. „Die Russen haben die Rampe weggeschafft“, sagt der ukrainische Geheimdienst.
  • Beweis 4: Böse Vermutung: Die Rebellen haben den Flugschreiber von MH 17 schon vor Tagen gefunden und die darauf enthaltenen Beweise vernichtet.

Einzig gute Nachricht: Gestern begannen niederländische Ermittler endlich mit ihrer Arbeit vor Ort.

D. Müllejans

"Es ist wahrscheinlich, dass es Rebellen waren"

ÖSTERREICH: Sie sind gerade in Donezk. Was sehen Sie?
Christian Wehrschütz: Die Kämpfe haben sich auf Donezk ausgeweitet. Wir sehen Rauchsäulen, hören Granatfeuer. Menschen fliehen, ich frage mich nur, wohin. Der Bahnhof ist gesperrt.

ÖSTERREICH: Die Geheimdienste der USA und der Ukraine wollen Beweise haben, dass die Separatisten hinter dem Abschuss stecken …
Wehrschütz: Wenn die USA Fotos haben, sollen sie sie offenlegen. Der Audiomitschnitt nach dem Abschuss ist authentisch. Es ist wahrscheinlich, dass Rebellen dahinterstecken. Es fehlt aber der letzte Beweis. Russland und die USA müssen wegen ihrer Spionagetechnik wissen, wer geschossen hat.

ÖSTERREICH: Wie beurteilen Sie das Verhalten der Rebellen nach dem Absturz? Sind Sie Ihnen aggressiv begegnet?
Wehrschütz: Ich persönlich bin überall hingekommen, wo ich wollte. Soweit ich das beurteilen kann, trifft das auch auf die OSZE zu.

ÖSTERREICH: Wie sieht es an der Absturzstelle aus?
Wehrschütz: Leichen waren in einer Deformität, wie ich sie selten zuvor gesehen habe. Augenzeugen berichten, dass einzelne Trümmerteile und Leichen abtransportiert wurden. Der Rebellenführer sagte aber, dass er den Flugschreiber einer unabhängigen Kommission zur Verfügung gestellt wird.

(prj)

Welt stellt sich gegen Wladimir Putin

Russlands Präsident Wladimir Putin steht mit dem Rücken zur Wand: Die europäische Gemeinschaft und die USA erhöhen nach dem Flugzeugunglück massiv den Druck auf Russland.

Großbritannien will sofort Sanktionen durchsetzen
Am Montag beriet der UNO-Sicherheitsrat über eine Resolution, die „sicheren, vollständigen und unbehinderten Zugang“ zur Absturzstelle des Flugs MH 17 fordert. Laut OSZE verhinderten bewaffnete Separatisten bis Montag immer wieder den Zugang internationaler Experten zum Absturzgebiet.

Heute beraten die EU-Außenminister über schärfere Sanktionen gegen Russland. Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel, Frankreichs François Hollande und Großbritanniens David Cameron einigten sich darauf am Sonntag. Vor allem Großbritannien drängt darauf, dass heute beschlossene Sanktionen sofort in Kraft treten. „Wir werden Wirtschaftssanktionen gegen russische Branchen beschließen, sollte Moskau nicht für freien Zugang zur Absturzstelle sorgen“, so Cameron.

USA sagt: »Russland hat die Separatisten unterstützt«
Eindeutige Worte fand US-Präsident Barack Obama: „Russland hat die Separatisten trainiert und ausgerüstet, einige sind sogar russische Staatsbürger. Das Mindeste, was Russland tun kann, ist die Unterstützung der Untersuchung vor Ort.“ Außenminister John Kerry: „Es ist klar, dass das gegen Flug MH 17 eingesetzte Abschusssystem von Russland in die Hände der Separatisten gelangte.“

Kann Putin diese Rebellen stoppen?

Seit Monaten leisten sie erbitterten Widerstand gegen die Kiewer Führung und sind eine der gefährlichsten Separatistengruppen der Welt: die prorussischen Aktivisten rund um die Millionenstadt Donezk. Ihr Chef: Igor Girkin.

Der ehemalige Oberst der russischen Armee hat sich selbst zum Verteidigungsminister der „Volksrepublik Donezk“ ernannt und jubelte auf Facebook am Samstag unverhohlen über den Abschuss des Passagierjets. Er steht inzwischen auf der Sanktionsliste der EU.

Rauchsäulen in der Stadt, wieder gab es Todesopfer
Tausende teils schwer bewaffnete Kämpfer hat Girkin unter sich. Sein Ziel: sich endgültig von Kiew loszusagen. Neuwahlen und mehrere Waffenstillstandsversuche konnten die Separatisten bisher nicht stoppen.

Die ukrainische Regierung startete nun gestern den nächsten Versuch, die Bewaffneten zu stoppen: mit einer Großoffensive.

Schon in der Früh seien laute Explosionen und Artilleriefeuer in der Innenstadt zu hören gewesen, berichten Augenzeugen. Videos zeigen zerschossene Autos, zerborstene Fenster, Rauchsäulen um das Bahnhofsviertel. Auch Tote soll es bereits gegeben haben. Tausende sollen auf der Flucht sein.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.