Verletzte in Sanaa

Demonstranten stürmen US-Botschaft im Jemen

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Fahrzeuge in Brand gesetzt - USA schicken Kriegsschiffe nach Libyen.

Im Jemen haben Hunderte Demonstranten am Donnerstag aus Protest gegen einen umstrittenen Mohammed-Film die US-Botschaft in der Hauptstadt Sanaa gestürmt. Sicherheitskräfte hätten in die Luft geschossen, um die Menge aufzuhalten, berichteten Augenzeugen. Die Demonstranten seien durch das Haupttor des schwer bewachten Geländes gebrochen. Fahrzeuge wurden in Brand gesetzt. Es gab Berichte über Opfer auf beiden Seiten, Einzelheiten lagen aber zunächst nicht vor.

Sicherheitskräfte drängten die Eindringlinge wieder zurück. Sämtliche Demonstranten wurden von dem Botschaftsgelände geführt, wie ein AFP-Korrespondent vor Ort berichtete.

In der ägyptischen Hauptstadt Kairo hielten die Proteste gegen den in den USA produzierten Schmäh-Film über den Propheten Mohammed auch in der Nacht zu Donnerstag an. Am Dienstagabend hatten Bewaffnete das US-Konsulat in der libyschen Stadt Bengasi angegriffen. Dabei wurden der US-Botschafter und drei weitere Botschaftsangehörige getötet.

US-Botschaften GRAFIK
© APA

US-Kriegsschiffe vor libyscher Küste
Nach dem Angriff in Bengasi verlegte das US-Verteidigungsministerium zwei Kriegsschiffe vor die Küste Libyens. Aus US-Regierungskreisen verlautete, der Zerstörer "USS Laboon" habe seine Position bereits am Mittwoch erreicht. Die "USS McFaul" sei auf dem Weg und werde innerhalb weniger Tage ihr Ziel erreichen. Weiter hieß es, die Schiffe hätten keine konkrete Aufgabe. Sie gäben den Kommandanten jedoch die Möglichkeit, flexibel auf jeden Einsatz zu reagieren, den der US-Präsident anordne.

Barack Obama hat geschworen, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. "Täuscht Euch nicht: Der Gerechtigkeit wird Genüge getan werden", sagte Obama. Der Präsident verurteilte erneut die "empörende und schockierende" Attacke auf das US-Konsulat in Bengasi. "Es gibt keinerlei Rechtfertigung für diese sinnlose Art der Gewalt", sagte er.

Al-Kaida verwickelt?
In den USA sind unterdessen Spekulationen über eine Verwicklung des Terrornetzwerkes Al-Kaida in den Bengasi-Anschlag laut geworden. Es könne sich um einen gezielten Anschlag der Gruppe am 11. September gehandelt haben - dem elften Jahrestag ihrer Terrorangriffe auf die USA, sagte der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Abgeordnetenhaus, Mike Rogers, am Mittwoch.

"Das war ein sehr gut durchdachtes, koordiniertes Ereignis. Ich glaube, es war geplant, dass es an diesem Datum passiert", meinte der Republikaner. Ähnlich äußerte sich der Islam-Experte Fouad Ajami von der Stanford University im Sender CNN: Es gebe immer noch viele aktive Al-Kaida-Kämpfer in Libyen. Die Angreifer setzten Brandbomben und Panzerfäuste ein. Sie hätten das Hauptgebäude und später auch die Nebengebäude mehr als vier Stunden lang beschossen, sagte eine Beamtin des US-Außenamtes in Washington. Das Konsulat habe erst nach großer Gegenwehr amerikanischer und libyscher Sicherheitskräfte evakuiert werden können. Botschaftsmitarbeiter und auch die Leichname seien auf die US-Militärbasis im pfälzischen Ramstein gebracht worden. Die Vertretung in Tripolis arbeite nur noch im Notbetrieb.

Ein hoher Mitarbeiter des Pentagons wollte in US-Medien geäußerte Spekulationen nicht bestätigen, dass es sich um einen Al-Kaida-Angriff gehandelt haben könnte. Er meinte aber, dass es eine "komplexe Attacke" gewesen sei. Der TV-Sender CNN berichtete, dass rund 50 US-Marines in Libyen eingetroffen seien, um Amerikaner zu beschützen. Zudem wolle Präsident Barack Obama Drohnen schicken, um mögliche Islamisten-Camps aufzuspüren. Auch seien zwei Kriegsschiffe an die libysche Küste verlegt worden. Die US-Bundespolizei FBI habe Ermittlungen gestartet.

Der Vorfall löste mitten im US-Wahlkampf auch eine innenpolitische Debatte aus. Obama kritisierte seinen republikanischen Herausforderer Mitt Romney dafür, dem Weißen Haus vorschnell Vorwürfe gemacht zu haben. Romney hatte seinem Kontrahenten zuvor mangelnde Führungskraft in der Außenpolitik vorgeworfen. "Romney scheint die Tendenz zu haben, erst zu schießen und später zu zielen", sagte Obama in einem Interview mit dem TV-Sender CBS, wie in Vorabauszügen zu sehen war.

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