Deutschland

Weiterer Terror-Helfer in U-Haft

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Matthias D. (36) soll die Zwickauer Nazi-Zelle unterstützt haben.

Ein Haftrichter des deutschen Gerichtshofs (BGH) in Karlsruhe hat am Montagabend Untersuchungshaft für einen mutmaßlichen Unterstützer der Zwickauer Terrorzelle angeordnet. Der am Donnerstag gegen Matthias D. erlassene Haftbefehl sei dem Beschuldigten "eröffnet und in Vollzug gesetzt" worden, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Der 36-Jährige war am Sonntag in Sachsen festgenommen worden.

Der Beschuldigte D. ist der Bundesanwaltschaft zufolge dringend verdächtig, der rechtsextremen Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) in den Jahren 2001 und 2008 zwei Wohnungen in Zwickau überlassen zu haben. Er soll die Zwickauer Zelle dadurch unterstützt haben, ein Leben unter falscher Identität führen und unentdeckt Terroranschläge verüben zu können. D. soll die dem Trio zur Last gelegten Taten "zumindest billigend in Kauf genommen haben".

Damit wurden insgesamt bisher vier mutmaßliche Helfer der Zelle festgenommen. Dem zuletzt in Zwickau lebenden Trio Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhard werden neun Morde an Migranten, ein Mord an einer Polizistin sowie zwei Sprengstoffanschläge in Köln zur Last gelegt. Mundlos und Böhnhard nahmen sich nach derzeitigem Ermittlungsstand Anfang November das Leben, Zschäpe stellte sich daraufhin.

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Braune Armee Fraktion:Rechter Terror in Deutschland

Die rechtsextreme Gruppierung"(Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)" ist in Deutschland aufgeflogen.

Eine 15-minütige DVD wurde in Eisenach in der abgefackelten Wohnung einer Komplizin zweier Rechtsradikale gefunden. Sie gilt als Bekenner-Video.

Auf das Konto der Terror-Gruppe soll der Mord mindestens zehn Ausländern in Deutschland gehen. Auch Banküberfälle und ein Bombenattentat in Köln werden ihr zugeordnet.

Nach dem Bekanntwerden der möglicherweise rechtsterroristischen Mordserie in Deutschland geraten die Sicherheitsbehörden in die Schusslinie.

Der Vorsitzende des für die Kontrolle der Geheimdienste zuständigen Bundestags-Gremiums, Thomas Oppermann, erklärte, er sei schockiert, dass es einer rechtsextremen Bande gelinge, über zehn Jahre hinweg unbehelligt Morde in Deutschland zu begehen.

Hintergrund: Vor einer Woche hatte die Polizei zwei der drei Verdächtigen, Uwe B. und Uwe M. in einem Wohnmobil nahe Eisenach tot aufgefunden.

In dem Wohnmobil entdeckten die Ermittler zudem die Dienstwaffe der im April 2007 getöteten Polizistin, nach deren Mördern seit Jahren gefahndet wird.

Die Neonazis um Uwe M. (l.) und Uwe B. (M.), aufgenommen im Herbst 1996 in Erfurt im Umfeld eines Prozesses gegen den Holocaust-Leugner Manfred Rooeder, sollen nach Erkenntnissen der ermittelnden Behoerden gemeinsam mit der in Haft sitzenden Beate Z. Mitglieder der terroristischen Vereinigung "Nationalsozialistischer Untergrund" gewesen sein.

Deutschland fragt sich, ob die Bande 13 Jahre lang isoliert agierte oder Teil eines rechten Terror-Netzwerks war.

Von Sympathisanten im rechtsradikalen Milieu geht die Polizei mit Sicherheit aus. Auskunft erhoffen sich die Ermittler von der verhafteten Beate Z., die noch schweigt.

Nach Informationen von Bild am Sonntag will sie auspacken, wenn ihr als Kronzeugin Strafmilderung zugestanden wird.

Inzwischen wurde Haftbefehl gegen Beate Z. erlassen. (links im Bild)

In diesem Haus lebte ein möglicher Komplize des Trios. Er wurde inzwischen festgenommen.

Die 36-Jährige soll die Wohnung ihrer beiden Komplizen in Eisenach in Brand gesetzt haben, um Beweismittel zu vernichten.

Darüber hinaus gebe es weiterhin einen Anfangsverdacht, dass sie selbst unmittelbar an der Mordserie beteiligt war.

In diesem Haus fanden die Ermittler die Bekenner-DVD sowie die mehrere Tatwaffen.

1998 soll Beate Z. zusammen mit ihren Komplizen Uwe B. und Uwe M. die rechtsextreme Gruppierung "Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)" gegründet haben.

"Zweck der Vereinigung soll es gewesen sein, aus einer fremden- und staatsfeindlichen Gesinnung heraus vor allem Mitbürger ausländischer Herkunft zu töten", so die Bundesanwaltschaft.

Deutschland ist erschüttert, wie die Terroristen ein Jahrzehnt lang agieren konnten.

Möglicherweise ist dem Verfassungsschutz ein verhängnisvoller Fehler unterlaufen.