Er stellte sich

Drogenboss soll ausgeliefert werden

Teilen

Christopher 'Dudus' Coke war der Grund für blutige Schießereien.

Jamaikanische Polizisten haben am Mittwoch einen der berüchtigtsten Drogenhändler und Bandenführer des Karibikstaats verhaftet. Das teilte Polizeichef Owen Ellington mit. Der 42-jährige Christopher "Dudus" Coke sei an einem Straßenkontrollpunkt nahe Kingston entdeckt worden. Ein Vertrauter Cokes, Pfarrer Al Miller, sagte, der Drogenboss sei auf dem Weg zur US-Botschaft gewesen, wo er sich habe stellen wollen.

Im vergangenen Monat hatte ein Versuch, Coke in einem von ihm kontrollierten Slum festzunehmen, zu bürgerkriegsähnlicher Gewalt geführt. 76 Menschen wurden bei Schießereien getötet. Coke, den US-Behörden als einen der weltweit gefährlichsten Drogenbarone bezeichnen, wurde damals nicht gefasst.

Lebenslange Haft droht
Miller, unter dessen Vermittlung sich kürzlich bereits Cokes Bruder der Polizei gestellt hatte, sagte, der Gesuchte habe sich den Behörden in der US-Botschaft in Kingston stellen wollen, als er von der Polizei angehalten worden sei. Gegen Coke wird in New York wegen Drogen- und Waffenschmuggels ermittelt. Im Fall eines Schuldspruchs droht ihm lebenslange Haft. Bereits sein Vater, Jim Brown, war Boss einer Drogenbande und kam 1992 bei einem Gefängnisbrand ums Leben, als er auf seine Auslieferung in die USA wartete.

Polizeichef Ellington spielte darauf an, indem er "Familie, Freunden und Sympathisanten" Cokes versicherte, es werde alles getan, um die Sicherheit des Drogenbarons in der Haft zu gewährleisten. Das Verfahren solle schnellstmöglich in Gang kommen. Ein Staatsanwalt in New York, Preet Bharara, sagte, die USA wollten Cokes Auslieferung erreichen und ihn dann vor Gericht stellen.

Golding schwenkte um
Der jamaikanische Ministerpräsident Bruce Golding hatte neun Monate einen Auslieferungsantrag der USA blockiert. Erst unter zunehmenden öffentlichen Druck, der seine politische Karriere zu gefährden drohte, schwenkte Golding um. Anfang des Monats überstand er ein Misstrauensvotum.

Politik und organisiertes Verbrechen waren in Jamaika in den 70er und 80er Jahren eng verschlungen. Die beiden großen Parteien sollen bewaffnete Banden in den Elendsvierteln unterstützt haben, wofür diese bei Wahlen Wähler einschüchterten. Die politische Gewalt ging danach zurück, die Banden spezialisierten sich auf Drogenschmuggel und Erpressung.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.