"Erziehungsmaßnahme"

EU-Parlementarin will Fast-Food-Steuer

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Die Rumänin Oana Antonescu kämpft gegen ungesundes Essen.

Die liberaldemokratische rumänische EU-Abgeordnete Oana Antonescu (PDL), Mitglied der Kommission für Umwelt, Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, will ungesundes Essen europaweit besteuern. Trotz der Wirtschaftskrise sei dies eine notwendige Erziehungsmaßnahme, da die Gesundheitssysteme der Mitgliedstaaten immer stärker von Erkrankungen aufgrund des Übergewichts belastet seien. "Die Förderung gesunder Essgewohnheiten müsste unverzüglich zu einer zentralen Strategie der Europäischen Union werden", forderte Antonescu.

Steuer zwischen 0,01 und 0,1 Prozent
In Rumänien wird seit einigen Monaten kontrovers über die "Fast-Food-Steuer" diskutiert, welche die Regierung ab dem 1. März von Herstellern von Chips, Snacks, Süßigkeiten, Erfrischungsgetränken und anderen Lebensmitteln mit hohem Salz-, Fett-, oder Zuckeranteil einfordern will. Ausgenommen sind Gemüse, Fleisch, Milch und Milchprodukte sowie Eier. Die Steuer würde zwischen 0,01 und 0,1 Prozent des Geldwertes des jeweiligen Produkts betragen.

Laut Vertretern des Gesundheitsministeriums soll die Maßnahme den immer alarmierenderen Statistiken entgegenwirken, die Rumänien bezüglich der Fettleibigkeit seiner Bevölkerung in Europa an dritter Stelle platzieren: Bereits einer von vier Rumänen ist übergewichtig, jeder zweite hat mit Gewichtsproblemen zu kämpfen.

20-prozentige Teuerung
Die Lebensmittelindustrie protestiert indes vehement gegen die geplante Essenssteuer, die nicht nur zu Steuerhinterziehung, Korruption, Schwarzhandel und Kompromisse bei der Qualität anregen, sondern vor allem eine durchschnittlich 20-prozentige Teuerung der Lebensmittel bewirken würde.

Zudem seien die Arbeitgeber im Bereich der Lebensmittelindustrie durch die Einführung der Steuer gezwungen, 20 Prozent der Belegschaft, d. h. 36.000 Angestellte, zu entlassen. Die Mehrheit der rumänischen Medien sehen im Vorhaben der Regierung weniger die Sorge um den Taillenumfang der Bevölkerung als jene um den Umfang des Staatsbudgets.

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