Millionenstadt Lagos

Ebola: Angst vor Ausbreitung in Metropole

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Wegen Epidemie gesperrter Provinz Liberias gehen Lebensmittel aus.

Nach der Ausrufung des nationalen Notstands in Nigeria wächst die Sorge um eine Ausbreitung der Ebola-Epidemie in der 20-Millionen-Stadt Lagos. Die Behörden baten am Samstag in einem im Fernsehen ausgestrahlten Appell Freiwillige um Hilfe bei der Eindämmung der Krankheit. Einer wegen der Epidemie von der Außenwelt abgetrennten Provinz im Norden Liberias droht offenbar eine Lebensmittelknappheit.

"Wir haben zu wenig Personal. Ich werde Sie darüber nicht belügen", sagte der Gesundheitsbeauftragte des Bundesstaates Lagos, Jide Idris. Deshalb müssten die Behörden um die Hilfe von Freiwilligen bitten. Im Gegenzug stellte Idris Anreize für die Helfer in Aussicht, darunter eine Lebensversicherung.

Zuvor hatte Präsident Goodluck Jonathan den nationalen Notstand ausgerufen. Der Präsident kündigte an, als Sofortmaßnahme umgerechnet 8,7 Millionen Euro für den Kampf gegen die Krankheit bereitzustellen. Geplant sind unter anderem die Einrichtung zusätzlicher Quarantänestationen sowie Kontrollen an den Grenzen. Nach Guinea, Liberia und Sierra Leone war Nigeria das vierte Land in Westafrika, wo sich das Virus ausbreitete. Von bisher neun Infizierten sind zwei gestorben.

Zusätzliche Seuchenexperten entsandt
"Wir sind wirklich besorgt um Lagos und eine mögliche Ausbreitung dort", sagte der Sprecher der US-Gesundheitsbehörde CDC, Tom Skinner, am Freitag (Ortszeit). Demnach entsandte das Center for Disease Control and Prevention (CDC) zusätzliches Personal nach Lagos. Insgesamt seien bereits 200 CDC-Experten in den Ebola-Gebieten im Einsatz.

Bei einer Anhörung vor einem Unterausschuss des US-Abgeordnetenhauses sagte Ken Isaacs von der christlichen Hilfsorganisation Samaritan's Purse, die Situation in Lagos drohe sich zu verschlechtern. "Es wird für drei Wochen ruhig bleiben, aber wenn es losgeht, dann mit Wucht", sagte Isaacs. Die Inkubationszeit von Ebola, die Zeit zwischen Ansteckung und dem Ausbruch der Krankheit, beträgt 21 Tage.

Epidemie begann in Guinea
Ebola brach im westafrikanischen Küstenstaat Guinea aus und breitete sich in den Nachbarländern Sierra Leone und Liberia aus. Für Ebola existiert weder ein zugelassenes Gegenmittel noch eine Impfung. Die Virusinfektion, die mit schwerem Fieber und Blutungen einhergeht, verläuft sehr schnell und endet in den meisten Fällen tödlich.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte die Ebola-Epidemie in Westafrika am Freitag zum internationalen Gesundheitsnotfall . Die Epidemie lasse sich nur mithilfe einer weltweiten Mobilisierung bekämpfen, warnte WHO-Chefin Margaret Chan nach einer Krisensitzung von Experten. Es ist das dritte Mal, dass die WHO einen derartigen Notfall ausruft. Nach WHO-Angaben starben bisher mehr als 961 Menschen an dem durch Körperflüssigkeiten übertragenen Erreger, fast 1.800 Menschen infizierten sich.

In Liberia wurde der Zugang zu den besonders betroffenen Gebieten im Norden gesperrt. Der Senator der Provinz Bomi, Sando Johnson, sagte am Freitag, die Armee habe Bomi komplett abgeriegelt. Es drohe Lebensmittelknappheit, weil die Preise wegen der Quarantäne in die Höhe schnellten, sagte Johnson. "Die Armen werden an Hunger sterben", wenn die Regierung von Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf nicht schnell etwas unternehme, sagte der Senator weiter.

Erster Ebola-Fall in Kanada?
In Kanada wurde am Freitag (Ortszeit) ein Nigeria-Rückkehrer mit Ebola-Symptomen unter Quarantäne gestellt. Der Mann habe sich mit Fieber und anderen Symptomen in eine Notaufnahme eines Krankenhauses in einem Vorort von Toronto begeben, teilte die Klinik mit.

Dem US-Arzt Kent Brantly, der sich in Liberia mit Ebola infiziert hatte und in die USA ausgeflogen worden war, geht es wieder deutlich besser. "Ich fühle mich jeden Tag ein bisschen stärker", erklärte Brantly in einer von seiner christlichen Hilfsorganisation verbreiteten Stellungnahme am Freitag (Ortszeit). Er hatte das zuvor lediglich an Affen getestete, experimentelle Mittel "Zmapp" erhalten.

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