Situation eskaliert weiter

Erdogan-Krieg: Kurden setzen Kampf gegen IS aus

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Die Kurdenmilizen stoppen nach dem Abzug der US-Armee und dem Einmarsch der Türkei, den Kampf gegen die Terorrororganisation in Syrien.

US-Präsident Donald Trump hält die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) für eine wahrscheinlich größere terroristische Bedrohung als die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Indes gaben die urdenmilizen bekannt, dass sie den Kampf gegen den IS in Syrien aussetzen. "Wir haben all unsere Aktivitäten gegen den IS eingefroren", sagte Maslum Abdi, Chef des Rebellenbündnisses SDF, in dem sich kurdische Kämpfer mit arabischen Milizen zusammengeschlossen haben, am Mittwoch dem kurdischen Fernsehsender Ronahi.

Trump
© APA/AFP/OLIVIER DOULIERY



"Die PKK, die - wie Sie wissen - Teil der Kurden ist, ist vermutlich in vielerlei Hinsicht schlimmer beim Terror und eine größere terroristische Gefahr als der IS", sagte Trump am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit dem italienischen Präsidenten Sergio Mattarella im Weißen Haus. Selbst der IS "respektiere" PKK-Kämpfer. "Wissen Sie, warum? Weil sie ebenso hart oder härter als der IS sind." Zugleich drohte Trump der Türkei schärfere Sanktionen an.

Die Türkei geht bei ihrer Offensive in Nordsyrien gegen die Kurdenmiliz YPG vor, die Verbindungen zur PKK hat. Ankara hält die YPG für den syrischen Ableger der PKK. Die PKK steht in der Türkei, aber auch in den USA und in der EU auf der Liste der Terrororganisationen. Die YPG war bisher der Verbündete der US-Streitkräfte im Kampf gegen den IS in Syrien. Trump wies am Mittwoch erneut Vorwürfe zurück, er habe der Türkei mit dem Rückzug von US-Truppen aus dem nordsyrischen Grenzgebiet "grünes Licht" für den Einmarsch gegeben. Das Gegenteil sei der Fall, sagte er.

Trump verteidigt Abzug der US-Soldaten

Trump verteidigte den Abzug gegen scharfe Kritik auch aus den eigenen Reihen. "Ich werde nicht potenziell Tausende und Zehntausende amerikanische Soldaten verlieren, die in einem Krieg zwischen der Türkei und Syrien kämpfen", sagte er. Mit Blick auf die Türkei fügte er hinzu: "Sollen wir ein NATO-Mitglied bekämpfen, damit Syrien, das nicht unser Freund ist, sein Land behält? Ich denke nicht."

Trump forderte die Regierung in Ankara zu konstruktiven Verhandlungen mit seinem Stellvertreter Mike Pence über einen Waffenstillstand auf. Der US-Präsident sagte, sollte das Treffen am Donnerstag in Ankara nicht gut verlaufen, werde er Sanktionen verhängen, die "vernichtend für die türkische Wirtschaft" seien. Trump fordert von der Türkei, bei ihrer Offensive in Nordsyrien eine Waffenruhe zu akzeptieren. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan lehnt das ab.
 

Türkei bereitet Vergeltungsmaßnahmen gegen USA vor

Das türkische Außenministerium bereitet nach US-Sanktionen wegen der Offensive in Nordsyrien Vergeltungsmaßnahmen gegen die USA vor. Das teilte der Sprecher des Präsidentenamtes, Ibrahim Kalin, am Mittwoch in Ankara mit. Zudem sei den USA in aller Klarheit mitgeteilt worden, dass es in Nordsyrien keine Feuerpause geben und dass die Türkei nicht mit kurdischen Milizen verhandeln werde.
 

Erdogan will Kurden vertreiben und dort Flüchtlinge ansiedeln

Erdogan hatte nach einem Telefonat der mit Trump und dem Abzug der US-Truppen die Offensive gegen die Kurdengebiete in Nordsyrien gestartet. Er will dort eine Sicherheitszone einrichten und Flüchtlinge ansiedeln. Zudem will er die kurdische Miliz YPG, die er als terroristisch wertet, aus der Region vertreiben. Angesichts der türkischen Übermacht haben die Kurden den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad um Hilfe gebeten. Mittlerweile hat die syrische Armee mit Hilfe Russland in Teilen der Kurdengebiete Stellung bezogen, darunter in der Stadt Kobane. Diese hat große symbolische Bedeutung für die Kurden: Anfang 2015 vertrieben sie den IS aus Kobane an der türkischen Grenze.
 

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