Drama

Erneut stirbt Flüchtling am Eurotunnel

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Es war der neunte derartige Todesfall am Eurotunnel seit Anfang Juni.

Beim Ansturm von Flüchtlingen auf den Tunnel unter dem Ärmelkanal ist auf der französischen Seite erneut ein Mensch ums Leben kommen. Ein Flüchtling aus dem Sudan im Alter zwischen 25 und 30 Jahren sei tödlich verunglückt, als er auf einen Zug zu gelangen versuchte, hieß es in der Nacht zum Mittwoch von Seiten der Polizei. Es war der neunte derartige Todesfall am Eurotunnel seit Anfang Juni.

1.500 Versuche

Die Behörden registrierten allein in der Nacht zum Mittwoch 1500 Versuche von Flüchtlingen, von der französischen Seite aus in den Eurotunnel zu gelangen. Dies muss nicht mit der Zahl der beteiligten Flüchtlinge übereinstimmen, weil etliche Flüchtlinge mehrmals am Tag versuchen, in den Eurotunnel - und damit letztlich nach Großbritannien - zu gelangen. Nach Schätzungen der Polizei hielten sich im Umfeld der Zufahrt zum Eurotunnel zuletzt zwischen 500 und tausend Flüchtlinge auf.

Die britische Innenministerin Theresa May kündigte am Dienstag nach einem Treffen mit ihrem französischen Kollegen Bernard Cazeneuve in London an, sieben Millionen Pfund (zehn Millionen Euro) zusätzlich für die Grenzsicherung bereitzustellen. Der britische Premierminister David Cameron bezeichnete die Lage am Eurotunnel bei einem Besuch in Singapur am Mittwoch als "sehr beunruhigend".

May sagte, es habe ein "sehr konstruktives" Treffen mit den französischen Regierungsvertretern gegeben, Paris habe ebenfalls zusätzliche Mittel zugesagt. Eine Sicherheitszone für Lastwagen auf dem Weg nach Großbritannien, die auf französischer Seite warten müssen, hatte sie bereits angekündigt. Dafür soll am Bahnhof in Coquelles bei Calais ein zusätzlicher Sicherheitszaun gebaut werden.

Gefährliche Versuche
Die Flüchtlinge versuchen, auf wartende Lastwagen oder direkt auf die Züge zu klettern, die durch den Tunnel fahren. Ein Sprecher des Londoner Innenministeriums sagte, Frankreich und Großbritannien hätten sich geeinigt, insbesondere Migranten aus Westafrika zurück in ihre Heimatländer zu schicken.

Die Betreibergesellschaft Eurotunnel verstärkte zuletzt die Sicherheitsmaßnahmen in dem Gebiet um den Tunneleingang auf französischer Seite. Wegen der Mehrausgaben - und wegen Zugausfällen und Verspätungen infolge des Flüchtlingsansturms - hat das Unternehmen vergangene Woche von Frankreich und Großbritannien 9,7 Millionen Euro an Entschädigungen verlangt.

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