Ausnahmezustand

Europa von tödlichem Orkan heimgesucht

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Der französische Premierminister Francois Fillon hat das Orkantief "Xynthia" als nationale Katastrophe bezeichnet.

Verheerende Bilanz: Das Orkantief "Xynthia" hat in Westeuropa mindestens 63 Menschen in den Tod gerissen und Schäden in Millionenhöhe verursacht. Allein in Frankreich sind nach Angaben des Zivilschutzes 51 Menschen ums Leben gekommen, acht weitere wurden am Montag noch vermisst. Bis zu 180 Stundenkilometer schnelle Böen rasten am Sonntag auch über Deutschland. Sieben Menschen starben. Auf Straßen, Schienen und in der Luft brach ein Verkehrschaos aus.

Millionenschäden
In den verwüsteten Gebieten mussten kubikmeterweise Holz, demolierte Autos, herausgerissene Verkehrsschilder und herabgestürzte Dachziegel beiseite geräumt werden. Das Sturmtief "Xynthia" richtete binnen weniger Stunden Millionenschäden an. Vor allem aus Mittel- und Südhessen sowie Nordbaden hätten die Menschen angerufen und Schäden an Häusern, Einrichtungen und Autos in Millionenhöhe gemeldet, teilte die SparkassenVersicherung am Montag in Stuttgart mit.

Besonders massiv war "Xynthia" über die französische Atlantikküste hereingebrochen. Staatspräsident Nicolas Sarkozy zeigte sich schockiert beim Anblick der Verwüstungen und Toten: "All diese Menschen, die ertrunken sind, das ist niederschmetternd." Sarkozy kündigte Hilfen in Höhe von drei Millionen Euro an. Er wollte die heimgesuchten Regionen zum Katastrophengebiet erklären lassen, damit Versicherungen schneller Entschädigungen zahlen. Besonders betroffen sind die Austernzüchter der Region. Am Montagmittag waren in Frankreich noch 170.000 Haushalte ohne Strom. In Portugal und Nordspanien gab es vier Tote. In Belgien wurde ein Mann von einem Baum erschlagen.

7 Tote in Deutschland
Auch in Deutschland knickten die gewaltigen Orkanböen Bäume wie Streichhölzer um - insgesamt kamen sieben Menschen ums Leben. Eine Frau aus dem südpfälzischen Landau, die von einem umstürzenden Eisentor getroffen worden war, erlag in der Nacht auf Montag ihren schweren Verletzungen. In Niedersachsen wurde ein Mann bei Bückeburg mit seinem Auto von der Fahrbahn gegen einen Baum geweht. Im hessischen Biblis riss vermutlich eine Böe einen Zweijährigen in einen Fluss. Im Schwarzwald kam ein Autofahrer ums Leben, bei Wiesbaden ein Wanderer. In Nordrhein-Westfalen starben eine Joggerin und eine Autofahrerin.

Am schlimmsten wütete der Sturm in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg. Dort wurden selbst im Flachland Böen mit Spitzengeschwindigkeiten von 133 Stundenkilometern registriert. Gemessen an der Zahl der Opfer war "Xynthia" ein schlimmerer Orkan als "Kyrill" mit 47 Toten. "Lothar" hatte im Dezember 1999 nach Angaben der Münchner Rück europaweit 110 Menschen in den Tod gerissen, andere Quellen nennen eine geringere Opferzahl. Die Forstschäden halten sich diesmal in Grenzen. Das zeigt auch eine erste Bilanz aus der Eifel.

Blick ins Freie
Lediglich einen Blick ins Freie bekamen indes Häftlinge der Justizvollzugsanstalt I in Frankfurt-Preungesheim. Der Sturm hatte dort einen etwa sechs Meter hohen provisorischen Gefängniszaun aus Metallplatten und Stacheldraht umgeweht. Mit Maschinenpistolen bewaffnete Beamte bewachten das Loch in der Gefängnismauer.

"Xynthia" war in der Nacht die Puste ausgegangen, das Tief zog am Montag nach Osten ab. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte nur noch vor Orkanböen auf dem Brocken. Wegen der starken Regenfälle, die "Xynthia" mitbrachte, steigen die Pegel der Flüsse weiter an - vielerorts droht nun Hochwasser.

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