vlcsnap-2016-07-22-20h31m54s52.png

München-Terror

Expertin: Amokläufer planen Taten lange im Voraus

Teilen

"Großer Abgang" durch medial beachtete Morde mit Suizid.

Nach dem Amoklauf in München fragen sich viele: Was trieb den Täter an? Wut- und Hassgefühle, manchmal auch Rache, nennt Britta Bannenberg, Expertin für Amokläufe an der Universität Gießen, als Motive. Außerdem haben die Täter in der Regel eine Persönlichkeitsstörung.

Frage: Wie zeigt sich diese Persönlichkeitsstörung?

Antwort: Es sind sehr egoistische Menschen, meistens junge Männer, die sich fremd fühlen, sich ständig gekränkt fühlen, sich nicht anerkannt fühlen und die ihren Platz in der Gesellschaft nicht finden. Und darauf reagieren sie im Grunde erbost, verärgert. Über Jahre lang brüten sie über diese Ungerechtigkeit, die sie so empfinden. Sie finden dann häufig im Internet Vorbilder anderer Amoktäter und fangen dann an, ihre eigene Tat zu inszenieren und zu planen - lange zu planen.

Frage: Das ist also nie ein "spontanes Ausflippen" oder ein ganz plötzliches "Rot-Sehen"?

Antwort: Nein, die explodieren gar nicht, die sind höchst kontrolliert. Die planen alle, die planen lange. Nur wird das dem Umfeld nicht unbedingt immer so bewusst. Es sind keine Spontan-Taten, weil die Täter nicht impulsiv sind. Sie reagieren gerade nicht auf ein besonders sie wütend machendes Ereignis, sondern sie fangen an, die Dinge anzusammeln. Sie sind sehr narzisstisch, sehr von sich eingenommen und glauben, dass sie grandios sind und dass andere das doch auch erkennen müssten. Wenn diese Anerkennung ausbleibt - sie haben in der Regel keine Freunde, keine Freundinnen, keine Beziehungen, keine Bindungen, sind Einzelgänger, die sich immer unverstanden fühlen - dann machen sie andere dafür verantwortlich, dass es ihnen nicht so gut geht. Und dann fangen sie eben an, über den großen Abgang im Grunde nachzudenken - das heißt, eine Mordtat, die medial beachtet wird mit meist anschließendem Suizid.

Frage: Der eigene Tod ist dann miteingeplant?

Antwort: Ja, das ist sehr häufig, wenn sie Schusswaffen benutzen. Oder manche versuchen, sich von der Polizei erschießen zu lassen - das ist im Tatplan mit drin. Das macht sie dann ja auch so besonders skrupellos und gefährlich. Wer nichts zu verlieren hat und sich dann im Grunde schon mit dem eigenen Tod konfrontiert sieht, der ist dann eben auch hemmungslos in der Tatausübung.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.