Nach eigenen Angeben

FBI vereitelt Anschlag auf Zentralbank

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Mutmaßlicher Terrorist wurde von Ermittlern mit Bomben-Attrappe ausgestattet.

Die US-Polizei hat am Mittwoch nach eigenen Angaben einen Sprengstoff-Anschlag auf das Gebäude der Notenbank Fed in New York vereitelt. Ein 21-jähriger Verdächtiger aus Bangladesch wurde in der Früh festgenommen, nachdem er einen mit einer 450-Kilogramm-Bombe präparierten Kleintransporter vor dem Sitz der Zentralbank nahe dem World Trade Center geparkt hatte.

Eine Gefahr für die Bevölkerung habe nicht bestanden. FBI-Ermittler hatten dem Verdächtigen, der schon mehrere Monate überwacht worden war, zuvor untauglichen Sprengstoff untergeschoben.

"Es ist kaum ein schwereres Verbrechen vorstellbar, als solch ein Wahrzeichen zu zerstören und zahllose unschuldige Passanten zu töten oder verstümmeln", sagte die stellvertretende FBI-Chefin Mary Galligan. Der Verdächtige namens Quazi Mohammad Rezwanul Ahsan Nafis müsse daher mit entsprechend harten Konsequenzen rechnen. Sollte er verurteilt werden, droht ihm lebenslange Haft.

Bei seinem ersten Erscheinen vor dem Bundesgericht im New Yorker Stadtteil Brooklyn trug Nafis ein braunes T-Shirt, dunkle Jeans und Turnschuhe. Er sagte kaum etwas während der kurzen Anhörung und antwortete mit einem gemurmelten "Ja" auf die Fragen der Richterin.

Familie entsetzt
Nafis' Familie in Bangladesch reagierte mit Entsetzen auf die Nachricht. Wir sind fassungslos", sagte der Vater. Nafis sei "kein radikaler Typ". Er könne nicht glauben, dass er einen Anschlag begehen wollte. Er sei jedoch sehr gläubig gewesen und habe fünfmal täglich gebetet und den Koran gelesen. Noch kurz vor seiner Festnahme habe die Familie mit ihm gesprochen und ihm von einer möglichen Braut für ihn erzählt.

Der 21-Jährige stammt aus der oberen Mittelschicht in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka, der Vater ist Vizepräsident der Nationalen Bank, seine Schwester Ärztin. Er selbst studierte an der als äußerst liberal geltenden und teuersten privaten Hochschule des Landes, North South University, musste diese jedoch wegen schlechter Leistungen verlassen.

Daraufhin ging er in die USA, wo er nach Angaben seines Vaters ein Semester an der Missouri Southern State Universität studierte. Da die Hochschule zu teuer gewesen sei, sei er dann nach New York gegangen, um in einem Hotel zu arbeiten.

Kontakt mit Al-Kaida?
Nafis war nach Erkenntnissen der Ermittler im Jänner in die USA eingereist. Nach seiner Ankunft in New York habe er angegeben, mit Al-Kaida in Kontakt zu stehen. Das FBI habe jedoch keine Hinweise darauf gefunden, dass er im Auftrag der Extremistenorganisation arbeitete oder von ihr gesteuert wurde. Am Ende habe sich Nafis für die FED als Anschlagsziel entschlossen: Die Notenbank thront wie eine Festung aus Kalk- und Sandstein in Manhattan, steht angeblich auf einem der größten Goldlager der Welt und ist eines der bestbewachten Gebäude in der Metropole.

FBI-Beamte leeren das Appartement des mutmaßlichen Terroristen in New York
© AP

FBI-Beamte leeren das Appartement des mutmaßlichen Terroristen in New York; Foto: AP

Attentat schlug fehl
Der Verdächtige habe versucht, eine Zelle von Helfern um sich zu sammeln, und dafür nach Rekruten gesucht. Dabei sei er irgendwann auch an einen FBI-Agenten geraten, den er in die Gruppe aufnahm. Die beiden trafen sich nach Angaben der Ermittler am Mittwochmorgen und fuhren in einem Lieferwagen zu einem Lagerhaus in New York. Dort habe Nafis die 450-Kilogramm-Bombe zusammengebaut, ehe sie zur FED fuhren und den Lieferwagen in der Nähe des Gebäudes parkten.

Nafis sei dann zu einem nahe gelegenen Hotel gelaufen und habe dort eine Video-Botschaft aufgezeichnet, in der er sagte: "Wir werden nicht aufgeben, bis wir den Sieg oder den Märtyrertod finden." In dem Hotel sei der Verdächtige dann auch festgenommen worden, als er immer wieder versuchte, die nicht funktionsfähige Bombe zu zünden, erklärte das FBI.

Stümperhafter Plan?
Der New Yorker Polizeipräsident Ray Kelly wies Mutmaßungen zurück, der Anschlagsplan sei primitiv und stümperhaft gewesen. Nafis habe ganz offensichtlich die Absicht gehabt, ein Blutbad anzurichten.

Das FBI hat mit Undercover-Einsätzen dieses Jahr bereits nach eigenen Angaben mehrere geplante Anschläge vereitelt. Im Februar wurde ein 29-jähriger Marokkaner mit einer Sprengstoffweste in der Nähe des Kapitols festgenommen. Auch in diesem Fall war der Sprengstoff untauglich, der Mann wurde wegen eines versuchten Selbstmordanschlags auf das Kapitol in Washington angeklagt. Im Mai nahmen Ermittler fünf selbst ernannte Anarchisten bei Cleveland fest, weil sie eine vierspurige Autobahn-Brücke in die Luft sprengen wollten. Auch in diesem Fall hatte ein FBI-Agent den Männern Zünder und Plastiksprengstoff verkauft, die nicht funktionsfähig waren.

 

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