Welt ringt um Hilfe

Faymann schließt Zypern-Pleite nicht mehr aus

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Der Ferien-Insel droht der Finanz-Kollaps. Hier die möglichen Szenarien.

Faymann schließt Zypern-Pleite nicht mehr aus
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Bundeskanzler Werner Faymann (S) will bezüglich der Lage in Zypern die Entscheidung der dortigen Regierung bzw. des Parlaments erst einmal abwarten.

"Kann nichts ausschließen"
Er hofft, dass das Land eine Möglichkeit findet, weiterhin im Euroraum zu bleiben - "ich kann aber für Zypern nichts ausschließen", sagte er nach dem Ministerrat am Mittwoch. Der Kanzler hofft zudem auf eine Regelung, die "europaweit dem einzelnen Sparer wieder Sicherheit gibt".

 "Die Entscheidung trifft das jeweilige Land und das nimmt ihm auch keiner ab", verwies Faymann auf die Verantwortung Zyperns über dessen Zukunft. Vor allem gehe es darum, wie der dortige Regierungschef gedenkt, mit dieser "unhaltbaren Situation" umzugehen. Eine Lösung der Krise solle jedenfalls nicht auf Kosten der kleinen Sparer gehen, die Möglichkeit, die "Großen" Beiträge leisten zu lassen, hält der Kanzler "nicht für falsch".

Banken dicht
Die zypriotischen Banken werden bis kommenden Dienstag geschlossen bleiben. Zudem soll es für unbestimmte Zeit Einschränkungen für Überweisungen ins Ausland geben, wie die Nachrichtenagentur dpa aus Kreisen der Regierung und der Zentralbank Zyperns erfuhr. Offiziell wurde dies jedoch nicht bestätigt.

Geplant wird, dass die Banken auch am Donnerstag und Freitag geschlossen bleiben. Sie sind bereits seit fünf Tagen geschlossen. Am kommenden Montag ist Feiertag auf Zypern. Bis dahin hoffen die Behörden eine Lösung zum Thema des Finanzproblems Zyperns gefunden zu haben. Auch nach der Öffnung werde es jedoch eine Sperre für Überweisungen ins Ausland geben.

 

Die verschiedenen Szenarien
Der Rettungsplan für Zypern ist nach der Ablehnung des Parlaments in Nikosia gescheitert. Damit bringt die von der Staatspleite bedrohte Mittelmeer-Insel die ganze Eurozone in eine prekäre Lage. Was sind jetzt die denkbaren Szenarien, um doch noch zu einer Einigung zu kommen?

SZENARIO 1: DAS BESTEHENDE MODELL MODIFIZIEREN

Das bisherige Modell, das von Zypern einen eigenen Sanierungsbeitrag in Höhe von rund sieben Milliarden Euro einfordert, könnte überarbeitet werden. Denkbar wäre, dass sich das kleine Land dazu durchringt, die großen Bank-Guthaben viel stärker zu belasten. Darauf hoffen viele Politiker in Europa. Bisher sah die im Parlament durchgefallene Zwangsabgabe auf Bank-Guthaben bei Vermögen oberhalb von 100.000 Euro einen Satz von 9,9 Prozent vor. Werden die Reichen stärker in die Pflicht genommen, könnte die Masse der Sparer mit Summen bis zu 100.000 Euro geschont - und der Volkszorn beschwichtigt - werden. Eine solche Lösung hieße jedoch, dass das Land seinen Ruf als attraktive Steueroase für ausländische Investoren, insbesondere reiche Russen und Briten, verlieren würde.

Zypern könnte sich aber auch entscheiden, seinen eigenen Beitrag auf einem anderen Wege aufzubringen, etwa durch zusätzliche Privatisierungen oder Steuererhöhungen. Auch der Verkauf von Ausbeutungsrechten für große Rohstoffvorkommen des Landes wäre denkbar.

SZENARIO 2: DIE EURO-GELDGEBER BEWEGEN SICH

Eine weitere Möglichkeit ist, den Eigenbeitrag Zyperns zu verringern. In diesem Fall müssten die Hilfen der Europäer und des Internationalen Währungsfonds (IWF) für den zypriotischen Staat über die bisher vorgesehene 10-Milliarden-Euro-Marke ausgeweitet werden. Das würde allerdings die Schulden des Landes in die Höhe treiben, und zwar mittelfristig auf Werte von deutlich über 100 Prozent der Wirtschaftsleistung - ein kaum tragfähiges Maß. In diesem Fall könnte der IWF nicht mitziehen, was wiederum für viele Euro-Länder, nicht zuletzt Deutschland, eine Beteiligung ebenfalls sehr schwer machen würde.

SZENARIO 3: DIE RUSSISCHE KARTE

Als "weißer Ritter" könnte Russland auftreten und Zypern aus der Patsche helfen. Allerdings reichen die Streckung eines bestehenden Kredits über 2,5 Milliarden Euro sowie möglicherweise bessere Konditionen für das Darlehen nicht aus. Spätestens im Juni, wenn eine große Anleihe in Zypern fällig wird, braucht das Land noch mehr Geld. Ein neuer Kredit aus Russland könnte helfen, würde die Verschuldung des Landes aber ebenfalls in die Höhe treiben. Ein Ausweg könnte eine Art Verpfändung von Gasvorkommen an Russland sein, vielleicht auch an andere Investoren aus dem Ausland. Damit würde Zypern aber den Wohlstand von morgen verschenken.

SZENARIO 4: DIE STAATSPLEITE

Das schlechteste Szenario: Zypern rutscht ungeordnet in die Staatspleite. Rechnungen im In- und Ausland würden nicht mehr beglichen, Anleihen nicht mehr bedient. Leidtragende wären alle, die Forderungen an den Staat und seine Banken hätten.

Zypern steht lediglich für knapp 0,2 Prozent der Wirtschaftsleistung der Eurozone. Manche Experten hoffen deswegen, dass eine Pleite verkraftbar wäre. So argumentieren auch viele Abgeordnete im deutschen Bundestag. Allerdings haben die maßgeblichen Akteure, allen voran der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble, immer argumentiert, bei der Überwindung der Schuldenkrise gehe es vor allem um Vertrauen. Wenn nun aber mit dem Fall Zypern das Vertrauen in der Welt erschüttert wird, dass die Eurozone mit all ihren Mitgliedern stabil und verlässlich zusammensteht, könnte das an den Finanzmärkten Glaubwürdigkeit kosten. Und das würde wohl wieder höhere Zinsen, weniger Wachstum und mehr Arbeitslosigkeit bedeuten.
 

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