Polizei wurde von ihm bestochen

Gaddafi: Waffenpass nach Flucht

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Eine Woche nach einem mysteriösen „Unfall“ war Gaddafi jun. „seriös“ genug für einen Waffenpass.

Die Waffen-Affäre rund um Saif Gaddafi (39) zieht immer weitere Kreise: Der „Kronprinz“ des libyschen Schlächters Muammar Gaddafi lief offenbar schwer bewaffnet durch Österreich. Die Genehmigung dafür erhielt er, während er sich de facto auf der Flucht vor den heimischen Behörden befand.
Am 19. April 2007 stellte ihm die Bundespolizeidirektion Wien einen Europäischen Feuerwaffenpass aus. Das geht aus der Antwort von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) auf eine Anfrage des grünen ­Nationalrats Peter Pilz hervor.
Absturz. Was die Angelegenheit noch brisanter macht: Nur eine Woche davor, am 12. April, war in der Gadaffi-Villa in Döbling ein mysteriöser „Unfall“ passiert. Gegen 05.20 Uhr stürzte die 22-jährige Nadiya B., eine bildhübsche Tänzerin aus der Ukraine, vier Meter ab und wurde von einem Zaun durchbohrt. Die junge Frau lag mehrere Tage im Koma.
Die Wiener Polizei ermittelt am Tatort und wollte wissen, welche Rolle Saif Gaddafi bei dem „Unfall“ gespielt hatte. Bekannt war, dass es zwischen dem Diktatoren-Sohn und der Tänzerin zuvor einen Streit bei einem Clubbing im Le Meridien gegeben hatte.
Saif Gaddafi wurde nervös und flog mit dem Privatjet eines Bau-Unternehmers nach London. Für eine Einvernahme durch die Wiener Polizei war er nicht erreichbar. Für die Ausstellung eines Waffenpasses hingegen schon. „Das wird immer absurder“, kommentiert Pilz die Affäre.
„Taschengeld“. Dazu kommt, dass Gaddafis Leibwächter offenbar mehr als 15 Jahre lang schwer bewaffnet durch Österreich spazierten, aber nur für die Jahre von 1990 bis 1992 dafür die Genehmigung hatten. Die Flughafenpolizei soll gegen ein „Taschengeld“ wiederholt alle Augen zugedrückt haben, behauptete ein Ex-Leibwächter gegenüber Pilz. Das Bundesamt zur Korruptionsbekämpfung (BAK) und die Generaldirektion im Innenministerium ermitteln. Allerdings pflegte die Generaldirektion in den Neunzigern gute Kontakte mit dem libyschen Auslands-Sicherheitsdienst.

Wolfgang Fürweger

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