Afghanistan

Gespräche zwischen USA & Taliban möglich

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Gates: "Sie können potenziell eine Rolle in der Zukunft des Landes spielen."

Die USA sind unter bestimmten Voraussetzungen zu Gesprächen mit den radikalislamischen Taliban bereit. Vor einem Besuch in Afghanistan stellte US-Verteidigungsminister Robert Gates am Samstag in Singapur Kontakte mit den Taliban in Aussicht, sofern diese die Waffen niederlegen und die Verfassung anerkennen. Die Taliban müssten begreifen, dass sie den Krieg nicht militärisch gewinnen können, sagte Gates bei der Sicherheitskonferenz Shangri-La-Dialog des Internationalen Instituts für Strategische Studien (IISS).

Sollten die US-geführten NATO-Truppen in Afghanistan weiter vorankommen und Druck auf die Aufständischen ausüben, könne es noch in diesem Winter "die Möglichkeit einer Art politischer Gespräche oder Versöhnung" geben, sagte Gates bei der Sicherheitskonferenz in Singapur. Wenn die Taliban die Bedingungen erfüllten, "können sie potenziell eine politische Rolle in der Zukunft des Landes erhalten". Aus mehreren Ländern hatte es zuletzt Gerüchte über einen Kontakt des Westens zu den Taliban gegeben. Von einem Friedensprozess könne aber noch keine Rede sein, hatte es geheißen. Die USA wollen im Juli mit dem Abzug von Soldaten aus dem Land beginnen und die Verantwortung für die Sicherheitslage schrittweise bis 2014 an heimische Sicherheitskräfte übergeben

Abschiedsbesuch in Afghanistan
Gates reiste von Singapur zu einem Abschiedsbesuch nach Afghanistan, wo er die US-Truppen besuchen und sich in Kabul auch mit Präsident Hamid Karzai treffen wollte. Gates, der noch vom republikanischen Präsidenten George W. Bush ins Amt geholt worden war, übergibt sein Amt Ende Juni dem bisherigen CIA-Chef Leon Panetta. Die USA wollen im Juli mit ihrem Truppenabbau in Afghanistan beginnen.

Unterdessen wurden fünf NATO-Soldaten und zwei afghanische Polizisten bei Bombenanschlägen in Afghanistan getötet. Vier Isaf-Soldaten seien am Samstag im Osten des Landes ums Leben gekommen, als eine Bombe am Straßenrand explodierte, teilte die internationale Schutztruppe ISAF in Kabul mit. Ein weiterer Soldat sei am Freitag bei einem Rebellen-Angriff im Süden des Landes gestorben. Am Sonntag stürzte ein NATO-Militärhubschrauber im Osten das Landes ab. Dabei starben zwei Soldaten.

Getöteter Soldat wurde ausgeflogen
Ein am Donnerstag bei einem Anschlag auf die Bundeswehr in Nordafghanistan getöteter deutscher Soldat wurde am Samstag zurück nach Deutschland gebracht. Das Flugzeug mit dem Sarg des 23-Jährigen landete am Samstagabend auf dem Flughafen Köln-Bonn, wie ein Sprecher der Luftwaffe in Köln sagte. Ob es eine öffentliche Trauerfeier in Deutschland geben wird, ist nach Angaben der Bundeswehr noch unklar.

Bei den gewaltsamen Protesten im afghanischen Talokan vor zweieinhalb Wochen sollen Bundeswehrsoldaten drei Angreifer erschossen haben. Zunächst hatte die Bundeswehr davon gesprochen, dass durch Schüsse sieben bis zehn Angreifer verletzt, aber nach damaligem Erkenntnisstand niemand getötet worden sei. Von den drei Getöteten berichtete am Samstag das Magazin "Der Spiegel" unter Berufung auf einen Untersuchungsbericht der Vereinten Nationen. Das Verteidigungsministerium teilte auf Anfrage lediglich mit, dass die Untersuchungen nicht abgeschlossen seien.

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