Alarm in Island

Gletscher-Vulkan spuckt Feuer

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Der Eyjafjallajökull ist aktiv. Einwohner wurden in Sicherheit gebracht. Flughäfen waren geschlossen, Transatlantik-Flüge wurden umgleitet.

Nach dem Ausbruch eines Vulkans unter dem Eyjafjalla-Gletscher hat im Süden Islands am Sonntag Ausnahmezustand geherrscht. Hunderte Menschen flohen aus ihren Häusern. Der Flugverkehr auf der Nordatlantik-Insel war bis Sonntagmittag aus Sicherheitsgründen vorübergehend eingestellt. Straßenverbindungen, darunter die entlang der Südküste der Atlantikinsel verlaufende Hauptroute, wurden wegen befürchteter Gletscherfluten gesperrt. Am frühen Nachmittag gab vorerst Entwarnung.

Die durch den Ausbruch entstandene Rauch- und Aschewolke reichte nach Angaben von Meteorologen bis in einen Kilometer Höhe. In der Ortschaft Fljotshild regnete es auch Asche. Der Rettungsdienst erklärte nach Beobachtungsflügen mit einem Helikopter, der durch die Vulkanaktivitäten entstandene Riss unter dem Gletscher sei einen Kilometer lang.

Letzter Ausbruch war 1823
Der Vulkan war in der Nacht auf Sonntag zum ersten Mal seit 1823 ausgebrochen. Experten gingen davon aus, dass der Ausbruch gut 120 Kilometer östlich der Hauptstadt Reykjavik begrenzt bleiben werde.

Die Einwohner aus der Gegend hatten um Mitternacht gleißendes Licht aus dem Gletscher beobachtet, berichtete der isländische Sender RUV. Rund 500, großteils auf verstreuten Höfen und Siedlungen lebende Isländer wurden aus Sicherheitsgründen zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert und flohen vorübergehend an weiter vom Vulkangebiet entfernt liegende Orte, meist zu Verwandten. Nach der teilweisen Entwarnung am Nachmittag begaben sich viele in ihre Häuser zurück.

Flugverkehr eingestellt
Der Verkehr auf dem internationalen Flughafen Keflavik sowie auf den nationalen Flugplätzen von Reykjavik und Akureyri war nach Ausbruch des Vulkans für mehrere Stunden eingestellt worden. Transatlantikflüge mussten Island weiträumig umfliegen. Drei Maschinen der Icelandair aus den USA hätten die Anweisung erhalten, umzukehren und nach Boston, Orlando und Seattle zurückzufliegen, meldete RUV. Nach einigen Stunden begann sich die Luftverkehrssituation zu normalisieren.

Island liegt genau auf der Grenze zweier Kontinentalplatten und verdankt seine Existenz als Insel den an der Nahtstelle intensiven vulkanischen Aktivitäten. Der bekannteste und aktivste Vulkan ist die Hekla. Sie war zuletzt vor zehn Jahren ausgebrochen und hatte dabei mehr als zehn Kilometer hoch Lava ausgestoßen.

Von den insgesamt 140 isländischen Vulkanen sind derzeit rund 30 aktiv. Tote gab es zuletzt 1783, als beim einzigen Ausbruch des Laki 9.000 Menschen ums Leben kamen. 1996 rief der Ausbruch des Vulkans Bardabunga unter dem Vatnajökull, dem größten Gletscher Europas, riesige Überschwemmungen durch Schmelzwasser hervor und machte die Straßenroute an der Küste für längere Zeit unpassierbar.

Nächster Vulkan-Ausbruch befürchtet
Der isländische Vulkan-Spezialist Pall Einarsson fürchtet nach dem Ausbruch des Vulkans unter dem Eyjafjalla-Gletscher auch ein Aktivwerden der Katla, eines relativ nahe gelegenen und wesentlich größeren Feuerbergs in der Nähe der Eruptionsstelle vom Wochenende. Einarsson zufolge besteht ein enger geologischer Zusammenhang zwischen den beiden Vulkanen. Sämtliche historisch belegte Ausbrüche unter dem Eyjafjalla-Gletscher, 920, 1612 und 1821-23, hätten auch Ausbrüche der 1.450 Meter hohen Katla nach sich gezogen, sagte Einarsson gegenüber der Online-Ausgabe der Tageszeitung "Morgunbladid" am Sonntag. Die Katla gilt als einer der unberechenbarsten Vulkane Islands.

Die letzte große Eruptionswelle in der Katla fand 1918 statt. Damals dauerten die Ausbrüche über drei Wochen und lösten riesige Wasser- und Schlammfluten aus. Geologen rechnen seit Jahren mit einem neuerlichen Ausbruch des Vulkans.

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Geologen führten erste Hubschrauberflüge durch. In einem einen Kilometer langen Spalt war Lava zu sehen.

Alle Flughäfen des Landes wurden geschlossen.

500 Menschen wurden vor dem tödlichen Lavastrom in Sicherheit gebracht.

Der Eyjafjallajökull-Vulkan ist zuletzt vor rund 200 Jahren ausgebrochen.