153 Eingeschlossene

Grubenunglück: Kumpels geben Klopfzeichen

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Die Zahl der Überlebenden ist bisher noch unklar. 153 Bergleute wurden verschüttet.

Das schwere Unglück in einer Kohlegrube in Nordchina haben einige der 153 verschütteten Bergleute offensichtlich überlebt. Fünf Tage nach dem Wassereinbruch gab es am Freitag erste Lebenszeichen. Rettungstrupps hätten das Klopfen von eingeschlossenen Bergleuten gehört, berichtete das chinesische Staatsfernsehen. Bergungsmannschaften hätten ein Loch zu einem Schacht im überfluteten Wangjialing-Kohlebergwerk nahe der Stadt Xiangning in der Provinz Shanxi gebohrt. Über ein Rohr seien Klopfzeichen ausgetauscht worden.

Zahl der Überlebenden unklar
Durch die Röhre seien Nahrung, Milch und Beutel mit Traubenzuckerlösung herabgelassen worden. Wie viele Kumpel in dem Schacht überlebt haben können, war unklar. Einige dutzend Bergleute sollen nach amtlichen Angaben auf Plattformen gearbeitet haben, die oberhalb der überfluteten Schächte liegen. Die Bergungsarbeiten machten bis Freitag aber wenig Fortschritte, weil das Wasser nur langsam abgepumpt werden konnte.

Bei drei weiteren Unglücken in chinesischen Kohlegruben seit Mittwoch kamen mindestens 28 Bergleute ums Leben. 29 weitere Kumpel wurden vermisst. Eine Gasexplosion tötete 19 Bergleute in einem Bergwerk in der Provinz Henan. In der Provinz Shaanxi kamen neun Arbeiter durch ein Feuer unter Tage ums Leben. In der Provinz Heilongjiang waren fünf Kumpel nach einem Wassereinbruch verschüttet.

"Es ist zu gefährlich"
Nahe der Wangjialing-Unglücksgrube versammelten sich Angehörige und warteten auf Nachricht von den 153 Eingeschlossenen. "Ich hatte ein Gefühl, als wenn der Himmel einstürzt, als meine Mutter mich am Montag anrief", zitierte die Nachrichtenagentur Xinhua einen 24-jährigen Universitätsabsolventen, dessen 53-jähriger Vater zu den Verschütteten gehört.

"Jeder in unserer Familie hatte versucht, ihn zu überreden, nicht mehr in der Grube zu arbeiten. Es ist zu gefährlich. Aber er hörte nicht auf uns", sagte der Sohn. Sein Vater arbeitete seit zwei Jahrzehnten unter Tage und war der Hauptversorger der Familie, die in der Provinzhauptstadt Taiyuan in ärmeren Verhältnissen lebt.

Rund 3.000 Bergungskräfte bemühten sich, das Wasser aus der Grube zu leiten. Zusätzliche Pumpen wurden installiert. "Komplizierte geologische Bedingungen und zu viel Wasser unter Tage machen das Abpumpen schwierig", berichtete Liu Dezheng, Vizedirektor der Werkschutzbehörde der Provinz Shanxi.

Zweites Unglück in Luoyang
Beim zweiten schweren Grubenunglück in dieser Woche sind in China mindestens 19 Bergleute ums Leben gekommen. 24 waren am Freitag auch zwei Tage nach der Gasexplosion in dem Kohlebergwerk in Luoyang in der Provinz Henan eingeschlossen, teilten Behördensprecher mit. Die Rettungsbemühungen wurden mit Hochdruck fortgesetzt.

In Luoyang konnten sich am Mittwochabend noch 50 Kumpel nach der Explosion in Sicherheit bringen. Der Besitzer der Mine ist geflohen. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete, seine Konten seien gesperrt worden. Vier Beamte der Kreisverwaltung seien entlassen worden.

Die chinesischen Bergwerke gehören trotz massiver Bemühungen in den vergangenen Jahren um bessere Sicherheitsstandards weiterhin zu den gefährlichsten der Welt. Im vergangenen Jahr kamen nach einer amtlichen Statistik 2.631 Bergarbeiter unter Tage ums Leben. 2002 waren es 6.995 gewesen.

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