Millionen-Abfindung

HP-Chef wirft nach Sex-Skandal Handtuch

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Mark Hurd verstieß gegen die Konzernregeln. Jetzt nimmt er seinen Hut. Sein Abgang wird mit fast 10 Millionen Euro versüßt.

Schock für den weltgrößten Computerhersteller Hewlett-Packard: Der beliebte Vorstandschef Mark Hurd ist am Freitag nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung zurückgetreten. Eine Untersuchung habe ergeben, dass Hurd eine "enge persönliche Beziehung" zu einer Geschäftspartnerin eingegangen sei, die auch zu unzulässigen Zahlungen geführt habe, teilte der US-Konzern mit. Die Nachricht versetzte den HP-Papieren einen Schlag. Sie fielen nachbörslich um zehn Prozent. Dem 53-jährigen Hurd wird zugerechnet, dass Hewlett Packard nach der schwierigen Zeit unter Carly Fiorina wiedererstarkt ist. Vorläufig wird Finanzchefin Cathie Lesjak den Chefposten einnehmen. Nach einem Hurd-Nachfolger wird bereits gesucht.

Marketing-Mitarbeiterin klagte
HP teilte mit, dass eine frühere Geschäftspartnerin des Konzerns, die zwischen Ende 2007 und Anfang 2009 mit Marketing-Aktivitäten beauftragt war, eine Anschuldigung wegen sexueller Belästigung gegen Hurd erhoben habe. Eine Untersuchung des Falls habe ergeben, dass Hurd zwar die Prinzipien des Unternehmens bezüglich sexueller Belästigung nicht verletzt, jedoch gegen Standards der Unternehmensführung verstoßen habe. So sei die Frau vergütet worden, ohne dass es dafür einen geschäftlichen Grund gegeben habe. Spesenabrechnungen und andere Unterlagen seine gefälscht worden, um die Affäre mit der Subunternehmerin zu vertuschen. Eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte Reuters, dass es sich dabei um Zahlungen von nicht mehr als 20.000 Dollar (15.179 Euro) handle. Hurd habe niemals Sex mit der Frau gehabt.

9.3 Millionen Euro Abfindung
Hurd bezeichnete die Entscheidung für einen Rücktritt als schmerzhaft. Es habe Fälle gegeben, in denen er sich nicht an die Prinzipien von Vertrauen, Respekt und Integrität gehalten habe, denen er sich bei HP verschrieben habe. Der Abgang wird Hurd versüßt - er erhält eine Abfindung von 12,2 Millionen Dollar (9,3 Millionen Euro). "Die Untersuchung ergab, dass Mark schwerwiegenden Unverstand demonstrierte, der seine Glaubwürdigkeit ernsthaft untergraben und seine Effektivität bei der Führung von HP geschädigt hat und Mark hat uns dabei zugestimmt", sagte der Leiter der HP-Rechtsabteilung Mike Holston.

Hurd war seit 2005 Chef von HP. Während dieser Zeit senkte er massiv die Kosten und sorgte dafür, dass sich der Konzern breiter im Dienstleistungsmarkt aufstellte. Dies erreichte er durch Zukäufe, wie den von IT-Dienstleister EDS für knapp 14 Milliarden Dollar. In den fünf Jahren unter Hurd hat sich der Wert der HP-Aktie mehr als verdoppelt.

Börsianer unsicher
Die Börsianer reagierten verunsichert auf die überraschende Nachricht, zumal eine erste Mitteilung von HP mehr Fragen aufwarf, als sie Antworten gab. Erst eine nachfolgende Telefonkonferenz brachte etwas Licht ins Dunkel. HP ist auf Umsatzbasis der weltgrößte Technologiekonzern und spielt eine wichtige Rolle auf dem Markt für Computer, Server, Dienstleistungen und Drucker. Viele Fachleute machen sich Sorgen um die Nachfolge Hurds. "Es wird eine beträchtliche Lücke an der Führungsspitze des Unternehmens entstehen", sagte Analyst Jeffrey Fidacaro von Susquehanna Financial.

Um dem Markt zu versichern, dass sich die Querelen nicht auf das Geschäft ausgewirkt haben, erhöhte HP gleich am Freitag noch seine Jahresprognose. Der 1939 im kalifornischen Palo Alto gegründete Konzern rechnet jetzt mit einem Gewinn je Aktie zwischen 4,49 und 4,51 Dollar im laufenden Geschäftsjahr. Zuvor war das Unternehmen von einem Überschuss je Anteilsschein zwischen 4,45 und 4,50 Dollar ausgegangen. Es wird erwartet, dass der Umsatz um fast ein Zehntel auf bis zu 125,5 Milliarden Dollar steigt.

30,7 Milliarden Dollar Umsatz
Der weltgrößte Computerhersteller Hewlett-Packard dürfte im dritten Geschäftsquartal (Ende Juli) von seinem ausgebauten Servicegeschäft und anhaltend starken Hardware-Verkäufen profitiert haben. Nach den vorläufigen Zahlen, die in der Aufregung um den Abgang von Firmenchef Mark Hurd nahezu untergingen, konnte HP seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11 Prozent auf rund 30,7 Milliarden Dollar steigern. Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich von 0,67 auf etwa 0,75 Dollar.

"Die vorläufigen Zahlen unterstreichen unsere Stärke", sagte Interimschefin Lesjak am Freitag. Der Umbau des Unternehmens habe sich ausgezahlt. HP hatte sich mit dem IT-Dienstleister EDS merklich verstärkt. Das Servicegeschäft wirft in der Regel deutlich höhere Profite ab als die Geräte. HP macht den Großteil seines Geschäfts mit Firmen. "Unsere Strategie ändert sich nicht", versprach Lesjak. Die komplette Zwischenbilanz für das abgelaufene dritte Geschäftsquartal legt HP am 19. August vor.

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