Laut Medienberichten:

Hat Erdogan sein Hochschuldiplom gefälscht?

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Das Dokument ist offenbar älter als die Marmara-Universität.

Hat der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sein Hochschuldiplom gefälscht? Nach Medienberichten (Spiegel Online/al monitor) ist das Dokument älter als die Universität, die es ausgestellt hat.

Erdogan absolvierte eine religiöse Imam-Hatip-Schule, an der Prediger ausgebildet werden. In den 1970er und 1980er Jahren konnten die Absolventen dieser Schulen nur Theologie studieren. Erdogan studierte aber angeblich an der Marmara Universität in Istanbul Wirtschaftswissenschaft und Verwaltung.

Zweifel an Echtheit

Um dort studieren zu können, hätte er eine Bestätigung vorlegen müssen, dass er noch an einer anderen als einer Imam-Hatip-Schule einen Abschluss gemacht habe - so wollten es damals die Gesetze der laizistischen Republik. Ein Diplom, das 1981 von der Marmara-Universität ausgestellt worden sein soll, hat nun Zweifel an dessen Echtheit aufkommen lassen.

Das Problem: Die Universität wurde erst 1982 gegründet. Auch der Dekan und der Rektor, die vorgeblich unterschrieben haben, traten erst 1982 ihr Amt an. Grafiker meldeten sich zu Wort, dass die Schriftart, in der das Diplom verfasst ist, im Jahr 1981 gar nicht auf dem Markt war.

Zudem gebe die Nahverkehrsgesellschaft der Stadt Istanbul voller Stolz auf ihrer Internetseite an, dass Erdogan bis 1981 als Vollzeitbeschäftigter bei ihr beschäftigt war, berichtet "Spiegel Online".

Vorwürfe der Urkundenfälschung

Die Vorwürfe begleiteten Erdogan seine gesamte Präsidentschaft, wären aber wohl ohne die oppositionelle pro-kurdische "Demokratische Partei der Völker" (HDP) in Vergessenheit geraten. Ihre stetige Forderung an die Wahlkommission, das Diplom Erdogans vorzulegen, führte vergangene Woche schließlich zum Erfolg.

"Es gibt Vorwürfe der Urkundenfälschung", sagt der Abgeordnete Idris Baluken von der HDP. "Es wäre ein Leichtes, sie zu entkräften: Datum der Immatrikulation, die Liste über die vergebenen Diplome und das Original des Diploms." Aber Präsident und Kommission würden "keine befriedigenden Antworten" geben.

Hallacoglu erbost

Yusuf Hallacoglu, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der rechten "Partei der Nationalistischen Bewegung" (MHP), war erbost, so "Spiegel Online": "Ich sage dem Staatspräsidenten: Dein Diplom ist gefälscht. Und was macht er? Er zieht noch nicht einmal vor Gericht." Hallacoglu war einer der Ersten, die öffentlich erklärten, dass Erdogan nicht die Voraussetzungen erfülle, um das Amt des türkischen Staatspräsidenten zu bekleiden.

Nach der türkischen Verfassung können nur Kandidaten zum Staatspräsidenten gewählt werden, die älter als vierzig Jahre alt sind und ein Universitätsdiplom nach einem mindestens vierjährigem Studium nachweisen können. Erdogan habe aber nur eine Lehranstalt besucht, die nach zwei Jahren Diplome ausstelle und keine Zulassung als Universität besitze, erklärt MHP-Politiker Hallacoglu.

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