Obersalzberg-Reste

Hitler-Steine in deutscher Kapelle

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Bodenplatten von Hitlers Haus wurden offenbar zum Kapellenbau verwendet. Jetzt regt sich Widerstand - das Gotteshaus wird zur Pilgerstätte für Rechtsradikale.

Die Steine stammen vom Obersalzberg, wo Hitler den "Berghof" bewohnte.

Jetzt droht die Kapelle zur Pilgerstätte für Rechtsradikale zu werden.

Stein des Anstoßes: Beim Bau dieses Gotteshauses wurden Steine von Hitlers Privathaus verwendet.

 

NNazi-Alarm um die Wegmacher-Kapelle auf dem Hallthurmer Berg im benachbarten Bayern! Die religiöse Gedenkstätte am Straßenrand wurde nämlich mit recycelten Steinen vom Obersalzberg, dem ehemaligen zweiten Regierungssitz von Adolf Hitler, errichtet. Jetzt besteht außerdem der Verdacht, dass die Bodenplatten in der Kapelle direkt von Hitlers Terrasse stammen könnten.

Verwunderung
"Mich wundert die Vorgehensweise des Architekten schon“, hebt Autor Gerald Lehner im ÖSTERREICH-Gespräch die Augenbrauen – siehe Interview rechts. Seit 1995 steht die Wegmacher-Kapelle am Rand der B 20 zwischen Berchtesgaden und Bad Reichenhall auf dem Hallthurmer Berg.

Man habe es damals einfach nicht an die große Glocke gehängt, aber auch kein Geheimnis daraus gemacht, dass man dafür Material vom Obersalzberg verwendet habe – so der Architekt der Kapelle, Matthias Ferwagner, zum ORF.

Weihstätte Ewiggestriger
"Es ist ja bekannt, dass sich dort Ewiggestrige herumtreiben“, meint Lehner und befürchtet: „Es ist leicht möglich, dass es zu einer Weihstätte wird.“ Ein ÖSTERREICH-Lokalaugenschein am Montag bestätige die Befürchtung. Schlimm: Im hinteren Bereich der Kapelle wurde bereits ein Hakenkreuz eingeritzt.

"Nicht beabsichtigt“
Er habe mit der Verwendung der Materialien vom Obersalzberg eine Um-Interpretation der belasteten Steine beabsichtigt, betont der Baumeister: „Dass sie eine Resonanz sind auf das, was da oben alles passiert ist. Es ist schwer auszudrücken. Ich habe das Gefühl gehabt, diese Steine sind da richtig verwendet.“

Weltweite Debatte
Die neu entfachte Diskussion um die Nazi-Kapelle im grenznahen Bayern ist sogar in Nordamerika im Gespräch und eine Schlagzeile in der renommierten New York Times.

Abriss kein Thema
Die Kapelle abzureißen sei keine Lösung, meint jedenfalls der Architekt und reicht den Kelch weiter in die bayerische Landeshauptstadt. Denn in München steht das Landesamt für Denkmalpflege, und es ist in dessen Aufgabe zu entscheiden, was mit der Kapelle nun geschehen soll.

 

ÖSTERREICH: Herr Lehner, finden Sie es legitim mit Bausteinen von Hitlers ehemaliger Terrasse eine Kapelle zu bauen?
Gerald lehner: Ich halte es für bizarr und muss bei der Angelegenheit schon kräftig schlucken.

Was ärgert Sie am meisten an der Sache?
Das Argument, die Steine wurden verwendet, da es sich dabei um billige Material handle.

Was noch?
Mich wundert auch die Vorgehensweise des Architekten, dass die gut an sich gut durchdachte Bauidee dadurch nach hinten losgehen könnte.

Welche Befürchtungen haben Sie wegen der Kapelle im Grenzgebiet?
Naja, es ist leicht möglich, dass es zur Weihstätte Ewiggestriger wird.

Warum?
Es ist ja bekannt, dass sich dort bereits Ewiggestrige herumtreiben.

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