Sie retteten Höhlenforscher:

Höhlendrama: Das sind unsere Helden

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Kindergärtnerin aus Salzburg und Arzt aus NÖ betreuten Westhauser tagelang in Höhle.

„In der Höhle war es weniger stressig als jetzt, auf diesen Rummel war ich nicht vorbereitet“, sagt die Salzburger Kindergärtnerin Sabine Zimmerebner (43).

43-jährige Mutter wurde in Höhle zur Vertrauensperson
Die Mutter einer Tochter ist eine der vielen österreichischen Helden, denen der Höhlenforscher Johann Westhauser (52) sein Leben zu verdanken hat – und ist seit der Rettung Medienstar und gefragte Interviewpartnerin.

Zimmerebner, rote Haare, keine 1,60 Meter groß und zierlich, hat eine bestimmte Stimme und ist absolute Expertin, was Höhlen betrifft. In 950 Metern Tiefe avancierte sie sofort zu Westhausers Vertrauensperson . „Weil ich ihn schon lange kenne und Erfahrung mit Höhlen dieser Art habe, ging ich nach unten“, sagt sie gegenüber ÖSTERREICH.

Sie half, ohne nachzudenken: „Wenn du dich fürchtest, gehst du gar nicht hinein.“ Zimmerebner war fünf Tage in der Höhle, berichtet von einem emotionalen Happy End: „Bei der Bergung fielen wir uns in die Arme. Sogar Männer haben geweint.“
Das war Donnerstag um 11.44 Uhr: Westhauser sah nach zwölf Tagen in der Höhle erstmals Tageslicht.

Der Mann, der ihn in Deutschlands tiefster Höhle am längsten betreute, wartete da gespannt am Höhleneingang auf 1.800 Metern: Höhlenarzt Martin Göksu (37) aus Stockerau (NÖ), zweifacher Familienvater und Assistenzarzt in Bayern. „Ich habe echt mitgezittert. Endgültig ruhig wurde ich erst, als er im Helikopter in die Klinik war. Die Beziehung zu Johann war sehr intensiv“, erinnert er sich gegenüber ÖSTERREICH. Auch Göksu gibt dieser Tage Interviews im Stundentakt, will Westhauser demnächst besuchen. „Den Umständen entsprechend geht es ihm erstaunlich gut“, sagt Göksu.

Plan: Zwei Wochen nach der OP soll Reha beginnen
Westhauser liegt seit Donnerstag in der Spezialklinik Murnau in Bayern, erlitt in der Riesending-Höhle ein Schädel-Hirn-Trauma und einen Jochbein-Bruch. Aber: „Sein körperlicher Zustand ist stabil. Er besitzt eine hohe psychische Belastbarkeit“, so Volker Bühren, der Ärztliche Direktor. Nächste Woche soll der 52-Jährige operiert werden. In zwei Wochen könnte er in eine Reha-Klinik gebracht werden. „Es braucht Zeit, bis ich mich erholen werde“, so Westhauer im Video am Tag nach der Bergung.


Helferin S. Zimmerebner: "Sogar Männer haben geweint"

ÖSTERREICH: Hatten Sie keine Angst beim Einsatz?
Sabine Zimmerebner: Nein, wenn du dich fürchtest, gehst du nicht rein.

ÖSTERREICH: Was war Ihre Aufgabe bei der Rettung?
Zimmerebner: Ich war seine Vertrauensperson. Ich hielt seine Hand, habe ihm gut zugeredet, wir haben auch manchmal Witze gemacht.

ÖSTERREICH: War das nicht eine immense Anspannung?
Zimmerebner: Ich habe gute Nerven, das bringt der Job als Kindergärtnerin automatisch mit sich.

ÖSTERREICH: Schwebte Westhauser in Lebensgefahr?
Zimmerebner: Ja. Er hat mich gebeten, seine Frau zu grüßen.

ÖSTERREICH: Wie erlebten Sie den Moment der Rettung?
Zimmerebner: Wir sind uns in die Arme gefallen. Auch die Männer haben geweint.
 

Höhlen-Arzt Göksu: "Werde ihn in Klinik besuchen"

ÖSTERREICH: Sie waren sechseinhalb Tage bei Westhauser in der Höhle. Wie war Ihr Verhältnis zum Höhlenforscher?
Martin Göksu:
Ich hatte ein sehr intensives Verhältnis zu ihm. Sonst betreut ein Arzt nie einen Patienten so lange rund um die Uhr. Ein Einsatz unter diesen Voraussetzungen, das bindet natürlich. Ich habe mitgezittert bis zum Schluss. Erst danach konnte ich langsam abschalten.

ÖSTERREICH: Wie geht es weiter? Werden Sie ihn treffen?
Göksu: Ab Dienstag werde ich wieder in meinem Job als Arzt in Bayern arbeiten, demnächst will ich Westhauser aber in der Klinik besuchen.

ÖSTERREICH: Wie hoch stufen Sie die Chancen auf vollständige Genesung ein?
Göksu: Ich hoffe, dass keine Folgeschäden bleiben. Die Reha wird aber einige Wochen bis Monate dauern.

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