Interview

"Ich 
entsorge 
Assads 
Giftgas"

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ABC-Spezialisten des Bundesheeres vernichteten auch Saddam Husseins Giftgas im Irak.

20-heimische Chemiewaffen-Experten des österreichischen Bundesheeres stehen für den Abmarsch nach Syrien bereit. Sie könnten sich an einer UN-Mission zum Aufspüren und Zerstören der Giftgas-Depots des Assad-Regimes beteiligen. Einer von ihnen ist Mayor Peter Rothbacher, 47, aus Tirol. 1993/94 entsorgten er und seine Kollegen tausende Tonnen Nervenkampfstoff in der irakischen Wüste. Auch bei der Vernichtung der Chemiewaffen von Muammar Gaddafi in Libyen war Rothbacher dabei.  Er wäre für einen Syrien-Einsatz bereit – vorausgesetzt, die UN erteilt ein Mandat. Die Franzosen fordern vom UN-Sicherheitsrat, dass die Mission innerhalb der nächsten 15 Tagen beginnen soll.

ÖSTERREICH:: Sie wären einer jener 20 ABC-Experten des österreichischen Bundesheeres, die Assads Chemiewaffen entschärfen sollen…
Peter Rothbacher: Ja, wir stehen breit, würden auch vor Ort arbeiten, sollte es ein bestimmtes UN-Mandat für unsere Arbeit geben.


ÖSTERREICH: Welche Chemiewaffen hat Assad?
Rothbacher: Haut und Nervenkampfstoffe wie Senfgas, Sarin und VX.  Diese Stoffe haben wir auch im Irak vernichtet.

ÖSTERREICH: Wie funktioniert so ein Einsatz?
Rothbacher: Nervenkampfstoffe sind Flüssigkeiten, dick wie kalter Diesel.  Erst beim Einsatz gehen sie in Gasform  über.  Entscheidend ist, in welchem Zustand die Chemikalien gelagert sind. Sind die einzelnen Komponenten in Container-Tanks, pumpen wir die Stoffe in mobile Reaktorkammern, vermischen sie  mit Chemikalien, machen sie  dadurch unschädlich. Die zweite Möglichkeit ist das Abmischen mit Diesel und dem Verbrennen in Spezialöfen bei extrem hohen Temperaturen.

ÖSTERREICH: Was geschieht, wenn die Nervengifte bereits in Bomben und Raketen abgefüllt sind?
Rothbacher: Dann wird‘s kompliziert und gefährlich, ein technisch extrem schwieriger Vorgang. Erst muss aus der Munition die Explosivkomponente entfernt werden, dann werden die Kampfstoffe mit Vakuumpumpen abgesaugt – du kommst tagelang aus dem  Schutzanzug nicht heraus. 

ÖSTERREICH: Klingt gefährlich?
Rothbacher: Kann man so sagen, das ist nicht ohne.

ÖSTERREICH: Könnte das inmitten eines Krieges überhaupt gemacht werden?
Rothbacher: Die UN müsste für uns gesicherte und entmilitarisierte Schutzzonen einrichten, in denen wir halbwegs ungestört arbeiten können. In jedem Fall würde der Job einige Jahre dauern.

ÖSTERREICH: Sie waren schon im Irak dabei, als die UN-Saddam Husseins Chemiewaffen vernichtet hat…
Rothbacher:  Das 1993 und 1994, zwei Jahre lang standen wir damals praktisch Tag für Tag  m dichten Gummi-Schutzanzug in der Wüste, arbeiteten bei 40 Grad und mehr. Wir waren acht Kollegen, haben die Chemiewaffen zuerst evaluiert, geborgen und letztlich vernichtet.

ÖSTERREICH:  Wie gefährlich ist Ihr Job?
Rothbacher: Wir haben natürlich sehr robuste Gummischutzanzüge, die bieten genug Schutz. Die Schutzanzüge retten dich selbst bei massivstem Giftgasaustritt. Eine Restgefahr bleibt natürlich immer. Andererseits: Ich  kann auch beim Autofahren sterben.

ÖSTERREICH: Wo sind Assads  Giftstoffe gelagert?
Rothbacher: Meist in Munitionsdepots, abgefüllt in ein, zwei-Tonnen-Behältern

ÖSTERREICH. Wie sehr sind diese Munitionsdepots geschützt?
Rothbacher: Ich denke, in Syrien sieht es ähnlich aus wie im Irak oder in Libyen. Die Sicherheitsstandards sind sicher nicht mit unseren zu vergleichen.
 

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