Lage explosiv

Idomeni: Das Horror-Lager wird zum Pulverfass

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Das Rote Kreuz sieht enorme Spannungen in der griechischen Grenzstadt.

Die Lage im Flüchtlingscamp in Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze und der Umgebung spitzt sich zu. "Ich fürchte, es könnte zu einer Explosion kommen", sagte die Sprecherin des Rotes Kreuzes aus Idomeni, Despoina Filippidaki, am Donnerstag. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) forderte die EU indes auf, Griechenland rasch bei der Bewältigung des andauernden Ansturms von Flüchtlingen zu helfen.

Überfordert

"Die EU muss verhindern, dass es Tote gibt", sagte DRK-Präsident Rudolf Seiters in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstagsausgabe). Griechenland sei mit der Bewältigung dieser Situation "hoffnungslos überfordert". Das Land brauche unverzüglich die organisatorische und finanzielle Hilfe, die ihm schon vor eineinhalb Jahren zugesagt worden sei. 2015 seien in Griechenland mehr als 800.000 Flüchtlinge angekommen, seit Anfang 2016 weitere 190.000.

Hilfsorganisationen ziehen Mitarbeiter ab

Filippidaki erklärte, dass einige junge Migranten in Idomeni die Straßen blockierten. "Wir können unsere humanitäre Hilfe nur unter schwierigsten Bedingungen verteilen." Die Schutzsuchenden wollen nach Mitteleuropa weiterfahren und protestieren gegen die Schließung der Grenze zu Mazedonien, der ersten Station der Balkanroute Richtung Österreich und Deutschland.

Auch der Sprecher der Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF), Antonis Rigas, sagte im griechischen Fernsehen, viele Migranten seien mit den Nerven am Ende und hätten in den vergangenen Tagen Mitarbeiter humanitärer Organisationen bedroht. "Wir mussten unsere Mitarbeiter abziehen. Heute werden wir versuchen, wieder ins Camp zu gehen", so Rigas.

Aktivisten geben verheerende Ratschläge

Reporter griechischer Medien haben beobachtet, dass sogenannte Aktivisten immer wieder den Migranten raten, Straßen zu blockieren, um die internationale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Es seien die gleichen Leute, die vor zwei Wochen die Migranten zu einem Überschreiten der Grenze zu Mazedonien über unwegsames Gelände bewegt hatten, hieß es.

Autobahn blockiert

Am Donnerstag haben festsitzende Flüchtlinge in der Umgebung des Camps von Idomeni ihre am Mittwochabend begonnene Blockade der Autobahn intensiviert. Mehrere Personen hätten in der Früh Zelte auf der Autobahn bei der Stadt Polykastro aufgestellt, berichtete das mazedonische Internetportal Lokalno.mk.

Die Flüchtlinge hatten die Autobahn bereits am Mittwochabend zeitweise besetzt. Seit der faktischen Schließung der Balkanroute, strandeten nicht nur tausende Schutzsuchende in dem provisorischen Flüchtlingscamp Idomeni, direkt an der griechisch-mazedonischen Grenze. Mehrere Hundert campieren seit Wochen rund um Tankstellen und Hotels in der Region.

Tausende sitzen fest

In Idomeni harren insgesamt 12.000 bis 13.000 Menschen aus. Ihre Evakuierung wird offenbar bereits vorbereitet. Dies sei die einzige Möglichkeit, um die humanitäre Lage der Flüchtlinge zu verbessern, hieß es seitens der griechischen Behörden.

Ein Caritas-Helfer sagte der APA am Mittwoch, dass 50 bis 100 Flüchtlinge in Idomeni in den Hungerstreik getreten seien. Fast alle wollten nach Deutschland weiter. Er widersprach jedoch Medienberichten, wonach die Zahl der Flüchtlinge in Idomeni weiter steige.

Video zum Thema: Idomeni: Flüchtling zündet sich selbst an

 
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