Rückgang

Immer weniger Eis am Nordpol

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Die Abnahme der Eisfläche hat sich weiter stark beschleunigt

Das Meereis rund um den Nordpol ist erneut stark geschmolzen. Zum Ende des Sommers werden nur noch etwa 4,9 Millionen Quadratkilometer des Arktischen Ozeans von Eis bedeckt sein. Damit sei die Meereisfläche im vierten Jahr in Folge unter den erwarteten Wert gesunken, sagte Professor Lars Kaleschke vom Klimacampus der Universität Hamburg am Montag in Bremerhaven. "Wir haben es mit einer Beschleunigung der Abnahme zu tun. Das finde ich bedenklich."    

Der bisherige Negativrekord wurde 2007 erreicht, als die Eisfläche in der Arktis auf 4,2 Millionen Quadratkilometer schrumpfte. In den Folgejahren nahm sie zwar wieder zu. Dennoch lag ihre Ausdehnung deutlich unter dem Wert, der nach dem Abwärtstrend der vergangenen Jahrzehnte zu erwarten gewesen wäre. Die Auswertung von Satellitenaufnahmen ergab für dieses Jahr den drittgeringsten Wert seit Beginn der Aufzeichnung im Jahr 1972.    

"Das Eis ist sehr brüchig, es gibt viele offene Wasserflächen. Nur vor Grönlands Nordküste befindet sich noch eine geschlossene Eisdecke", sagte Kaleschke. Schiffe könnten in diesem Sommer erneut sowohl die Nordost- als auch die Nordwestpassage passieren. 1980 sei der Ozean noch auf einer Fläche von 7,8 Millionen Quadratkilometern zugefroren gewesen. "Nur der menschliche Einfluss kann erklären, dass das Meereis in den letzten Jahren so erheblich abgenommen hat."

Doch die Eisfläche schrumpft nicht nur, die Schicht wird auch immer dünner. Vor 70 Jahren war das arktische Meereis noch so dick, dass es im Sommer nicht abschmelzen konnte, wie Professor Rüdiger Gerdes vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven sagte. Im 20. Jahrhundert sei das Eis pro Jahr um durchschnittlich 110 Kubikkilometer dünner geworden. Diese Entwicklung sei vor allem menschengemacht. "Hier sieht man wirklich den Klimawandel."

Als beunruhigend bezeichnete Kaleschke, dass seine Berechnungen einen stärkeren Rückgang des Meereises prognostizierten als die Modelle des Weltklimarats (IPCC). Nach Angaben von Gerdes sind Prognosen jedoch extrem schwierig. Neben der Erderwärmung seien auch natürliche Klimaschwankungen dafür verantwortlich, dass die Eisschicht taue.

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