Auf Fahndungsliste

Interpol jagt Janukowitsch

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Lawrow fordert vom Westen vor Berliner Treffen mehr Druck auf Ukraine.

Interpol hat den ukrainischen Ex-Präsidenten Viktor Janukowitsch auf die Fahndungsliste der internationalen Polizeiorganisation gesetzt. Dem 64-Jährigen werden Veruntreuung und finanzielles Fehlverhalten vorgeworfen, wie aus dem am Montag veröffentlichten Fahndungsaufruf hervorgeht.

Die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtete jedoch unter Berufung auf eine mit dem Fall vertraute Quelle, Russland werde höchstwahrscheinlich eine Auslieferung ablehnen. Janukowitsch soll sich in Russland aufhalten, wohin er sich im vergangenen Februar nach monatelangen Straßenprotesten in Kiew abgesetzt hatte.

Zu Auslieferung berechtigt

Die Aufnahme in die Interpol-Liste berechtige zu Janukowitsch' Auslieferung an die Ukraine, egal in welchem Land er in Gewahrsam genommen werde, erklärten die pro-westlichen ukrainischen Behörden. Sie beschuldigen den Ex-Präsidenten, sich gemeinsam mit Verwandten und Vertrauten auf Kosten der Staatskasse und durch korrupte Geschäfte bereichert zu haben. Janukowitsch hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Russland erklärte nach seiner Flucht, Janukowitsch sei das Opfer eines faschistischen Staatsstreichs.

Die Proteste hatten sich unter anderem gegen Janukowitsch' prorussischen Kurs gerichtet. Nach seinem Sturz annektierte Russland die Halbinsel Krim. Im Osten der Ukraine brach ein Aufstand prorussischer Separatisten aus, der immer noch anhält. Mehr als 4700 Menschen wurden getötet. Die Beziehungen zwischen dem Westen und Russland sind so schlecht wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow forderte unterdessen vor dem Ukraine-Treffen in Berlin vom Westen deutlich mehr Druck auf die Führung in Kiew. Die Regierung der Ex-Sowjetrepublik strebe offenbar weiter eine militärische Lösung an und zerstöre die brüchigen Hoffnungen auf nationale Versöhnung, sagte er am Montag in Moskau. "Der Westen muss seinen Einfluss auf Kiew nutzen, es gibt nur eine politische Lösung", sagte Lawrow der Agentur Interfax zufolge.

Kritik an Bevormundung

Moskaus Chefdiplomat kritisierte eine Bevormundung Russlands durch den Westen. "Wir hören: Benehmt euch gut in der Ukraine, dann werden wir wieder mit euch zusammenarbeiten", sagte Lawrow. Die Anschläge in Paris hätten aber gezeigt, wie wichtig internationale Zusammenarbeit sei. Lawrow wollte am Abend mit seinen Amtskollegen aus Deutschland, der Ukraine und Frankreich in Berlin über die Ukraine-Krise sprechen.

Lawrow rief die prowestliche Führung in Kiew mit Nachdruck auf, die mit den Aufständischen vereinbarte Waffenruhe einzuhalten. "Es gibt sehr beunruhigende Informationen, dass das Militär einen neuen Vorstoß im Donbass plant. Das wäre eine Katastrophe", sagte er.

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