Im Iran festgehalten

Verzögerte Frankreich Geisel-Freilassung?

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Senegals Präsident wirft Paris Störung der Vermittlungsbemühungen vor.

Einen Tag nach der Heimkehr der monatelang im Iran festgehaltenen Französin Clotilde Reiss ist ein Streit über die Hintergründe ihrer Freilassung entbrannt. Der senegalesische Präsident Abdoulaye Wade warf Frankreich am Montag vor, seine Vermittlung gestört und das Ende der Affäre damit um ein halbes Jahr hinausgezögert zu haben. Irans Präsident Mahmoud Ahmadinejad habe bereits im September vergangenen Jahres zugestimmt, die 24-Jährige ausreisen zu lassen, sagte Wade. Der Élysée habe ihn jedoch gebeten, die Angelegenheit zunächst ruhen zu lassen, da ein anderer Mittelsmann eingeschaltet sei. "Wir hätten sechs Monate gewinnen können", sagte Wade der Zeitung "Le Parisien".

Freilassung
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hatte sich nach der Freilassung der jungen Universitätsdozentin sowohl bei Wade als auch bei den Präsidenten Brasiliens, Luiz Inacio Lula da Silva, und Syriens, Bashar al-Assad, bedankt. Sie hatten ebenfalls vermittelt. Die Freilassung von Reiss erfolgte kurz vor der Unterzeichnung eines iranischen Atom-Abkommens mit der Türkei und Brasilien am Montag.

Spionagevorwürfe
Reiss war fast elf Monate wegen Spionagevorwürfen im Iran festgehalten worden. Sie hatte nach der umstrittenen Wiederwahl Ahmadinejads im Juni 2009 in E-Mails über Proteste berichtet und war auch selbst auf die Straße gegangen. Am 1. Juli wurde sie festgenommen. Seitdem hat der Fall die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Frankreich und dem Iran erheblich belastet. Frankreich setzt sich für UN-Sanktionen gegen das Land ein.

Unterdessen mehrten sich Stimmen, die die Ausreise von Reiss mit dem Schicksal zweier iranischer Häftlinge in Frankreich in Verbindung bringen. Der Elysee wies dies zurück. Dagegen meinte die iranische Oppositionelle und Filmemacherin Mehroushe Solouki, es sei offensichtlich, dass Frankreich eine Gegenleistung erbracht habe. Ahmadinejad hatte im September gefordert, in Frankreich inhaftierte Iraner freizulassen, sagte sie. "Das war der Preis, der zu zahlen war." Sarkozy hatte diesen Vorschlag damals als Erpressung gewertet und einen Austausch ausgeschlossen.

Allerdings durfte der von den USA der Militärspionage verdächtigte Iraner Majid Kakavand kürzlich in seine Heimat zurückkehren. Frankreich hatte ein Auslieferungsgesuch der Vereinigten Staaten abgelehnt. Am Montag sollte die französische Justiz außerdem über die Freilassung von Ali Vakili Rad entscheiden. Er war 1994 in Frankreich für den Mord an dem ehemaligen iranischen Premierminister Shapur Bachtiar zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

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