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Silvester-Terror

Jagd nach Istanbul-Täter: Kirgise wieder frei

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Foto- und Video-Aufnahmen zirkulieren - 28-jähriger Kirgise außer Verdacht.

Die türkischen Fahnder setzen ein zunehmend klares Bild des Attentäters zusammen, der in der Neujahrsnacht im Auftrag der Jhihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) in Istanbul 39 Party-Gäste umgebracht haben soll. Die Polizei veröffentlichte Fotos des mutmaßlichen Täters.

Im Internet zirkulierte am Dienstag ein Video, auf dem zu sehen ist, wie er sich selbst lächelnd auf dem berühmten Taksim-Platz in Istanbul filmte. Der Täter stamme nach Überzeugung der Ermittler aus einem zentralasiatischen Staat, etwa Kirgistan oder Usbekistan, berichtete die Tageszeitung "Hürriyet".

Allerdings erwies sich der Verdacht gegen den 28-jährigen Kirgisen Lache Maschrapow als unbegründet: Maschrapow wurde am Dienstag nach einer Befragung durch den kirgisischen Geheimdienst Nationales Sicherheitskomitee (GKNB) freigelassen.

Maschrapow wies gegenüber kirgisischen Medien eine Beteiligung an dem Anschlag auf den Istanbuler Nachtclub "Reina" von sich. Er sei am 1. Jänner aus geschäftlichen Gründen in Istanbul eingetroffen. Am Dienstag sei er heimgekehrt, nachdem die türkische Polizei ihn kurz wegen seiner Ähnlichkeit mit einem Verdächtigen befragt habe.

Hinweise auf die Identität des Attentäters erhielten die Ermittler auch durch die Aussagen des Taxifahrers, der ihn zum Club "Reina" brachte und Anrufe, die der mutmaßliche Täter über das Handy des Fahrers tätigte.

Der Attentäter von Istanbul kämpfte türkischen Medienberichten zufolge für den "Islamischen Staat". Daher scheine er "sehr professionell in der Handhabung von Schusswaffen gewesen zu sein", schrieb die Zeitung "Hürriyet" unter Berufung auf Ermittler. Bei dem Anschlag auf den Nachtclub "Reina" waren 39 Menschen getötet und 69 weitere verletzt worden. Der IS bezeichnete den Angriff als Vergeltung für die türkische Militärintervention in Nordsyrien.

Laut der Zeitung "Habertürk" benutzte der Attentäter bei dem Angriff auf die Nobeldiskothek am Ufer des Bosporus ein Sturmgewehr vom Typ Kalaschnikow. Er feuerte demnach rund 120 Schuss ab, von denen nur wenige die Ziele verfehlten. Zum Wechseln der Magazine zündete er Blendgranaten, um die Club-Gäste an einer effektiven Gegenwehr zu hindern.

Laut "Habertürk" hatte der Mann, der Mitte zwanzig sein soll, im November mit seiner Frau und seinen zwei Kindern zunächst eine Mietwohnung in der zentralanatolischen Stadt Konya bezogen, um "keine Aufmerksamkeit" zu erregen. Seine Ehefrau sei unter den Verdächtigen, die bereits festgenommen wurden.

Mit den beiden Ausländern, die laut der Nachrichtenagentur Dogan am Dienstag am Abflugterminal des Istanbuler Atatürk-Flughafens festgenommen wurden, erhöhte sich die Zahl der festgenommenen Verdächtigen auf 16.

Ministerpräsident Binali Yildirim kündigte an, dass das Parlament diese Woche über die Verlängerung des Ausnahmezustands um weitere drei Monate abstimmen werde. Der Ausnahmezustand war nach dem gescheiterten Militärputsch vom 15. Juli verhängt worden und würde eigentlich am 19. Jänner auslaufen. Die Regierung nutzte ihre erweiterten Vollmachten unter dem Ausnahmezustand auch, um hart gegen ihre Gegner vorzugehen.

Fußball-Bundesligist Admira Wacker Mödling fährt nach dem Anschlag von Istanbul nicht in die Türkei auf Trainingslager. Das sagte Sportdirektor Ernst Baumeister am Dienstag der APA. "Passieren kann immer etwas, aber warum soll man es herausfordern", betonte Baumeister.

Nach dem Attentat ging auch die Talfahrt der türkischen Lira weiter. Am Dienstag fiel die türkische Währung im Handel zum US-Dollar auf ein neues Rekordtief. Am späten Vormittag mussten für einen Dollar bis zu 3,60 Lira gezahlt werden und damit so viel wie noch nie. Marktbeobachter erklären die Kursschwäche zum Jahreswechsel mit dem Terroranschlag in Istanbul und einer unerwartet starken Inflation im Dezember.

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