Technisch in Ordnung

Kaczynskis Maschine war einwandfrei

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Außerdem ist der Pilot mehrfach auf die miserable Wetterlage hingewiesen worden. Immer mehr deutet darauf hin, dass der Präsident selbst am Unglück schuld war.

Die russische Staatsanwaltschaft schließt eine technische Ursache für den Absturz des Flugzeugs mit dem polnischen Präsidenten Lech Kaczynski an Bord aus. Die Maschine vom Typ Tupolew TU-154 sei in einwandfreiem Zustand gewesen, so Chefermittler Alexander Bastrykin am Sonntag.

Mehrfach über Wetter informiert
Nach Auswertung des Stimmenrekorders im Flugzeug gebe es in den aufgezeichneten Gesprächen zwischen dem Piloten und dem Tower keine Hinweise auf technische Probleme. Vielmehr sei der Pilot von Kaczynskis Maschine mehrfach auf die schlechte Wetterlage und den Nebel hingewiesen worden und habe trotzdem mehrere Landeversuche unternommen, sagte Bastrykin.

Was war los an Bord?
In Polen mehren sich die Spekulationen, wie es zu der Tragödie kommen konnte. Am häufigsten nennen Medien, Experten und Bürger einen Fehler der Piloten als wahrscheinliche Ursache, aber diese Erklärung greift für viele zu kurz. Dabei stellt sich die Frage, was sich an Bord der Tupolew-154 abspielte.

Mehrfach gewarnt
Als gesichert gilt, dass die Maschine wegen des dichten Nebels nicht hätte landen sollen. "Wir haben die polnischen Piloten gewarnt, als sie 50 Kilometer vor Smolensk waren", erklärte der Vizechef der russischen Luftwaffe, Alexander Aljoschin. Danach hätten die Fluglotsen in Smolensk das polnische Flugzeug noch viele Male aufgefordert, die Landung abzubrechen.

Polnische Piloten können ihre verunglückten Kollegen nicht verstehen. "In der zivilen Luftfahrt bekommt ein Flugkapitän ernsthafte Probleme, wenn er in so einer Situation landet - selbst wenn die Aktion gut geht", zitiert die Zeitung "Gazeta Wyborcza" anonym einen Piloten der staatlichen Linie LOT.

Pilot war gezwungen
Manche Trauernde äußern deshalb den Verdacht, dass die Piloten der Tupolew-Maschine zu dem gefährlichen Manöver gezwungen wurden. Der Flugkapitän habe zwar die Befehlsgewalt an Bord. "Aber wenn sein direkter Vorgesetzter mitfliegt, der Chef der Luftstreitkräfte, dann könnte er schon auf dessen Anweisungen hören, um zum Beispiel seine Karriere nicht zu gefährden", sagte ein Student, der vor dem Präsidentenpalast in Warschau der Toten gedachte.

Kaczynski drohte
Polnische Medien erinnern in diesen Zusammenhang an einen Vorfall von 2008. Kaczynski verlangte damals von einem Piloten, einen Flug nach Aserbaidschan zu unterbrechen und außerplanmäßig in Tiflis zu landen, um schneller in der georgischen Hauptstadt anzukommen. Als der Pilot sich weigerte, kündigte Kaczynski Konsequenzen an: "Wer Offizier wird, sollte nicht ängstlich sein", sagte das Staatsoberhaupt an Bord.

Manche Polen spekulieren, dass der Präsident am Samstag deshalb nicht zu spät zur Gedenkfeier nach Katyn kommen wollte, weil das Flugzeug mit den Journalisten schon eineinhalb Stunden zuvor dort eingetroffen war. "Vielleicht befürchtete er schlechte Presse", sagte eine junge Frau in der Warschauer Innenstadt.

Tupolew viel zu schwer
Ein anderes Flugzeug hätte den Passagieren möglicherweise das Leben retten können: Der Pilot versuchte das Flugzeug noch kurz vor der Bruchlandung wieder in die Höhe bringen. "Aber die Tu-154 ist eine schwere Maschine und so dicht über der Erde kaum ins Gleichgewicht zu bringen", sagte Alexej Korontschuk, Mitarbeiter des Smolensker Flughafens.

Polen stand für zwei Minuten still
In Polen ist Sonntagmittag mit zwei Schweigeminuten der Opfer des Flugzeugabsturzes gedacht worden. Unmittelbar zuvor läuteten im ganzen Land Kirchenglocken. Als die Alarmsirenen um 12.00 Uhr aufheulten, blieben Menschen auf der Straße stehen, Autos stoppten. Vor dem Präsidentenpalast in Warschau verharrten Hunderte Menschen in stiller Andacht. Zuvor waren die Menschen landesweit in die Gottesdienste geströmt, um der Opfer des Absturzes vom Samstag zu gedenken.

"Tränen der Mutter"
Ministerpräsident Donald Tusk zündete vor dem Parlament in Warschau eine Grabkerze für die Toten an und kniete nieder. Vom Turm der Marienkirche in Krakau ertönte das Stück "Tränen der Mutter".

Präsidentenpaar kommt noch heute
Die Särge mit dem Präsidentenpaar sind bereits am Weg nach Warschau. Vom Militärflughafen werden die sterblichen Überreste von Lech Kaczynski und seiner Frau Maria in den Präsidentenpalast gebracht.

Beim Absturz der polnischen Präsidentenmaschine, einer Tupolew-154, waren am Samstagvormittag nahe Smolensk im Westen Russlands alle 97 Insassen ums Leben gekommen. An Bord befanden sich unter anderen Kaczynski und seine Frau Maria, der polnische Generalstabschef Franciszek Gagor, Nationalbankchef Slawomir Skrzypek, Vizeaußenminister Andrzej Kremer sowie zahlreiche Parlamentarier und nahezu die gesamte Führung der polnischen Armee.

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Das Flugzeug stürzte beim Landeanflug ab.

Polens Präsident Lech Kaczynski und seine Frau starben bei einem Flugzeugabsturz in Russland.

Die Wrackteile liegen überall verstreut.

Alle Insassen, darunter weitere wichtige Köpfe Polens, starben bei dem Crash.

General Andrzej Blasik, der Chef der polnisches Luftwaffe, kam bei dem Unglück ebenfalls ums Leben.

Der Chef des Generalstabs (General Franciszek Gagor)war am Bord der Unglücksmaschine.

Trauernde vor dem Präsidentenpalast in Warschau

Ein Mann holt die polnische Flagge am Präsidentenpalast ein.

Immer mehr Menschen strömen zum Präsidentenpalast, um Kerzen aufzustellen.

Unter den Opfern ist auch die Solidarnosc-Mitbegründerin Anna Walentynowicz.