Eskalation

Kärntnerin in Ägypten: "Jetzt herrscht Chaos"

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Die 45-jährige Kärntnerin hielt es nicht mehr in der Hauptstadt Ägyptens aus.

ÖSTERREICH: Warum reisen Sie ab?
Gisela Fritz: Die vergangenen 48 Stunden waren einfach zu viel. Mehr als eine halbe Million Demonstranten auf den Straßen, keine Polizei, die Einheiten haben sich praktisch aufgelöst, völliges Chaos. Alle Polizeistationen im ganzen Land sind gestürmt oder abgefackelt worden. Gleichzeitig wurden die Gefängnisse geöffnet.

ÖSTERREICH: Macht Ihnen das Angst?
Fritz: Es mischen sich jetzt Kriminelle unter normale Demonstranten. Sie plündern, rauben Geschäfte aus, selbst das Einkaufszentrum ist leer geräumt. Die Lage ist zeitweise unkontrollierbar. Das Chaos ist perfekt.

ÖSTERREICH: Es heißt Bürgerwehren würden die Menschen beschützen?
Fritz: Ja, ein Sprecher des Militärs hat dazu aufgerufen. Mit Schlagstöcken und Golfschlägern bewaffnet, stehen die Menschen jetzt vor ihren Häusern, damit keine Plünderer reinkommen. Auch mein Mann Said hat sich einer Gruppe angeschlossen. Er hat die ganze Nacht in unserer Straße aufgepasst, dass nicht geplündert wird.

ÖSTERREICH: Hätten Sie mit einer derartigen Eskalation gerechnet?
Fritz: Nein, das hätte ich nicht geglaubt. Alles eskalierte innerhalb kürzester Zeit, nachdem der Präsident seine arrogante Rede gehalten hat. Erst danach kamen die Horden und zogen durch die Straßen. Zum Glück hält sich die Armee noch zurück.

ÖSTERREICH: In den Straßen Kairos ist kein Polizist mehr zu sehen?
Fritz: Die Polizei gibt es praktisch in diesem Land nicht mehr. Der gesamte Apparat ist verschwunden.

ÖSTERREICH: Wie geht es jetzt weiter? Gibt es eine Lösung für die Zukunft?
Fritz: Ich weiß wirklich nicht, was jetzt geschehen wird. Ich hoffe nur, dass die Lage im Land nicht noch weiter eskaliert.

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Ausnahmezustand in Kairo