Papst

"Kinder schlagen ist okay"

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Franziskus regt mit Verständnis für Prügelstrafen weltweit auf.

Mit mildem Lächeln und Botschaften der Hoffnung hat sich Papst Franziskus den weltweiten Ruf einer Lichtfigur erarbeitet.

Doch die Milde des Pontifex hat offenbar Grenzen: Franziskus bezeichnete am Mittwoch vor Gläubigen das Schlagen von Kindern als „gerechte“ Strafe.

Franziskus-Anekdote wird zum Bumerang für Papst

„Einmal“, erzählte der Papst bei einer Generalaudienz zum Thema Väter und Familie, „habe ich einen Vater bei einem Treffen mit Ehepaaren sagen hören: ‚Ich muss manchmal meine Kinder ein bisschen schlagen, aber nie ins Gesicht, um sie nicht zu demütigen‘.“

Die Reaktion des Kirchenoberhauptes: „Wie schön! Er weiß um den Sinn der Würde. Er muss sie bestrafen, aber tut es gerecht und geht dann weiter.“

Kritik.
Jetzt schlägt Franziskus eine Welle der Empörung entgegen. „Unfassbar“ finden es viele Katholiken, dass ihr oberster Vertreter zwar gegen Kriege und Hunger auf der Welt eintritt, Gewalt hinter verschlossener Türe aber verteidigt.

52 Prozent in Österreich für Gewalt an Kindern
Die „gesunde Watschen“ und Ähnliches halten nach wie vor auch viele Österreicher für unproblematisch. Erst im Dezember löste ein Artikel der Presse einen Skandal aus: Der Autor hatte unter anderem „etwas Gewalt“ in Form von „Ohrenziehen“ als sinnvolle Strafe beschrieben.

Kein Einzelfall: Laut einer Studie des Jugendministeriums finden 52 Prozent einen Klaps richtig oder teilweise richtig, die Ohrfeige 30 Prozent, eine Tracht Prügel immer noch sieben Prozent.

Und das, nachdem Österreich die Prügelstrafe vor 25 Jahren abgeschafft, 2011 die Kinderrechte sogar in der Verfassung verankert hat.

Die Wiener Jugendanwältin Monika Pinterits stellt aber klar: „Gewalt an Kindern ist ein No-Go!“ Sie kritisiert Papst Franziskus scharf

E. Kühnelt

Jugendanwältin kritisiert Franziskus: »Dumm und entbehrlich«

ÖSTERREICH: Was halten Sie von den Aussagen des Papstes?

Monika PINTERITS: Dumm und entbehrlich ist das. Insbesondere, da der Papst eine Vorbildfunktion haben sollte, wenn es um ­gewaltfreies Leben geht. Gewalt an Kindern ist ein No-Go und verboten. Sie macht krank, das ist wissenschaftlich belegt. Egal, ob man ein Kind auch ins Gesicht schlägt oder nicht.

ÖSTERREICH: Finden die ­Österreicher Ohrfeigen noch immer akzeptabel?

PINTERITS: Die Akzeptanz ist sicher noch viel zu groß und wird oft sehr verteidigt von den Leuten, die selbst als Kinder eine „Watschn“ bekommen haben. Die wenigsten schlagen ihre Kinder, weil sie sie gern schlagen. Das ist eine Form der Hilflosigkeit, des Selbsterlebten.

ÖSTERREICH: Sind die Strafen zu gering?

PINTERITS: Bestrafung allein bringt nichts, es sollte eine Verhaltensänderung bei den Eltern herbeigeführt werden. Dafür muss mit ihnen gearbeitet werden.(küe)

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