Pazifik-Insel

König von Tonga starb mit 63 Jahren

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Monokelträger Tupou V. galt als Verfechter demokratischer Reformen.

Der König des Südsee-Inselreichs Tonga ist tot. Siaosi George Tupou V. ist am Sonntag im Alter von 63 Jahren in einem Krankenhaus in Hongkong gestorben, wie die Regierung am Montag (Ortszeit) mitteilte. In einer im Radio verbreiteten Erklärung sagte Premierminister Siale'ataongo Tu'ivakano, der Tod des Monarchen habe sich wie eine "unerwartete schwarze Sturmwolke" über das Königreich gelegt. Er rief die Bewohner des Inselstaats auf, für die Königsfamilie zu beten. Laut Medienberichten hatte der Bruder und Kronprinz Tupouto'a Lavaka den Monarchen kurz zuvor in der Klinik besucht.

Verfechter von Reformen
Tupou V. galt als Verfechter demokratischer Reformen in dem Kleinststaat mit 115.000 Einwohnern. Während seiner Regentschaft wurde in dem Inselreich das Ende der absoluten Monarchie nach gut 165 Jahren besiegelt. Er war nach dem Tod seines Vaters im September 2006 als König vereidigt worden. Seine Krönung fand aber erst zwei Jahre später statt, nachdem Tongas Hauptstadt Nuku'alofa von Unruhen erschüttert worden war. Acht Menschen starben im November 2006 bei den gewaltsamen Protesten, die sich gegen ein zu geringes Tempo politischer Reformen in dem Land richteten. Der Geschäftsbezirk der Hauptstadt wurde damals weitgehend zerstört. Randalierer plünderten u. a. auch den Sitz des Premierministers und mehrerer Firmen, die Mitgliedern der Königsfamilie gehörten. Australien und Neuseeland entsandten damals Polizeieinheiten.

Erste demokratische Wahlen
Tupou V., der während der Regierungszeit seines Vaters den Ruf eines Playboy-Prinzen hatte, erkannte die Zeichen der Zeit und änderte die Verfassung. Unter der Herrschaft Tupous V. fanden im November 2010 dann die ersten demokratischen Wahlen in Tonga statt. Der verstorbene König war im Ausland auch durch seine ausgefallenen Uniformen mit Helmen aus der Kolonialzeit bekannt geworden. Er war passionierter Monokelträger und ließ sich gern in einem Londoner Taxi durch seine Hauptstadt chauffieren. Tupou V. war nicht verheiratet. Als Kind war er in der Schweiz zur Schule gegangen und studierte dann in Oxford und an der englischen Militärakademie Sandhurst.

Stammvater der Dynastie in Tonga ist der gestrandete deutsche Seemann Hinrich Meyer aus Buxtehude, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf Tonga gelandet war, eine Häuptlingstochter geehelicht und die Inseln 1845 vereinigt hatte. Als George Tupou I. bestieg er den Thron. Mit Deutschland verbindet Tonga ein Freundschaftsvertrag, der 1876 geschlossen und 1977 erneuert wurde.

Inselparadies
Tonga liegt etwa 2.000 Flugkilometer nordöstlich von Neuseeland und ist nicht einmal doppelt so groß wie das Bundesland Wien. Die meisten der polynesischen Einwohner leben auf Tongatapu, der größten und fruchtbarsten Insel. Tonga - im 17. Jahrhundert von den Holländern entdeckt und im 19. Jahrhundert von den Engländern missioniert - war nie Kolonie. 1899 wurde mit der britischen Krone ein Protektoratsvertrag geschlossen, seit 1970 ist das zum Commonwealth gehörende Königreich unabhängig.

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