Nordkorea zeigt Muskeln

Korea: Jetzt droht Krieg

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Zwei südkoreanische Soldaten getötet - Seoul kündigte "ernste Antwort" an.

Nord- und Südkorea haben sich am Dienstag eines der schwersten Feuergefechte seit Jahrzehnten geliefert und damit weltweit Sorgen ausgelöst. Dutzende nordkoreanische Artilleriegeschosse schlugen auf der südkoreanischen Insel Yeonpyeong ein. Zwei Soldaten wurden nach südkoreanischen Angaben dort getötet, 17 weitere sowie drei Zivilisten verletzt. Zahlreiche Häuser gerieten in Brand. Südkorea sprach von einer geplanten Verletzung der geltenden Waffenruhe. Nordkorea erklärte, die Südkoreaner hätten das Feuer eröffnet.

Südkorea macht mobil
Der südkoreanische Präsident Lee Myung-bak drohte mit Vergeltung. Falls Pjöngjang nochmals angreife, werde es einen "enormen Gegenschlag" geben, sagte das Staatsoberhaupt am Dienstag.

Einem hochrangigen Berater zufolge will die Regierung in Seoul eine Zuspitzung des Konflikts jedoch vermeiden. Alle Bemühungen zielten darauf ab, eine weitere Eskalation zu verhindern, sagte Chung Min-lee, ein Experte des Außenministeriums im Botschafterrang, am Dienstag. Doch wenn Nordkorea seine Angriffe nicht stoppe, werde die militärische Antwort darauf viel härter ausfallen.

Kein Einmarsch, aber Luftangriffe
Dies bedeute nicht, dass Südkorea in den Norden einmarschiere. "Aber wir werden in ähnlicher Weise reagieren, inklusive des Ausschaltens der Artillerie-Stellungen, die auf südkoreanisches Territorium gefeuert haben." Dafür führte Chung die Möglichkeit von Luftangriffen an. Nordkorea hatte am Dienstag eine südkoreanische Insel mit Dutzenden Artilleriegeschossen bombardiert. Die Führung in Pjöngjang betonte, sie habe damit auf südkoreanischen Beschuss reagiert. Südkorea hielt in der Nähe der Insel ein Militär-Manöver ab, erklärte aber, dass dabei nicht in Richtung Norden geschossen worden sei.

Russischer Außenminister: "Immense Gefahr"

Auf die Frage, ob er die Ansicht des russischen Außenministers Sergej Lawrow teile, es bestehe eine "immense Gefahr", dass es zu Kämpfen auf der Halbinsel komme, sagte Chung: "Alles hängt davon ab, zu welchen weiteren Provokationen sich Nordkorea entscheidet." Doch er gehe nicht davon aus, dass sich der Konflikt zu einem größeren Krieg auf der Halbinsel entwickele.

Spekulationen über Nordkoreas Intentionen
Als Grund des Beschusses nannte Chung mehrere Möglichkeiten. Einerseits könnte er demnach als trotzige Botschaft der Führung in Pjöngjang interpretiert werden, mit ihrem Atomprogramm fortzufahren. Der Angriff falle zusammen mit einer Asien-Tour zu Nordkorea-Fragen des US-Sondergesandten Stephen Bosworth, sagte Chung. Andererseits könne er aber auch innenpolitische Gründe haben.

Nordkoreas Staatschef Kim Jong-il sei gerade dabei, die Macht an seinen Sohn Kim Jong-un zu übertragen. In Berichten sei von sporadischem Widerstand gegen diesen Plan die Rede. Möglicherweise wolle Kim in dieser kritischen Phase Angst in der eigenen Bevölkerung schüren. Festzuhalten aber bleibe, dass erstmals seit dem Korea-Krieg nordkoreanische Artillerie-Geschosse auf südkoreanischem Boden eingeschlagen seien, sagte Chung. "Dies war ein absichtlicher Angriff auf unsere Zivilbevölkerung."

Umstrittene Insel Yeonpyeong
Die sieben Quadratkilometer kleine Insel, die von etwa 1.600 Zivilisten bewohnt wird, ist wegen ihrer Lage gefährdet. Sie befindet sich im Gelben Meer in der Nähe der Seegrenze, welche die Vereinten Nationen nach dem Ende des Korea-Kriegs 1953 gezogen haben. Nordkorea erkannte die Grenze nie an.

Auf der Insel ist ein südkoreanisches Truppenkontingent stationiert, um die nahe gelegene Seegrenze zu verteidigen. Der nordkoreanische Artillerieangriff auf die Insel traf die Bewohner am Dienstag trotzdem völlig unerwartet. In Panik flüchteten sie sich in Bunker.

Krieg unwahrscheinlich
Experten halten zwar einen Krieg zwischen Nord- und Südkorea für unwahrscheinlich, doch weitere derartige Zwischenfälle könnten nun öfter passieren. Würde der Konflikt weiter eskalieren, könnte Nordkorea Tausende Artilleriegeschoße auf die südkoreanische Hauptstadtregion um Seoul abfeuern. Außerdem könnten mit Raketen Ziele in Südkorea oder auch Japan getroffen werden. Allerdings sind die konventionellen Streitkräfte und die Militärausrüstung Nordkoreas veraltet. Bei einem tatsächlichen Krieg wäre die Niederlage Pjöngjangs wohl programmiert.

Nordkorea hat Atomwaffentests durchgeführt, ob das Land aber eine einsatzfähige Atombombe besitzt, ist jedoch mehr als fraglich. Experten meinen, Nordkorea sei nicht in der Lage, Atomwaffen so zu konstruieren, dass sie an einer Rakete angebracht werden können.

Nordkorea greift Südkorea an

Nordkoreanische Granaten schlugen auf der Insel Yeonpyeong ein.

Mindestens ein Soldat starb, mehr als zehn wurden zum Teil schwer verletzt.

60-70 Häuser stehen in Flammen.

Die südkoreanische Armee rüstet sich.

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