Gewalt eskaliert

Krawalle wegen Neonazi-Aufmärsche

Teilen

Gegen-Demonstranten lieferten sich Ausschreitungen mit der Polizei.

Bei Protesten gegen einen Neonazi-Aufmarsch in Dresden ist es am Samstag zu schweren Ausschreitungen gekommen. Die deutsche Polizei sprach von "massiven Angriffen" gewaltbereiter Linksradikaler auf Einsatzkräfte. "Sie werden mit Steinen und Feuerwerkskörpern beworfen", sagte ein Sprecher. Mindestens ein Dutzend Autos wurde beschädigt, in einem Bürogebäude gingen Scheiben zu Bruch. Autonome errichteten Sperren, die teilweise brannten. Wegen der massiven Blockaden der Gegendemonstranten verlegten die Rechtsextremen am Nachmittag ihren Aufmarsch nach Leipzig.

   Die Bundespolizei wollte sie in kleinen Gruppen begleiten. Man gehe davon aus, dass sich etwa 500 bis 600 Personen auf den Weg machen, sagte Sprecher Torsten Henkel der Nachrichtenagentur dpa. Die Leipziger Polizei bereitete sich intensiv auf einen Einsatz vor.

Gegendemonstranten
  Zuvor hatten Gegendemonstranten in Dresden über Stunden hinweg die Gegend rund um den Hauptbahnhof blockiert und damit verhindert, dass zahlreiche Rechtsextreme zu ihren Treffpunkten gelangten. Nach Berichten von dpa-Reportern gelangten immer mehr Menschen auf das abgeriegelte Areal. Die Beamten versuchten, das mit Schlagstöcken, Reizgas und Wasserwerfern zu verhindern. Zudem beendeten sie Ausschreitungen zwischen Anhängern des linken und rechten Lagers.

Neonazis
  Rund 600 Rechtsextreme seien an den Veranstaltungsorten angekommen, mehrere hundert weitere Anhänger des rechten Spektrums befänden sich noch auf dem Weg, hieß es zwischenzeitlich. Das wäre nur ein Bruchteil der von den Behörden erwarteten 4.000 Neonazis. "Die Stimmung unter den Rechtsextremen ist extrem aggressiv und aufgeheizt, weil sie angesichts der Blockaden nicht marschieren können", sagte der Sprecher des Innenministeriums, Frank Wend. Er sprach von einem "bürgerlichen Klientel", das die genehmigten drei Neonazi-Veranstaltungen blockierte.

     Zu den Gegenkundgebungen hatte das Aktionsbündnis "Dresden-Nazifrei" aufgerufen. Nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes beteiligten sich mehr als 21.000 Menschen an Mahnwachen und Protesten. Tausende waren bereits am Morgen mit 250 Bussen aus dem gesamten Bundesgebiet angereist. Die Kirchen richteten Mahnwachen an insgesamt 54 Gotteshäusern ein. Sie plädierten gegen Fremdenhass, Krieg, Gewalt und Rassismus.

   In Regie der Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland waren bereits am vergangenen Sonntag knapp 1.300 Neonazis am Rand des Dresdner Stadtzentrums marschiert. Etwa 17.000 Dresdner hatten aus Protest eine Menschenkette gebildet, etwa 3.000 säumten Straßen in Sichtweite der Rechtsextremen. Deren Marschroute war von Tausenden Polizisten abgesichert worden.
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.