Verbaler Amoklauf in Brüssel

Kritik in den USA wegen Trump-Eklat

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Heftige Kritik an den Trump-Aussagen kommt in den USA von Demokraten und Medien. Die Republikaner halten sich zurück.

Schock und Konsternation in den USA über die skandalösen Aussagen des US-Präsidenten zum Beginn des NATO-Gipfels in Brüssel.

Donald Trump war bei einem Frühstück mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, das eigentlich als harmonischer und diplomatischer Auftakt hätte dienen sollen, frontal vor allem auf Deutschland losgegangen.

Trump behauptete, Deutschland sei ein „Gefangener“ Russlands - wegen der Abhängigkeit von russischen Erdgaslieferungen. "Warum sollen die USA solche Länder verteidigen, wenn sie Russland um Milliarden reicher machen?", polterte Trump.

Die Reaktionen in den USA zusammengefasst: Erstaunen und Entsetzen.

NBC-Moderatorin Savannah Guthrie kommentierte Trumps Eklat, bei dem er mit allen diplomatischen Protokollen gebrochen hatte, in der Today-Show fassungslos: „So etwas hat noch niemand gesehen.“

In der MSNBC-Sendung Morning Joe wurde Trumps Ausraster vom Moderatoren-Duo als auch Experten einhellig verurteilt.

Der Tenor: Trump spreche hier nicht für Amerika. Alles sei einfach nur mehr peinlich.

Hingewiesen wurde auf die engen Bande zwischen den USA und Deutschland in den letzten Jahrzehnten. Es wurde auch erinnert an Ronald Reagan, der zum Fall der Mauer und dem Ende des Kalten Kriegs beitragen hatte.

Nobelpreisträger Paul Krugman meinte, dass Trumps das NATO-Verteidigungsbündnis aus reiner Bosheit sprengen wolle, einfach nur, weil es ein von den von ihm so verachteten Eliten erschaffenes System sei.

Wütende Reaktion, aber auch Unterstützung von Trump-Anhängern gab es auf Twitter. „Warum geht Trump dauernd auf unsere Alliierten los?“, twitterte ein Kritiker. „Weil sie uns über den Tisch ziehen“, konterte ein Trump-Unterstützer.

Selbst Trumps eigene Republikaner-Partei im Senat traut dem Präsidenten in Sachen Außenpolitik nicht mehr über den Weg. Es wurde ein Dokument mit einer 97:2-Mehrheit verabschiedet, in dem Amerikas volle Unterstützung der NATO bestätigt wird.

Das Repräsentantenhaus zog mit einer ähnlichen Erklärung nach. "Speaker" Paul Ryan sagte, dass die NATO ein "unverzichtbarer Bestandteil" der US-Außenpolitik sei.

Doch sonst war die Kritik der Republikaner im Kongress eher verhalten.

Scharfe Worte jedoch kommen von den Demokraten: Senator Tim Kaine nannte Trump "uninformiert".  Die Top-Demokraten Nancy Pelosi und Chuck Schumer rechneten in einer gemeinsamen Erklärung mit Trumps Krawall-Politik in Übersee ab: "Präsident Trumps dreiste Beleidigungen und Verunglimpfung eines der unerschütterlichsten Verbündeten Amerikas, Deutschland, ist eine Peinlichkeit. Sein Verhalten ist ein weiteres zutiefst beunruhigendes Signal, dass der Präsident Kreml-Chef Putin gegenüber loyaler ist als gegenüber unseren NATO-Verbündeten."

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