Syrien

Falscher Alarm um Giftgas in Kobane

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Dramatischer Augenzeugen-Bericht aus der umkämpften Stadt.

Nach Augenzeugenberichten sollen in der syrischen Grenzstadt Kobane in der Nacht Gerüchte über einen Giftgasangriff der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) in der umkämpften Kurdenstadt Kobane haben sich nach Angaben von Menschenrechtlern als falsch erwiesen. Augenzeugen aus der Stadt im Norden Syriens hatten in der Nacht berichtet, zahlreiche Bewohner würden an Atemnot leiden und Symptome eines Giftgasanschlages zeigen.

Tatsächlich soll es sich jedoch um eine Einzelperson handeln: "Ein Allergiepatient litt unter dem durch die Bombardierungen verursachten Rauch", sagte Rami Abdelrahman (Abdel Rahman), Leiter der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er sei in der Nacht stationär mit Sauerstoff behandelt worden und habe das Krankenhaus bereits wieder verlassen.

Waffen aus Deutschland und den USA
Unterdessen haben Kämpfer der Terrormiliz auf einem im Internet hochgeladenen Video eine Fallschirmladung gezeigt, die Granaten des Typs "DM41" - die Typbezeichnung eines älteren deutschen Fabrikats - enthielten. Die USA hatten zu Wochenbeginn Waffen aus kurdischen Beständen für die Verteidiger der nordsyrischen Stadt Kobane abgeworfen. Nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle landete mindestens ein Waffenabwurf in den Händen der ISIS.

Falscher Alarm um Giftgas in Kobane
© AFP

Foto: Screenshot / AFP

Das US-Verteidigungsministerium hält es für möglich, dass von den 28 abgeworfenen Bündeln mindestens eines versehentlich an den IS gelangte. Pentagonsprecher John Kirby sagte, bestätigen könne er Berichte, nach denen der IS die Waffen in Besitz genommen hat, aber nicht. "Die kurze Antwort ist: Wir wissen es nicht."

Am Montag hatte das Zentralkommando in Florida noch mitgeteilt, dass in der Nähe von Kobane eine herrenlose Ladung Waffen zerstört wurde. Damit wolle man verhindern, dass diese in die falschen Hände geraten. Kirby sagte dagegen am Dienstag, dass das Bündel zwar getroffen worden sei. Ob es tatsächlich zerstört wurde, sei aber nicht klar. Selbst wenn ein Bündel sein Ziel nicht erreicht habe, sei die Erfolgsquote der Abwürfe aber äußerst hoch.

VIDEO: Kurden Waffenlieferung falsch adressiert

US-Kampfjets fliegen Einsätze
US-Kampfflugzeuge setzten unterdessen ihre Luftangriffe nahe Kobane fort. Seit Montag seien vier Angriffe geflogen worden. Dabei seien eine "große ISIS-Einheit" sowie weitere Stellungen der Milizen und ein von ihnen besetztes Gebäude zerstört worden, teilte das US-Zentralkommando am Dienstag mit. Im Irak zerstörten demnach Kampfflieger eine IS-Stellung nahe einer Ölraffinerie sowie südöstlich des Mossul-Staudamms. Auch Verbündete hätten Angriffe auf IS-Milizen im Irak geflogen. Alle Flugzeuge seien sicher zurückgekehrt.

ISIS forciert Sturm auf Kobane
ISIS hatte zuvor seinen Ansturm auf Kobane forciert. Nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden neue Einheiten der radikalen Islamisten aus den vom IS kontrollierten syrischen Städten Al-Raqqa und Jarabulus abgezogen. Auf kurdischer Seite waren nach Angaben der türkischen Regierung bis Dienstagabend noch keine verbündeten Peschmerga-Kämpfer aus dem Nordirak eingetroffen. Die Türkei hatte am Montag kurdischen Kämpfern aus dem Irak eine Einreiseerlaubnis nach Kobane erteilt.






 

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