Wilde Diskussionen bei EU-Gipfel

Kurz: Harter Brexit nächste Woche verhindert

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Brexit-Aufschub bis 12. April - Bei Zustimmung zu Deal mit EU bis 22. Mai.

Ein ungeordneter "harter Brexit" ist nach Worten von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) vom Tisch. "Was einmal gelungen ist, und das war oberstes Ziel des heutigen Tages, den 'hard Brexit' nächste Woche zu verhindern", sagte Kurz am Donnerstagabend nach dem EU-Gipfel in Brüssel.

Es sei klar, dass es einen Brexit-Aufschub bis 12. April gebe. Wenn der Deal mit der EU im britischen Unterhaus nächste Woche Zustimmung finde, gebe es einen Aufschub bis 22. Mai, um den Brexit geordnet über die Bühne zu bringen. Wenn es keine Zustimmung gebe, liege es an Großbritannien, aktiv zu werden, um einen "harten Brexit" zu verhindern, doch wäre man diesem dann wieder einen Schritt näher.

EU bereitet zweispurigen Brexit-Aufschub vor

Der EU-Gipfel in Brüssel erwägt offenbar zwei Szenarien für einen Brexit-Aufschub. Sollte die Abstimmung über den Austrittsvertrag mit der EU in Großbritannien positiv ausgehen, könnte London einen Aufschub bis zum 22. Mai erhalten, ansonsten müssten die Briten bis 12. April klären, wie es weiter geht.

"Der Europäische Rat vereinbart eine Verlängerung bis 22. Mai 2019, unter der Bedingung dass die Austrittsvereinbarung vom Unterhaus nächste Woche angenommen wird", heißt es in dem Entwurf. "Wenn die Austrittsvereinbarung vom Unterhaus nächste Woche nicht angenommen wird, vereinbart der Europäische Rat eine Verlängerung bis 12. April 2019 und erwartet vom Vereinigten Königreich, einen Weg aufzuzeigen, bevor der Europäische Rat dieses Datum erwägt."

Der EU-Gipfel betont laut dem Entwurf außerdem, dass die Austrittsvereinbarung vom November 2018 nicht mehr aufgemacht werden kann. Der Gipfel billigt aber die Zusicherungen, die zwischen EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und der britischen Premierministerin Theresa May am 11. März in Straßburg vereinbart wurden. Juncker hatte May erneut versichert, dass die EU die Auffangregelung für eine offene Irland-Grenze (Backstop) nicht auf ewig verlängern will.

Darum der 12. April

Das Datum 12. April ergibt sich aus der Vorbereitung der Europawahl, die vom 23. bis 26. Mai stattfindet. Bis dahin müssen die EU-Staaten ihre Pläne zum Ablauf der Europawahlen offiziell bekanntgeben. Bei einer längeren Verschiebung müsste Großbritannien an der EU-Wahl teilnehmen. Dann würde es wohl im April auch einen weiteren Brexit-Sondergipfel der EU geben, hieß es.

Im Gespräch war zuvor auch ein Brexit-Aufschub bis zum 7. Mai oder bis Ende 2019. May setzte sich aber nicht durch: Laut EU-Ratskreisen wollen nur Polen, Litauen und Griechenland den 30. Juni haben, wie dies auch die britische Premierministerin May wünschte.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warnte Großbritannien, dass es auf einen "harten Brexit" zusteuert, wenn der Deal mit der EU bei der nächsten Abstimmung im britischen Unterhaus erneut scheitert. "Bei einem negativen Votum, gehen wir auf einen No Deal zu", sagte Macron.
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