Tripolis

Libyen: Mehr als 30 Tote bei Protesten

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Bewaffnete Milizen schossen auf Demonstranten in Tripolis.

Bei gewaltsamen Zusammenstößen in der libyschen Hauptstadt Tripolis sind am Freitag neuen Behördenangaben zufolge mindestens 31 Menschen getötet und 285 weitere verletzt worden. Das Gesundheitsministerium korrigierte die Opferzahl nach oben, rechnete aber mit weiteren Toten, nachdem eine zunächst friedliche Demonstration hunderter Libyer gegen eine mächtige Miliz in blutige Gewalt umgeschlagen war.

Laut einem Ministeriumssprecher hatten Bewaffnete aus dem Hauptquartier der Misrata-Miliz auf die Demonstranten geschossen. Daraufhin stürmten Mitglieder anderer Milizen die Gebäude und steckten sie in Brand.

Die libysche Regierung rief in einer Stellungnahme zum Waffenstillstand auf, "um die Ordnung in der Hauptstadt wiederherstellen zu können". Imame und der Mufti von Tripolis hatten sich zuvor in den Freitagsgebeten hinter die Stadtregierung gestellt und zu den Demonstrationen gegen alle Milizen aufgerufen. Viele hundert Menschen beteiligten sich.

Sie zogen mit weißen Flaggen als Zeichen ihrer Friedfertigkeit sowie mit den Landesflaggen auf die Straße und sangen gemeinsam die Nationalhymne. Vom Meliana-Platz zogen die Demonstranten zum Hauptquartier der besonders berüchtigten Misrata-Miliz im südlichen Stadtteil Gharghur.

Aus den belagerten Gebäuden wurden schließlich Schüsse abgefeuert. Zuerst zielten sie in die Luft, schließlich in die Menge, wie ein AFP-Reporter beobachtete. Ein Sprecher der Miliz, die aus der Stadt Misrata östlich von Tripolis stammt, sagte dem Privatsender Al-Naba, die Demonstranten hätten das Feuer eröffnet.

Unter die Demonstranten mischten sich nach den ersten Schüssen bewaffnete Mitglieder von in Tripolis beheimateten Milizen. Sie stürmten schließlich das Areal mit mehreren Häusern, in denen sich die Misrata-Milizionäre verschanzt hatten.

Nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 waren die Milizionäre zunächst als Helden gefeiert worden, doch weigern sie sich seitdem, ihre Waffen abzugeben oder sich in die neuen Sicherheitskräfte einzugliedern.

Die Milizen bekämpfen sich auch gegenseitig und widersetzen sich der Aufforderung der schwachen Zentralregierung, die Hauptstadt Tripolis zu verlassen. Im Oktober hatten Milizionäre sogar Regierungschef Ali Seidan entführt und einige Stunden lang festgehalten, bevor sie ihn freiließen.
 


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